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# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Der sehr vitale Pensionär
> Wolfgang Niersbach ist 61 und arbeitet ehrenamtlich für den DFB, als
> Verbandspräsident. Zudem kriegt er Rente – vom DFB. Das wirft Fragen auf.
Bild: Soll er sich in Zukunft etwa nur noch von Currywurst ernähren? Wolfgang …
Man stelle sich vor, es verdient jemand als Generalsekretär in einem großen
Sportverband etwa eine halbe Million Euro im Jahr. Dann wechselt er aber in
ein Ehrenamt; er wird Präsident des Sportverbands. Dieser Posten ist
ungleich prestigeträchtiger, aber hier wird nur eine jährliche
Aufwandsentschädigung von 70.000 Euro gezahlt.
Das ist ein jäher finanzieller Absturz. Und wenn man bedenkt, dass dieser
Präsident sich gern im Kreis von Nationalspielern aufhält, die manchmal
fünf Millionen Euro netto verdienen, dann kann man sich vorstellen, dass
der Verbandschef, der übrigens Wolfgang Niersbach heißt und dem Deutschen
Fußball-Bund vorsteht, sich so seine Gedanken macht, wie man trotz der
Gemeinnützigkeit des Verbands und trotz des Ehrenamts ein bisschen mehr
verdienen kann als jene mickrigen 70.000 Euro. Das wäre doch nur
angemessen, oder etwa nicht?
So ist man allem Anschein nach auf die grandiose Idee gekommen, dem
präsidialen Herrn Niersbach seit Amtsantritt im Jahre 2012 eine
Betriebsrente zukommen zu lassen, obwohl er weder Rentner noch aus dem
Fußball-Verband ausgeschieden ist. Und 65 Jahre alt ist Niersbach auch noch
nicht. Er ist 61 und vertritt recht vital die Interessen des deutschen
Fußballs. Das macht er nicht als Pensionär, sondern als Präsident.
Die Zahlung einer Betriebsrente wurde wohl schon 1993 ausgehandelt wie Die
Welt berichtet. Dass sie parallel zum Amt ausgezahlt wird, ist ein heikles
Konstrukt. Dem ehemaligen DFB-Präsident Theo Zwanziger war diese Form der
Frühberentung offenbar nicht geheuer. Er witterte Untreue und zog sich aus
den Gehaltsverhandlungen zurück.
## Die Sache hat ein Geschmäckle
Jetzt, da beide Funktionäre Erzfeinde sind, lässt er die Causa Niersbach
von der Ethikkommission der Fifa prüfen. Das ist sein gutes Recht, denn die
Sache hat ein Geschmäckle. Das wusste sicherlich auch der DFB, der einen
Gutachter beauftragte. Es überrascht kaum, dass der zu dem Urteil kam, die
Sache sei okay. Aber ist sie das wirklich? War Niersbach zu gierig? Ist er
ein Parvenü?
Dass der DFB-Präsident ein Ehrenamtler ist, mag merkwürdig erscheinen, doch
solange diese Regelung besteht, muss für Deutschlands obersten
Fußballfunktionär klar sein, dass seine Bezahlung in erster Linie ideeller
Natur ist. Wolfgang Niersbach täte gut daran, seine Bezüge offenzulegen,
auf die Betriebsrente zu warten, bis er nicht mehr Präsident ist – und sich
bis dahin in seiner Rolle als Verbandsboss zu sonnen. Das ist ein
unbezahlbarer Mehrwert. Seit Sommer ist er auch noch Fußball-Weltmeister,
und bald sitzt er auch in der Fifa-Exekutive, also der Weltregierung des
Fußballs.
Das passt wie ein Ball in den Winkel: Eine weiße Weste haben im Reich des
Sepp Blatter die wenigsten.
23 Feb 2015
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Fußball
Theo Zwanziger
Ehrenamt
Deutscher Fußballbund (DFB)
Wolfgang Niersbach
Funktionäre
Fußball
WM 2014
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