Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Heimelige Heizpilz-WM
> Vorfreude, schönste Freude: Besser hätten es die Fifa und Sepp Blatter
> gar nicht treffen können mit ihrer Winter-Weltmeisterschaft 2022 in
> Katar.
Bild: Tor!!!
Die Fifa, ritueller Hort des Bösen, wurde diesmal nur mit einem eher
kleinen Häufchen Spott überhäuft. Die internationale Fußballgemeine hatte
sich relativ schnell arrangiert mit der Aussicht, im November und Dezember
2022 auf WM-Modus umzuschalten.
Den Fans in Deutschland gefällt der Gedanke, mit einem Glas Glühwein in der
Hand und einer Wollmütze auf dem Kopf Fußball zu gucken. Das Publikum mag
zwar gemeinhin im Sommer dem kollektiven Wahnsinn verfallen, aber
psychopathologisch auffällig werden kann man auch im Winter.
Fußball im Advent? Warum nicht. In einer Hochphase des Konsums wird eben
auch ein bisschen Event-Fußball konsumiert. Die Fans werden froh sein, der
gespielten Sentimentalität mit Jingle Bells und Tralala zu entgehen – und
die Sportartikelhersteller frohlocken eh schon. Es werden bestimmt viele
WM-Kollektionen von Adidas, Puma oder Nike unterm Weihnachtsbaum landen.
Die Entscheidung der Fifa scheint einen gewissen Charme zu haben, weil es
viele Profiteure gibt und kaum Verlierer.
Gut, da ist der US-Fernsehsender Fox, der es lieber gesehen hätte, wenn die
Kicker unter der Wüstensonne ordentlich durchgegrillt worden wären, weil im
Herbst die Saison im American Football auf den Höhepunkt zusteuert. Und
auch der Deutsche Ski-Verband jammert, weil sich dann niemand mehr für die
vielen Weltcups in Winterberg, im Fleimstal oder in Strbske Pleso
interessieren wird. Auch die Fußballklubs in Europa klagen.
## Petrodollar ins Maul
Aber all das lässt sich lösen – mit dicken Schecks aus Katar. Nichts ist so
überzeugend wie eine Millionenüberweisung aufs eigene Konto. Es ist jene
Art von Überzeugungsarbeit, die jeder in der Welt des Sports honoriert. Die
Wintersportler dürfen sich darüber hinaus damit trösten, dass sie im Jahr
2022 schon ihren Höhepunkt hatten, mit Winterolympia im Februar. Es muss
sich also niemand aufregen, und wer es doch tut, dem stopft man ein paar
Petrodollar ins Maul. Das lässt ihn schnell verstummen.
Auch unter Marketingaspekten ist diese Verlegung in den Winter geradezu ein
Coup. Das Publikum dürstet nach Abwechslung und Unterhaltung. Es verschafft
einen besonderen Kick, wenn das geliebte Ereignis plötzlich in die kalte
(Europa) oder kältere (Katar) Jahreszeit verlegt wird. Jeder Fußballfreund
muss sich gedanklich neu sortieren, und allein das sorgt schon für einen
Kitzel der Vorfreude. Das wird doch bestimmt irre, Public Viewing bei
Schneefall und unterm Heizpilz, raunt man sich bereits zu. Und noch schöner
wird es, wenn die Bundesliga gleich nach der Weltmeisterschaft weitergeht,
weil sie ihre Winterpause ja während der WM eingelegt hat.
Vieles scheint nun möglich: Eine sommerliche Alpin-WM in einem gigantischen
Hallenkomplex in der Wüste. Oder eine Unterwasser-Leichtathletik-WM in
einem Komplex vor der chinesischen Küste. Klingt utopisch? Vielleicht, aber
letztlich geht es nur ums Ausloten des zirzensischen Potenzials im Sport.
25 Feb 2015
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Fußball
Sepp Blatter
Fifa
Fußball-WM
Katar
Fußball-WM 2022
Fußballweltmeisterschaft
CO2-Emissionen
RTL
Sepp Blatter
Bratwurst
Visum
## ARTIKEL ZUM THEMA
Pro und Contra Heizpilze gegen Corona: Heißer Herbst oder kühles Klima?
Können Heizpilze der Berliner Gastronomie über den Herbst helfen? Die
Dehoga fordert das. Doch Senat und Bezirke stellen sich stur.
Doku-Drama bei RTL: These boots are made for fighting
In „Duell der Brüder – Die Geschichte von Adidas und Puma“ entstehen aus
einem Bruderzwist zwei Weltfirmen. Die NS-Zeit wird dabei nicht ausgespart.
Kolumne Press-Schlag: Der Fußball ist unmoralisch
Die Fifa hat sich bei der WM-Vergabe an Katar das Schweigen der
Spitzenklubs nicht erkauft. Die Vereine vertreten nur ihre ökonomischen
Interessen.
Die Streitfrage: „Beißen Sie mal auf Holzkohle“
Aus Unwichtigem können Konflikte entstehen. Ob mit Gas oder Kohle gegrillt
wird, ist so eine Frage, die gern mal in Rauch aufgeht.
Fußball-WM 2022: Schuften, bis die Wüste lebt
Auch im Hinblick auf die Fußball-WM 2022 kündigte Katar bessere
Arbeitsverhältnisse an. Doch die Gastarbeiter werden nach wie vor brutal
ausgebeutet.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.