# taz.de -- Kommentar Regierung und Psychologen: Die Bürger im Blick | |
> Die Bundesregierung hat Sozialexperten angeheuert. Die sollen | |
> herausfinden, warum manche Projekte nicht beim Volk ankommen. Ein guter | |
> Anfang. | |
Bild: Die Kanzlerin braucht Hilfe: Wie regiert man modern? | |
Gesünder essen, die Wohnung wärmedämmen, ein steuerehrlicher Bürger sein – | |
wäre es nicht besser für dieses Land, wenn wir alle endlich mal das | |
Richtige täten? Sinkende Gesundheitskosten, weniger Energieverbrauch, | |
zuverlässig sprudelnde Steuereinnahmen kämen doch dem ganzen Land zugute. | |
Aber was genau wäre denn das Richtige? Das, was das jeweilige Parlament in | |
demokratischen Prozessen diskutiert, beschlossen und schließlich in schwer | |
verständliche Gesetze gegossen hat? Oder nicht eher das, was die | |
Wählerinnen und Wähler in ihrer jeweiligen Lebenssituation als für sie | |
richtig und relevant erkannt haben? | |
Mit ihrem aktuellen Projekt „Wirksam regieren“ will die Bundesregierung | |
herausfinden, warum manches Projekt so grandios gescheitert ist. Und was | |
die Politik tun muss, um bei den BürgerInnen das Gefühl zu vermeiden, es | |
würden an ihrer Lebenswirklichkeit vorbei Gesetze gemacht. | |
Für die Fehleranalyse hat das Bundeskanzleramt Sozialexperten eingestellt. | |
Die drei neuen MitarbeiterInnen sollen helfen, Regierungsarbeit zu | |
modernisieren. Doch obwohl andere europäische Länder damit schon gute | |
Erfahrungen machen, ist das Misstrauen gegenüber dieser Art psychologischer | |
Expertise groß. | |
Kein Wunder. Wer sagt denn, dass der Maßstab für politische Projekte | |
tatsächlich die Bedürfnisse der WählerInnen sind? In Zeiten, da Lobbyisten | |
Hausausweise für den Deutschen Bundestag haben, wächst das Misstrauen, | |
manipuliert zu werden. Die sinkende Wahlbeteiligung spiegelt dieses | |
Glaubwürdigkeitsproblem seit Langem. | |
Dennoch ist es richtig, ExpertInnen mit Fragen des modernen Regierens zu | |
befassen. Aus Angst vor dem Wutbürger fällige Reformen zu vertagen, bringt | |
nichts. Zu schauen, was besser gemacht werden kann, ist ein Anfang. | |
2 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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