# taz.de -- Kosmetik-Vertrieb in Online-Apotheken: Dr. Hauschka will nicht mehr | |
> Einige Produkte der Firma Wala sollen nicht mehr über Onlineshops | |
> vertrieben werden. Dagegen wehrt sich nun ein Händler aus Pforzheim. | |
Bild: Wirkt bestimmt auch: Lehm auf Haut und Haar. | |
BERLIN taz | Der Konzern Wala, zu dem Deutschlands zweitmeistgekaufte | |
Naturkosmetikmarke Dr. Hauschka gehört, will seine Produkte nur noch in | |
wenigen Onlineshops verkaufen. Nur, wo auch ein echter und namensgleicher | |
Laden vor Ort existiert, sollen die Produkte erhältlich sein. Das kommt | |
vielfach einem Verkaufsstopp gleich. | |
Modemagazine preisen die Naturkosmetik der Marke Hauschka, weil angeblich | |
Stars und Models auf sie schwören. Sie verkauft sich weltweit. Offenbar | |
will der Wala-Konzern nun verstärkt auf den Verkauf vor Ort setzen – | |
zulasten der Onlineshops. Sebastian Kraus musste das bereits erfahren. | |
In seiner familienbetriebenen Apotheke Am Markt in Pforzheim verkauft er | |
seit 2005 Dr. Hauschka, auch im zugehörigen Onlineshop. Der aber heißt | |
Bodyguard. Und Wala, das Unternehmen hinter Dr. Hauschka, sagt, dass dieser | |
Name unter dem neuen Markenpartnervertrag nicht mehr zulässig ist. Für die | |
Apothekerfamilie Kraus ist dies gravierend: „Dr. Hauschka ist eines der | |
gefragtesten Produkte unseres Webshops“, so Sebastian Kraus. | |
Bis Ende des Monats sollen alle Dr.-Hauschka-Produkte aus dem Sortiment des | |
Onlineshops der Pforzheimer Apotheke genommen werden. Doch Kraus wehrt | |
sich. | |
## Verbot ist nicht erlaubt | |
Er sieht den Wettbewerb durch die Forderungen von Dr. Hauschka verzerrt und | |
glaubt, dass das Unternehmen einfach nur den Onlinehandel mit den teils | |
satten Rabatten umgehen will. Ein Verbot des Onlinehandels ist laut | |
EuGH-Urteil nämlich nicht erlaubt. Ein Anwalt ist nun eingeschaltet. | |
Hintergrund sind die neuen Markenpartnerverträge, die Wala seit dem Herbst | |
2014 ausgibt. Sie sehen vor, dass der Name des Webshops und dessen | |
Internetadresse dem Namen des stationären Geschäfts entsprechen müssen. | |
Auch verlangt das Unternehmen, wie es der taz bestätigte, von ihren | |
autorisierten Partnern,dass sie Telefonberatungen anbieten. Zudem dürfen | |
online nur die Produkte vertrieben werden, die es auch im stationären | |
Geschäft zu kaufen gibt. Das alles sei unter dem Konzept des „virtuellen | |
Schaufensters“ zu fassen, erklärte eine Sprecherin. | |
Wala werde immer etwas finden, um zu sagen, „warum wir die Produkte nicht | |
online vertreiben dürfen“, meint Kraus. Genau das würde die Regelung des | |
virtuellen Schaufensters bedeuten, glaubt er: „Mal wird es das Foto sein, | |
dass nicht gut genug ist, mal, dass das Logo schlecht platziert ist, sie | |
wollen das Onlinegeschäft einfach nicht.“ | |
Auch die Forderung, eine Domain zu haben, die genauso heißt wie das | |
Geschäft, sei „illusorisch“, erklärt Moritz Diekmann von der Kanzlei | |
Diekmann, die Kraus vertritt. „Wahrscheinlich gibt es Hunderte von | |
Apotheken am Markt in Deutschland, da wird es problematisch, sich immer die | |
gleichlautende Domain zu sichern.“ | |
Wala sieht das ganz anders: „Unser Markenpartnervertrag erlaubt den | |
Onlinevertrieb. Die Kriterien dafür sind klar geregelt und entsprechen | |
geltendem Recht“, erklärte die Unternehmenssprecherin. Sie betont, dass der | |
Onlinevertrieb zeitgemäß sei und den Bedürfnissen vieler Kunden entspreche. | |
Aber, so meint sie weiter: „Auch das hohe Image der Marke muss für den | |
Internetnutzer erkenn- und erlebbar sein. Und das findet er in erster Linie | |
nach wie vor im Fachhandel vor Ort.“ Zu Familie Kraus und der Apotheke am | |
Markt wollte das Unternehmen nicht öffentlich Stellung beziehen. Das sei | |
nicht Stil des Hauses. | |
## Mögliche Hilfe vom Kartellamt | |
Kraus erwägt nun, sogar das Kartellamt einzuschalten. Denn: Im Jahr 2012 | |
hatte die Marke Hauschka einen Marktanteil von rund 30 Prozent an | |
Naturkosmetik, so Bio-Markt.info – somit eine fast marktbeherrschende | |
Stellung. Bricht dieses Geschäft für die Anbieter weg, hätte das für viele | |
bisherige Vertreiber teilweise drastische finanzielle Einbußen. „Es geht | |
bei uns nicht um 5 Packungen am Tag, sondern um eine niedrige 6-stellige | |
Eurosumme pro Jahr“, erklärt Kraus. | |
Bereits in der Vergangenheit war Wala wegen seiner Verkaufsstrategie | |
negativ beim Bundeskartellamt aufgefallen. 2013 musste das Unternehmen 6,5 | |
Millionen Euro Strafe zahlen, denn Wala hatte jahrelang Händler unter Druck | |
gesetzt und dazu verpflichtet, die Preisempfehlungen für seine | |
Naturkosmetikprodukte der Marke Dr. Hauschka zu befolgen, heißt es im | |
Jahresbericht 2013 der Behörde. | |
9 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Alina Leimbach | |
## TAGS | |
Apotheken | |
Online-Shopping | |
Lebensmittel | |
Kosmetik | |
Veganismus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Wenig Obst und Gemüse im Web: Der Käsehändler ist jetzt im Netz | |
Frische Lebensmittel gibt es online kaum zu kaufen, so eine Studie. | |
Forscher sehen im Internethandel Chancen für Nischenanbieter. | |
Genetisch veränderte Lebensmittel: Kosmetik für Äpfel | |
Die USA lassen Gen-Äpfel zu, die nicht braun werden. Damit könne die | |
Lebensmittelverschwendung eingedämmt werden – sagt der Hersteller. | |
Grünen-Antrag gegen Mikroplastik: Schädliches Peeling | |
Der Bundestag berät darüber, Plastikpartikel in Kosmetika abzuschaffen. Die | |
Grünen wollen verhindern, dass noch mehr davon in Gewässern landet. | |
Gefahren bei veganem Nagellack: Gift auf dem Finger | |
Der Lack ist ab: „Ökotest“ hält zwei vegane Nagellacke wegen | |
gesundheitsschädlicher Substanzen für nicht verkehrsfähig. Ein Hersteller | |
wehrt sich. |