Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- "Werner"-Erfinder wird 65: Held im Ruhestand
> Rötger Feldmann alias "Brösel" hat mit seinen "Werner"-Comics den ganzen
> unbestreitbare Stumpfsinn der Wirklichkeit in Sprache und Bild gefasst.
> Kommende Woche wird er 65.
Bild: Selbstzitat in Farbe: "Werner"-Erfinder Rötger Feldmann.
Fast zehn Jahre lang hat Rötger Feldmann alias Brösel eine wichtige
Funktion gehabt. Deswegen ist es richtig, daran zu erinnern, dass der Mann
kommende Woche 65 wird. Auch wenn es am Ende doch nur wie noch ein
Zusatz-Argument für die Rente mit 40 klingt. Denn dieser Mann aus Lübeck,
der in Flensburg in die Lehre ging, hat mal eine Lücke gefüllt.
Ja, Brösel war ein Held. Er hat das Genre Comic in Deutschland als
subversive und doch massen- und (entgegen dem Elternwillen)
kinderkompatible Kunstform über die Zeit gerettet, durch den
Beugelbuddelbier bölkenden Installateurslehrling Werner, was denn sonst.
Die Werner-Dekade begann, nachdem „Der große Graben“ endgültig bewiesen
hatte, dass mit René Goscinny auch der Witz der Asterix-Comics gestorben
war, und das Fortschreiben der Serie bloß im tristen Modus des
Selbstplagiats geschah. Da tauchte dann plötzlich Werner auf: Schwarz-weiß,
lässiger Strich, ewige Kotzerei, Bier ohne Ende und trotzdem
Motorradfahren, auf einer Horex, die mit der
Straßenverkehrszulassungsordnung so wenig gemein hatte, dass sie ständig
mit ihr konfligierte.
Werner, ach! Mit nostalgischem Schauder treten da diese Witze vors innere
Auge: ’ch sachma nur Urheberrecht, Angola könnt ich mir totsaufen oder am
wahrsten, am authentischsten, am besoffensten bestimmt der Weinbrand, der,
die Erkenntnis dämmert am Tresen, auch ma ganz schön sei: „Ja, man kann ja
nich immer lachen.“ Schleswig-Holstein liegt halt wirklich teilweise klar
unter Normalnull.
Hier war endlich, und das hätte kein Roman und kein Film je besser gekonnt
als diese Strips, der ganze unbestreitbare Stumpfsinn der Wirklichkeit in
Sprache und Bild gefasst, konsequent schnoddrig bis hin zur damals
revolutionären Benennung des Semmel-Verlachs. Mit dem war’s vorbei, kurz
nachdem 1990 der erste Werner-Film in die Kinos kam. Heute lässt Brösel bei
Ehapa drucken, und der zweite Aufguss seiner Witze ist koloriert: Reichtum
verdirbt halt die Anarchie – selbst verdienter.
13 Mar 2015
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
## TAGS
Comic-Held
Kulturpolitik
Comic
## ARTIKEL ZUM THEMA
Rötger Feldmann über „Werner“-Comics: „Ich bin noch nicht ganz durch da…
Obwohl Rötger Feldmann alias Brösel älter und bequemer geworden ist, denkt
er nicht ans Aufhören und versucht, Werner als Fracking-Gegner ins Heute zu
holen.
Streit um Bremer Museum Weserburg: Geld kann man nicht ausstellen
Die Stadt Bremen will Europas erstes Sammlermuseum abwickeln. Sie verkauft
es stattdessen als eine „radikale Neuaufstellung“.
Brotlose Bildgeschichten: Zeichnen macht glücklich
In Kiel wächst eine Comic-Szene heran. Mit dem Magazin „Pure Fruit“ bieten
die Herausgeber der Kunstform eine Freifläche. Und bringen nebenbei einsame
Zeichner zueinander. Geld bekommen sie nicht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.