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# taz.de -- Grüne IT: Serverfarmen beheizen Stadt
> Wo Computer arbeiten, entsteht Abwärme. Damit will man in Schweden
> heizen. Der Trend der Green-IT hat nun auch die großen Konzerne erreicht.
Bild: Größere Anlagen von Rechenzentren verbrauchen oft mehr Strom als eine m…
STOCKHOLM taz | Rechenzentren verbrauchen nicht nur so viel Strom wie eine
mittelgroße Stadt. Wie jeder Computer produzieren sie auch Wärme. Die
wollen moderne Rechenzentren nutzen. Das „Zero Emission Data Center“ in der
Schweiz beispielsweise beheizt damit Wohnungen.
Das EcoDataCenter im schwedischen Falun soll die Energie in das kommunale
Fernwärmesystem einspeisen. In der letzten Woche begannen die Bauarbeiten,
im kommenden Jahr soll dann die erste von drei Serverhallen bereit sein, um
in den Betrieb zu gehen.
Die Stadt Falun in der Provinz Dalarna kämpft schon seit Jahren darum,
Vorreiterin bei klimafreundlicher Energieversorgung zu sein. In der
Produktion von Elektrizität und Fernwärme ist der kommunale
Energieversorger Falu Energi och Vatten (FEoV) vollständig von fossilen auf
erneuerbare Energiequellen umgestiegen. Dafür hat ihm die Internationale
Energieagentur IEA 2009 und 2013 den „District Energy Climate Award“
verliehen.
Das neue Rechenzentrum soll nun mit Wind-, Sonne-, Wasser- und
Bioenergiestrom versorgt werden. Zudem überlegte man, wie man eine
„Symbiose zwischen diesem Rechenzentrum und unserem kommunalen
Versorgungssystem“ entwickeln könne, so FEoV-Chef Bengt Gustavsson.
## Trend geht zur Green-IT
Die Idee: Die Wärme soll in das Fernwärmesystem der 40.000-Einwohner-Stadt
eingespeist werden, ein Teil davon soll Energie zur Kühlung der Rechner
liefern. Zudem wird eine Dachbegrünung im Sommer zum Kühlen beitragen.
Wie man die Energie der Rechenzentren effizient nutzen kann, ist eines der
großen Themen, mit denen sich die sogenannte Green-IT beschäftigt. Schon
jetzt gibt es dem Schwedenchef des Elektrotechnikunternehmens Schneider
Electric zufolge weltweit etwa drei Millionen solcher Anlagen. Der
steigende Bedarf an solchen Rechenzentren und das „Internet der Dinge“
würden bewirken, dass es bald fünf Millionen seien, so Marc Nezet.
Als Kriterien für die Energieeffizienz von Rechenzentren hat das
internationale IT-Consortium Green Grid den sogenannten Power Usage
Efficiency Faktor (PUE) entwickelt. Ideal wäre demnach ein PUE-Faktor von
1,0. Gängige Rechenzentren der höchsten Zuverlässigkeits- und
Sicherheitskategorie kommen bislang allenfalls auf PUE-Werte von über 1,2.
Der Energieverbrauch der Informations- und Kommunikationstechnologie sei
derzeit bereits für 10 Prozent des weltweiten Stromkonsums verantwortlich.
Der größte Teil davon entfalle auf den Betrieb von Rechenzentren, so
Gustavsson.
## Standortvorteil Kälte
Größere Anlagen verbrauchten oft mehr Strom als eine mittelgroße Stadt,
dabei entfleuche ein großer Teil dieser Energie in Form von Wärme in die
Atmosphäre. Wissenschaftler gehen davon aus, dass alle Rechenzentren
weltweit möglicherweise in fünf Jahren mehr Kohlendioxid freisetzen werden
als der gesamte Flugverkehr.
Auch die großen IT-Konzerne versuchen sich als „grün“ und „klimafreundl…
zu positionieren, wenn es um neue Datenzentren geht. Microsoft, Google und
Facebook entschieden sich beim Bau europäischer Anlagen für Schweden und
Finnland. Wegen der dortigen Wasserkraft, aber auch weil die niedrigeren
Durchschnittstemperaturen den Kühlaufwand für die Rechner vermindern.
Apple kündigte Ende Februar an, im dänischen Viborg ein Rechenzentrum zu
errichten, das einen Strombedarf wie eine Stadt mit 175.000 EinwohnerInnen
haben soll. Dieser soll ausschließlich aus erneuerbaren Quellen – dänischer
Windenergie und norwegischer Wasserkraft – gedeckt werden. Und auch hier
will man mit der Abwärme der Rechneranlage das städtische Fernwärmenetz
mitversorgen.
17 Mar 2015
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Energieversorgung
Technologie
Energieeffizienz
IT-Branche
Schwerpunkt Klimawandel
Fukushima
Erneuerbare Energien
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