# taz.de -- Partnerland der Cebit: Ausgerechnet China | |
> Die Volksrepublik schottet sich von internationaler IT-Technologie ab. | |
> Dennoch ist China das Partnerland der diesjährigen Computermesse Cebit. | |
Bild: Jack Ma, Chef des Internetkonzerns Alibaba Group, verlässt die Cebit nac… | |
PEKING taz | Die Cebit sieht sich im Aufwind. Erstmals seit 2001 rechnen | |
die Veranstalter dieses Mal wieder mit mehr Besuchern als im Vorjahr. Damit | |
die Erwartungen auch wirklich erfüllt werden, haben sich die Organisatoren | |
der zuletzt angeschlagenen Computermesse Verstärkung aus Fernost geholt. | |
China ist in diesem Jahr das Gastland der Messe. | |
Mit rund 600 Ausstellern werden die Chinesen aber nicht nur so viel | |
Ausstellfläche füllen wie bislang kein Gastland auf der Cebit vor ihnen. | |
Schon jetzt gilt als gesetzt, dass die finanzkräftigen Asiaten auch jede | |
Menge Verträge abschließen werden. Doch so lukrativ das Gastland ist – | |
insbesondere im IT-Sektor ist die Volksrepublik ein höchst fragwürdiger | |
Partner. | |
Chinas Markt für Informationstechnik wächst seit Jahren zweistellig und ist | |
mit rund 350 Milliarden Euro inzwischen mehr als doppelt so groß wie der | |
Markt in Deutschland. Zugleich werden chinesische IT-Unternehmen auch im | |
Ausland immer erfolgreicher. Lange Zeit waren die Chinesen als | |
Billigkopierer von Hardware verschrien. Doch binnen weniger Jahre haben sie | |
Weltgrößen wie das Internethandelshaus Alibaba, den Netzwerkausstatter | |
Huawei, den PC-Hersteller Lenovo oder den Smartphone-Hersteller Xiaomi | |
hervorgebracht. | |
Im vergangenen Jahr haben allein die Deutschen IT-Waren im Wert von rund 14 | |
Milliarden aus China eingeführt – so viel wie aus keinem anderen Land. Ohne | |
massive Staatshilfe wäre dieser Erfolg wahrscheinlich nicht möglich | |
gewesen. Denn als besonders innovativ galt der chinesische IT-Sektor lange | |
Zeit nicht. Vor allem bei der Entwicklung neuer Software hinkten die | |
Chinesen hinterher. | |
## Wirtschaftsstärkung durch staatliche Schikanen | |
Das änderte sich erst, als die staatlichen Zensurbehörden damit begannen, | |
auch in China populäre Webseiten wie Facebook, Twitter und Youtube zu | |
sperren. Ursprünglich geschah das aus politischen Gründen. Die chinesische | |
Führung wollte verhindern, dass sich über die sozialen Netzwerke eine | |
politische Opposition formiert. Doch rasch erkannten die staatlichen | |
Regulierer die Möglichkeit, auf diese Weise die heimische Industrie zu | |
stärken und sie vor allem vor der Dominanz von US-Firmen zu schützen. | |
So schaffte es Alibaba mit seiner Handelsplattform Taobao erst zur Nummer | |
eins, nachdem eBay aufgrund der staatlichen Schikanen aufgab und China | |
verließ. Auch die chinesische Suchmaschine Baidu wurde erst dann zur | |
meistgenutzten Suchmaschine in China, seitdem der Zugang zu Google | |
erschwert ist. „China fördert bewusst den Aufbau einer eigenen IT-Industrie | |
und schottet sich zunehmend von internationaler IT-Technologie ab“, | |
schreibt Hauke Gierow vom Berliner China-Institut Merics in einer Studie | |
über Cyber-Sicherheit. | |
Amnesty International stellt die Partnerschaft der Cebit mit China an sich | |
infrage. Mit hohem Aufwand überwachten und zensierten die Chinesen das | |
Internet, kritisiert Amnesty-Aktivistin Verena Harpe. Sie fordert die | |
Bundesregierung auf, auch darüber nachzudenken, „wie sie zu Verbesserungen | |
der Menschenrechtssituation in China beitragen will“. | |
16 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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