# taz.de -- Trauer um gelynchte Afghanin: Von Frauen getragen | |
> Eine 27-Jährige wurde nach der angeblichen Verbrennung einer Koranausgabe | |
> getötet. Hunderte AfghanInnen nehmen an ihrer Beerdigung teil. | |
Bild: Der Sarg mit dem Leichnam wurde entgegen aller Gepflogenheiten von Frauen… | |
KABUL afp | Hunderte Afghanen haben am Sonntag an der Beisetzung einer | |
jungen Frau teilgenommen, die wegen der angeblichen Verbrennung einer | |
Ausgabe des Korans am Donnerstag von einem Mob [1][in der Hauptstadt Kabul | |
gelyncht wurde]. | |
Obwohl zahlreiche Männer anwesend waren, wurde der Leichnam der 27-jährigen | |
Farchunda demonstrativ entgegen aller Gepflogenheiten von Frauen zu Grabe | |
getragen, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. | |
„Allahu Akbar“ (Gott ist groß), rief die Menge lautstark und forderte, die | |
Mörder der Frau vor Gericht zu bringen. | |
Farchunda war am Donnerstag nahe einer Moschee in Kabul von einer großen | |
Menschenmenge zu Tode geprügelt worden. Ihre Leiche wurde anschließend in | |
Brand gesteckt und in einen Fluss geworfen. Mehrere Polizisten sollen | |
zugesehen und nicht eingegriffen haben. Bislang wurden insgesamt 21 | |
Menschen festgenommen, darunter auch acht Polizisten. Die Menge hatte der | |
Frau vorgeworfen, den Koran verbrannt zu haben. Nach Angaben der | |
afghanischen Polizei und der Vereinten Nationen hatte sie zuletzt vier | |
Jahre in psychiatrischer Behandlung verbracht. | |
„Das war ein Verbrechen gegen ihre Familie, ein Verbrechen gegen eine | |
Schwester und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sagte der | |
Menschenrechtsaktivist Bari Salam am Sonntag bei der Beerdigung. „Alle | |
Beteiligten und alle, die den Mord unterstützt haben, müssen vor Gericht | |
gestellt werden“, fügte er hinzu. Der Bruder der Frau, Nadschibullah | |
Maliksada, sagte vor der Trauergemeinde: „Farchunda war ein zutiefst | |
religiöses Mädchen, sie hat aus dem Koran zitiert und fünf Mal am Tag | |
gebetet.“ Er bekräftigte damit vorherige Angaben seines Vaters. | |
## Ein „Akt extremer Gewalt“ | |
Der Mord an Farchunda war im In- und Ausland scharf verurteilt worden. Der | |
afghanische Präsident Aschraf Ghani sprach bald nach Bekanntwerden von | |
einem „Akt extremer Gewalt“ und wandte sich gegen Selbstjustiz. Er setzte | |
eine Untersuchungskommission ein und räumte zugleich ein, dass die Polizei | |
im Umgang mit solchen Vorkommnissen schlecht geschult sei. | |
Angebliche und tatsächliche Koranverbrennungen hatten in Afghanistan in der | |
Vergangenheit bereits mehrfach schwere Gewalttaten ausgelöst. Im Jahr 2012 | |
führten Berichte, wonach auf dem US-Stützpunkt Bagram mehrere Ausgaben der | |
heiligen islamischen Schrift verbrannt worden waren, zu tagelangen | |
gewaltsamen Protesten. Etwa 30 Menschen wurden dabei getötet. | |
22 Mar 2015 | |
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