# taz.de -- Uefa-Kongress in Wien: Auch Deutscher unter den Gewählten | |
> Michael Platini bleibt europäischer Fußballverbands-Chef, Wolfgang | |
> Niersbach hat ein neues Amt. Zwischen den Zeilen ging es aber um den | |
> Machtkampf mit Blatter. | |
Bild: Gewinnerumarmung: Wolfgang Niersbach herzt Michel Platini (verdeckt) nach… | |
WIEN dpa | DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hob nach seinem Einzug in das | |
Fifa-Exekutivkomitee erfreut den Daumen, Uefa-Boss Michel Platini war nach | |
seiner Bestätigung im Amt kurz gerührt. Die Wahlen waren beim Uefa-Kongress | |
in Wien aber nur protokollarischer Höhepunkt für Europas wichtigste | |
Fußball-Funktionäre. | |
Zwei Monate vor der Abstimmung zum Fifa-Präsidenten überlagerte der | |
Machtkampf auch die Sitzung am Dienstag in der Wiener Messe. Erst in seiner | |
Dankesrede nach der Wahl per Akklamation richtete Platini seine | |
unterschwellig pikante Botschaft an die Delegierten der Uefa und an die | |
Chefs der anderen Fifa-Konföderationen. | |
„Einige versuchen vielleicht, uns gegeneinander auszuspielen, uns zu | |
spalten, um besser zu herrschen“, sagte der Franzose. Aber: „Die Fifa liegt | |
Fußballeuropa sehr am Herzen. Und gerade weil sie uns so am Herzen liegt | |
und wir sie respektieren, möchten wir, dass sie perfekt ist. Wir stellen | |
nur an jene Menschen und Institutionen hohe Anforderungen, die uns etwas | |
bedeuten.“ Obwohl der Name Joseph Blatter nicht fiel, waren die Worte doch | |
klar in die Richtung des Schweizers gerichtet, dessen Abschied die Uefa | |
inklusive Platini herbeisehnt. | |
Blatter selbst hatte sich in seiner traditionellen Begrüßungsrede relativ | |
moderat geäußert, hatte klare Attacken vor den ihm überwiegend kritisch | |
begegnenden Europäern vermieden. Blatter hielt seine Ansprache als | |
Fifa-Chef polyglott dreisprachig, verzichtete aber im Gegensatz zu seinen | |
drei Gegenkandidaten Michael van Praag, Luis Figo und Prinz Ali bin | |
al-Hussein auf eine spezifische Wahlkampfrede. Das Trio sollte zum | |
Abschluss der Veranstaltung zu Wort kommen. Blatter rief gleich zu Anfang | |
zur Einheit aller Fußball-Institutionen auf: „Ich appelliere an Sie alle, | |
zusammen mit der Uefa, mit Europa diese Einheit herzustellen.“ | |
## Niersbachs nächster Karriereschritt | |
Dies wird nun auch eine Aufgabe für Niersbach sein. Der DFB-Präsident wurde | |
wie Platini per Akklamation in sein neues Amt gewählt. Offiziell tritt er | |
dieses als Nachfolger seines in Funktionärsrente gehenden Erzfeindes Theo | |
Zwanziger erst am 29. Mai beim Fifa-Kongress in Zürich an. Das Signal zum | |
Wechsel ging aber von der Uefa-Veranstaltung in Wien aus – mit dem nächsten | |
Schritt in Niersbachs wundersamer Karriere als Sportpolitiker. | |
Gemeinsam mit dem Engländer David Gill bildet Niersbach bei kritischen | |
Themen nun eine mögliche interne Opposition in dem Fifa-Gremium. Allerdings | |
ist der DFB-Chef auch für seinen Pragmatismus bekannt. Blatter für alles zu | |
verteufeln, ist nicht seine Art – bei aller Freundschaft zu Platini, den er | |
nach dessen Wahl herzlich umarmte. | |
Der selbst erklärte Fußball-Romantiker Platini steht vor seiner dritten | |
Amtszeit als Uefa-Chef. Eine Kandidatur um den Fifa-Thron hat er noch | |
gescheut. In seiner ersten Ansprache verwies er auf die von ihm | |
herbeigeführten Veränderungen im europäischen Fußball – die Aufstockung d… | |
EM von 16 auf 24 Teilnehmer, die Einführung der Nations League ab 2018 und | |
das erste Pan-Europa-Turnier, der EM 2020 in 13 Gastgeberländern. | |
## Für Romantik, gegen Rassismus | |
„Gemeinsam konnten wir unter Beweis stellen, dass Romantik und Realismus, | |
Ideale und Handlungen, vereinbar sind. Ohne uns selbst, unseren Ideen und | |
Überzeugungen untreu zu werden, konnten wir die Uefa zu einem einzigartigen | |
Vorbild im Bereich der Sportorganisationen machen“, sagte Platini. | |
Als große Herausforderung für die nächste Amtszeit nannte der einstige | |
Weltklasseprofi und Europameister von 1984 die Bekämpfung des Rassismus im | |
Fußball. Es sei „sehr lange her, seit wir in Europa zuletzt einer so | |
starken Zunahme von Nationalismus und Extremismus gegenüberstanden. Diese | |
schleichende Tendenz ist in unseren Stadien wiederzufinden, da der Fußball | |
einen Spiegel der Gesellschaft darstellt. Aufgrund seiner Beliebtheit ist | |
unser Sport ein Gradmesser für die Probleme auf unserem Kontinent. Und | |
dieser Gradmesser zeigt Beunruhigendes an“, sagte Platini. Zudem forderte | |
er erneut die Einführung einer europäischen Sportpolizei. | |
24 Mar 2015 | |
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