# taz.de -- Antrag auf Fifa-Kongress: Israel rauswerfen | |
> Der palästinensische Fußballverband wird auf dem Fifa-Kongress den | |
> Ausschluss von Israel zur Abstimmung bringen. Das sorgt für Unmut. | |
Bild: Rajoub (2. v. l) und Blatter (3 v. l.) vor einer israelischen Sperranlage… | |
Der Tagesordnungspunkt 15 des kommenden Fifa-Kongresses sorgt schon jetzt | |
für Streit. Der palästinensische Fußballverband (PFA) will nämlich für den | |
Ausschluss Israels aus dem Weltfußball sorgen. Der Vorstoß der PFA, der am | |
29. Mai in Zürich den 209 Mitgliedern des Weltfußballverbandes zur | |
Abstimmung vorgelegt wird, sorgt nicht nur in Israel für großen Unmut. | |
Nach mehrmaligen Anläufen hat es die PFA erstmals geschafft, ihren Antrag | |
auf die Tagesordnung des höchsten Fifa-Gremiums zu hieven. Zwei | |
Tagesordnungspunkte nach dem Begehren, einen anderen Verband rauszuwerfen, | |
steht die Wahl des neuen – beziehungsweise realistisch betrachtet – die | |
Wiederwahl des alten Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter an. | |
Dem passt der palästinensische Antrag gar nicht ins Konzept: Einerseits | |
lehnt er ihn ab, und vor dem letzten Fifa-Kongress im brasilianischen São | |
Paulo im Juni 2014 war es ihm auch gelungen, die PFA-Delegation zu | |
überzeugen, einen ähnlichen Antrag zurückzuziehen. Andererseits will | |
Blatter seine Wiederwahl nicht durch den Verlust arabischer Stimmen | |
gefährden. | |
Die PFA, die für ihren Antrag eine Zweidrittelmehrheit braucht, setzt auch | |
auf die Unterstützung des europäischen Verbands Uefa und seines | |
Präsidenten. „Ich glaube, Michel Platini, der Israel immer unterstützte, | |
hat jetzt auch genug“, sagte PFA-Präsident Jibril Rajoub. Israel, so | |
Rajoub, unterdrücke weiterhin palästinensische Sportler, etwa indem es den | |
Sportverkehr zwischen Westjordanland und Gazastreifen erschwere. | |
## Sepp Blatter nun Reisediplomat | |
„Im letzten Jahr haben wir unseren Antrag zurückgezogen, weil Europa sich | |
eingeschaltet und die Israelis versprochen hatten, an einer Verbesserung | |
der Situation mitzuarbeiten“, sagte Rajoub auf einer Pressekonferenz in | |
Bahrain – einem Land übrigens, das Israel nicht anerkennt. Rajoub denkt gar | |
nicht daran, klein beizugeben. Das hat er in seiner Karriere als Funktionär | |
noch nie gern getan; er war acht Jahre Chef der palästinensischen | |
Sicherheitskräfte PSF und später in führender Rolle bei der Partei Fatah. | |
Es wird erwartet, dass Sepp Blatter nun als Reisediplomat auftritt. Ein | |
Fifa-Sprecher sagte auf die Frage, ob Blatter nach Israel reisen wolle: | |
„Das ist möglich, aber nicht sicher. Aber es ist ein Problem, das der | |
Präsident gerne gelöst sähe.“ | |
Die PFA ist seit 1998 Mitglied der Fifa. Dem Weltverband gehören 209 | |
Verbände an, das sind mehr Mitglieder, als die UNO hat. Auch der | |
israelische Verband wurde schon vor der Gründung des Staates Israel 1948 | |
aufgenommen: Im Jahr 1929 wurde die IFA unter dem damaligen Namen „Football | |
Association of Palestine“ Mitglied des Weltverbandes. Aus dem asiatischen | |
Verband, der Asian Football Confederation, dem Israel seit 1956 angehörte, | |
wurde es 1974 ausgeschlossen. Boykotte arabischer Staaten gegen den | |
jüdischen Staat waren dem vorausgegangen. Fast zwei Jahrzehnte lang musste | |
das Mittelmeerland, das 1970 einmal an einer WM teilnahm, in der | |
Ozeaniengruppe um die jeweilige WM-Qualifikation spielen. | |
## Blatter und die Task-Force | |
Eine Aufnahme der Fußballer in den europäischen Verband – wo etwa die | |
israelischen Basketballer schon sehr lange mitspielen – scheiterte am Veto | |
der sozialistischen Staaten. Erst mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und | |
der anderen sozialistischen Staaten kam Israel unter das Dach der Uefa und | |
spielt auch etwa in der Champions League mit. Vor zwei Jahren, im Juni | |
2013, fand in Israel auch die U21-Europameisterschaft der Fußballer statt. | |
Im Jahr 2013 hatte Blatter eine Task-Force gegründet, die versuchen sollte, | |
die Spannungen zu mindern. Blatter selbst gehörte ihr an, zudem mit Ofer | |
Eini und Rajoub die Präsidenten der Fachverbände sowie die der europäischen | |
und asiatischen Fußballverbände. Was bei den Treffen herauskam, soll auch | |
auf dem Fifa-Kongress Ende Mai in Zürich vorgestellt werden. | |
6 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Martin Krauss | |
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