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# taz.de -- Champions-League-Derby in Madrid: Eier zeigen, bitte
> Real Madrid ist in dieser Saison gegen Atlético noch sieglos. Beim
> siebten Versuch geht es auch um die Zukunft von Trainer Carlo Ancelotti.
Bild: Muss sich beweisen, guckt aber skeptisch: Carlo Ancelotti
BARCELONA taz | Es ist schon absurd. Da räumt einer seit Jahren zuverlässig
Titel ab, 17 insgesamt, darunter dreimal die Champions League sowie
Meisterschaften in Italien, England, Frankreich. Und trotzdem steht Carlo
Ancelotti jetzt vor zwei Spielen, die wohl über seine Zukunft bei Real
Madrid entscheiden, vor allem aber über seine Fertigkeiten in der
Königsdisziplin der Trainerkunst, der Strategie: Fällt ihm diesmal
irgendetwas ein? Oder schwemmt diese historische Welle seinen guten Ruf
fort?
Sechs sieglose Derbys in einer Saison hat er schon fabriziert, im
auswärtigen Estadio Vicente Calderón erzielte man nicht einmal ein Tor.
Dort steigt heute das Hinspiel im Viertelfinale der Champions League, nach
Meisterschaft, Pokal und Supercup ist es die letzte Chance für den viermal
so umsatzstarken Titelverteidiger, die Reihe der Peinlichkeiten in Europas
neuem Klassiker zu beenden.
Für wen in der Revanche des letzten Finals mehr auf dem Spiel steht, ist
keine große Frage. Atlético kann nur gewinnen. Solange in der Liga Platz
drei verteidigt wird und folglich wieder die direkte
Champions-League-Qualifikation gelingt, kommt es seinem Ziel wieder ein
Stück näher: sich strukturell als Großklub zu etablieren. Kürzlich stieg
einer der reichsten Männer Chinas als Partner ein. Gegen 20 Prozent der
Aktienanteile will der Immobilien-Tycoon Wang Jianlin neben seinen Kinos
und Hotels künftig auch die Fußballmarke Atlético entwickeln.
Auf der anderen Seite herrscht bei Real wieder Optimismus, seit der
Rückstand in der Meisterschaft auf zwei Punkte verkürzt wurde. Real erlebte
diese Saison indes schon so viele Stimmungsschwankungen wie Teenager in
einer Foto-Lovestory. Auf eine Krise zum Saisonstart folgte eine
Siegesserie von 22 Spielen und nach Weihnachten drei Schocks mit steigenden
Ausschlägen: das Pokalaus gegen Atlético im Januar, das 0:4 beim
Stadtrivalen im Februar sowie der Beinahe-Crash in der Champions League
gegen Schalke im März.
## Permanente Überlegenheit im Mittelfeld
Das Publikum meldete sich am Samstag gegen Aufsteiger Eibar (3:0) mit
eindeutigen Wünschen zu Wort: „El martes, échale huevos“: Eier sollen die
Spieler zeigen. Intensität wäre der moderne Fußball-Begriff, doch neben ihr
entschieden eben bisher auch Taktik und Coaching zugunsten von Atlético.
Gegen Reals 4-3-3 mit den mäßig abwehrinteressierten Stürmern Bale, Benzema
und Cristiano Ronaldo setzt Atléticos Diego Simeone auf ein 4-4-2, das ihm
permanente Überlegenheit im Mittelfeld sichert. „Die BBC ist
unverhandelbar“, lautet dennoch Ancelottis Mantra. Auch beim siebten Mal
wird er es aller Voraussicht nach mit der Taktik versuchen, die ihm beim
sechsten Mal ein 0:4 eintrug.
Klubinsider versichern, Ancelotti wisse selbst, dass er die Spiele im
Mittelfeld verliert. Aber er müsse sich der präsidialen Direktive fügen,
dass 100-Millionen-Mann Gareth Bale immer zu spielen habe. Ob derlei
Unterordnung einem Spitzentrainer mehr schmeicheln würde als ein taktischer
Irrtum? „Carletto“, zuvor bereits verdächtig loyaler Mitarbeiter von Silvio
Berlusconi bei Milan, Roman Abramowitsch bei Chelsea und den katarischen
Scheichs bei Paris St. Germain, betont, sich noch nie eine Aufstellung
diktiert haben zu lassen.
Wie er das Spiel angehe, ob er sich schon über alles im Klaren sei, wurde
er nun gefragt. „Ja“, antwortete er trocken. „Fehlt nur noch das Ergebnis…
Trotz seiner Unaufgeregtheit weiß Ancelotti, dass es nun auch um seinen
Posten geht. Die Spieler würden es bedauern, sie schätzen seine
Menschlichkeit, seine Selbstironie, sein Einfühlungsvermögen – die „mano
izquierda“, wie man auf Spanisch sagt: die „linke Hand“.
Während Kritiker immer wieder die harte rechte Pranke fordern, hat sie nach
den Verwerfungen unter Vorgänger José Mourinho überhaupt erst die Basis
dafür geschaffen, dass diese Mannschaft 2014 die Champions League gewann.
Aber sieben sieglose Spiele gegen denselben Gegner aus der gleichen Stadt
in einer Saison: Die könnte sich nicht erlauben, wer als ganz Großer gilt.
14 Apr 2015
## AUTOREN
Florian Haupt
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