# taz.de -- Kommentar rot-grüner Senat in Hamburg: Jenseits des Krawalls | |
> Der Hamburger Senat wird daran gemessen werden, ob er seine Visionen | |
> umsetzt: die Olympischen Spiele, eine Ökologisierung des Hafens und die | |
> Verkerhswende. | |
Bild: Kristina Vogt, die unangefochtene Spitzenkandidatin der Bremer Linkspartei | |
Nun versuchen sie es in Hamburg also erneut mit einem rot-grünen Bündnis. | |
Das erste von 1997 bis 2001 war eine ziemliche Krawall-Koalition, und genau | |
das wird sich jetzt nicht wiederholen. Zu präzise ist der Koalitionsvertrag | |
gefasst, als dass er viel Interpretationsspielraum ließe. Zu ernst meint es | |
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) mit seinem Anspruch, alles zu halten, was | |
er versprochen hat. Zu diszipliniert sind die grünen Hardcore-Realos von | |
heute, als dass da wirklich viel Zwist zu erwarten wäre. | |
Langweilig muss es dennoch nicht werden. Denn diese rot-grüne Koalition hat | |
ein Problem und drei Visionen. Der Umgang damit wird entscheidend sein für | |
das Ge- oder Misslingen des Bündnisses. | |
Das Problem ist die Unterrepräsentanz der Frauen im rot-grünen Senat – ein | |
Geburtsfehler des Bündnisses, den einzig Olaf Scholz zu verantworten hat. | |
Seine Weigerung, einen aus seiner Sicht bewährten Senator für eine neue | |
Senatorin zu opfern, mag inhaltlich zu begründen sein. Die harsche Kritik, | |
die ihm das auf dem SPD-Parteitag in dieser Woche einbrachte, zeigt aber: | |
Selbst der zu napoleonesken Zügen neigende Olaf Scholz darf mit | |
parteiinternen Sensibilitäten nicht umspringen, wie es ihm gerade passt. | |
Mit einem nächsten Verstoß würde Scholz einen offenen Konflikt provozieren. | |
Er ist klug genug, das nicht zu riskieren. | |
Die drei großen Projekte oder – mal groß gesprochen – Visionen des | |
rot-grünen Senats für die nächste Legislatur sind die Olympischen Spiele, | |
die Ökologisierung des Hafens und die Verkehrswende. An deren Realisierung | |
wird der Erfolg des ganzen Bündnisses gemessen werden und vor allem auch | |
der grüne Einfluss. Während bei Olympia noch andere mitentscheiden, liegt | |
die Umsetzung der anderen beiden Vorhaben einzig in rot-grüner Hand. | |
Und deshalb liegt genau dort auch die Messlatte für die rot-grüne Koalition | |
in Bremen, die in gut drei Wochen wiedergewählt werden möchte. Was die | |
Grünen an der Elbe ihren Sozis abhandeln konnten, muss nun auch das Ziel | |
der Grünen an der Weser sein. Vor allem die Vereinheitlichung der | |
Umweltstandards in den beiden größten deutschen Häfen Hamburg und | |
Bremerhaven muss zum gemeinsamen Ziel beider Stadtstaaten werden. Das wäre | |
ein wichtiger Schritt zur Beendigung des unsäglichen Konkurrenzkampfes um | |
jeden Container und zur dringend notwendigen Kooperation der Nord-Häfen. | |
Also denn, Rot-Grün Bremen: nachmachen – und noch besser machen. | |
15 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
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Hamburg | |
Karoline Linnert | |
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