| # taz.de -- Nerviger „Tatort“ aus Köln: Von Staub bedeckt | |
| > „Dicker als Wasser“ erzählt eine hanebüchene Geschichte um einen toten | |
| > Nachtclubbesitzer und einen Gangstervater. Der einzige Lichtblick ist | |
| > Armin Rohde. | |
| Bild: Abendessen mit Kommissar: Ralf Trimborn (Armin Rohde, links) und Freddy S… | |
| Schon als Freddy Schenk, da ist der Film nur drei Minuten alt, von zwei | |
| Milchgesichtern mit seinen eigenen Handschellen nachts an eine | |
| Straßenlaterne gefesselt wird, ist klar: Es läuft nicht so gut für ihn. | |
| Überhaupt ist in der Kölner „Tatort“-Folge „Dicker als Wasser“ der Wu… | |
| drin, und zwar längst nicht nur zwischen den Kommissaren Schenk und | |
| Ballauf. | |
| Zumal deren ständiges zänkisches Mä-mä-mä nur ein dramaturgischer Kniff | |
| scheint: Als hätte man diese Schicht noch schnell über die Story gegossen, | |
| der Gefühle wegen. Denn der gesamte Rest, der da unter | |
| Dauer-„Tatort“-Regisseur Kaspar Heidelbach entstanden ist, ist fad. Von der | |
| Story über die lieblose Art, den neuen Kommissariats-Assi einzuführen, bis | |
| zu den Details: alles derart altertümlich, dass man husten muss vor Staub. | |
| Um es kurz zu machen: Junger Chef eines Clubs mit dem grauhaarigen | |
| Jazzkeller-Namen „Sax“ („beliebter Szenewirt“ laut Inhaltsangabe) liegt | |
| eines Nachts erwürgt neben seinem Auto. Seine Freundin hatte was mit ihrem | |
| Ex, zugleich seinem bester Kumpel, der wiederum einen Ganoven zum Vater | |
| hat. Dazu wird ein ewig alter Fall rund um diesen Gangstervater, seine tote | |
| Frau und viel Kohle mit reingemurkst – inhaltlich kilometerweit weg vom | |
| ermordeten „Sax“-Club-Chef. | |
| Da kann Drehbuchautor Norbert Ehry (von dem zuletzt das gut erzählte Drama | |
| „Momentversagen“ in der ARD lief) noch so zwanghaft diesen Strang | |
| wiederholen: Nee, es bleibt hanebüchen. | |
| Es nervt, wie der Exfreund nonstop als Papasöhnchen gezeigt wird. Es nervt, | |
| wie im Grundschulton erzählt wird – dabei gab es doch zuletzt viele | |
| „Tatort“-Folgen, die zeigten, was alles geht. Es nervt, dieses | |
| TV-Krimi-Bullshit-Bingo. Da kann selbst der tolle Armin Rohde in der | |
| schlecht geschriebenen Rolle als Gangstervater nichts mehr reißen. Aber: | |
| Ihm beim Spielen zuzuschauen ist der einzige, der allereinzige Lichtblick. | |
| 19 Apr 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Anne Haeming | |
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