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# taz.de -- Unsterbliches Verlangen: Der Urnen-Dildo
> Die Trauer um den verblichenen Liebsten kann auch freudvoll sein. Um
> intime Momente nachzuerleben, gibt es jetzt den Urnen-Dildo.
Bild: Die konventionelle Urne (Bild) hat Konkurrenz bekommen.
„21 Gramm“ ermöglicht eine ganz neue Form der Erinnerungskultur. Das
Produkt des niederländischen Designers Mark Sturkenboom sieht aus wie eine
Schmuckschatulle. Der Inhalt soll „die verschiedenen nostalgischen Momente
vereinen“, die man mit dem verstorbenen Partner verbindet.
Und das funktioniert so: Ein Flakon samt Zerstäuber verströmt den
vertrauten Duft des Verblichenen, via anschließbarem iPhone umschmeichelt
durch vergissmeinnicht-förmige Lautsprecher der gemeinsame Lieblingssong
das Ohr. Aber das ist noch nicht alles. Um größtmögliche Intimität
herzustellen, liegt in der Mitte der Schatulle ein transparenter Dildo. In
dem Dildo befindet sich eine goldene Kapsel, und in der Kapsel ist die
Asche des Dahingeschiedenen.
Mit dem Produkt könne man „den Moment, in dem er ihr den Ring gegeben hat,
wiedererleben“. Während man sich einen Urnen-Dildo einführt? Weiter ist auf
der [1][Webseite des Herstellers] zu lesen: Es „ermöglicht ihr eine intime
Nacht mit ihrem Sweetheart“. Warum eigentlich nur „ihr“?
21 Gramm entsprechen laut Duncan MacDougall dem Gewicht der menschlichen
Seele. Der US-Arzt wog 1907 mehrere Sterbende. Direkt nach dem Eintritt des
Todes wogen diese 21 Gramm weniger. Beweis genug. Mit dem Urnen-Dildo
erlebt man also „intime Momente“, indem man sich die Seele des Verblichenen
einführt. Erinnerungskultur 6.0.
Die Schatulle ist übrigens abschließbar. Der goldene Schlüssel wird an
einer Halskette geliefert – damit sich niemand anderes mit dem „Sweetheart�…
vergnügt.
28 Apr 2015
## LINKS
[1] http://www.marksturkenboom.com/works/21-grams/
## AUTOREN
Patrick Loewenstein
## TAGS
Erinnerungskultur
Trauer
Dildo
Urne
Michel Houellebecq
Bildung
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