| # taz.de -- Kommentar Wahlrechtsreform in Italien: Neue Ära, alte Gefahren | |
| > Der italienische Ministerpräsident Renzi will das Wahlrecht reformieren. | |
| > In Europa wird das gut ankommen. Für sein eigenes Land aber birgt es | |
| > große Risiken. | |
| Bild: In Italien stark, auf dem Bild in Brüssel: Matteo Renzi. | |
| Sollte Matteo Renzi sein neues Wahlrecht an diesem Montag endgültig durchs | |
| Parlament bringen, dann steht Italien eine neue politische Ära ins Haus. | |
| Nach den 20 Jahren, in denen Silvio Berlusconi das politische Geschehen | |
| dominierte, könnte sich bewahrheiten, was viele schon beim Aufstieg Renzis | |
| vorhersagten: dass nun eine jahrelange Ära unter dem Florentiner | |
| Jungpolitiker komme. | |
| Repräsentierung des Wählerwillens und zugleich Regierbarkeit: Das soll | |
| [1][das neue Wahlrecht] gewährleisten. Renzi hat sich nun recht einseitig | |
| auf den Pol „Regierbarkeit“ geschlagen. In Europa wird dies überwiegend auf | |
| Beifall stoßen. Italien hätte endlich eine effiziente Exekutive. Und es | |
| hätte mit dem toskanischen Turbopolitiker einen auch im Ausland als | |
| zuverlässig und zupackend geltenden Regierungschef an der Spitze. | |
| Übersehen wird dabei gern, dass das neue Gesetz große Risiken mit sich | |
| bringt. Renzi tut so, als träten in Italien eine gemäßigte Linke und eine | |
| konstitutionelle Rechte in einem klassischen Zweilagersystem gegeneinander | |
| an. Dies ist aber nicht der Fall. Schon Berlusconis Erfolge zeigten, dass | |
| Italien ein weites Feld für Populisten bietet. Wäre er in seinen | |
| Regierungsjahren nicht auf die nötigen Gegengewichte – im Parlament, im | |
| Verfassungsgericht, beim Staatspräsidenten – gestoßen, hätte er nach | |
| Gutdünken Italien umbauen können. | |
| Auch künftig drohen ähnliche Gefahren. Wer mag ausschließen, dass wir – | |
| nach einer ökonomischen Krise etwa – eine Stichwahl erleben, in der Forza | |
| Italia unter der Führung von Berlusconis Tochter Marina gegen Beppe Grillos | |
| Movimento 5 Stelle antritt? Dann würde sich der Grundfehler des neuen | |
| Gesetzes rächen: dass es wieder einmal auf den Augenblicksvorteil – diesmal | |
| Matteo Renzis – zugeschnitten ist, in Zukunft aber das Land dramatisch | |
| destabilisieren kann. | |
| 4 May 2015 | |
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| ## AUTOREN | |
| Michael Braun | |
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