# taz.de -- Die Zeit Hamburg feiert sich selbst: "Wir sind ein Labor" | |
> Seit einem Jahr erscheint der Hamburg-Teil der „Zeit“. Redaktionsleiterin | |
> Charlotte Parnack über quengeligen Lokaljournalismus und Raum für Neues. | |
Bild: Am Speersort 1 steht ein Hofbräuhaus: Und oben drüber sitzt die Zeit sa… | |
taz: Frau Parnack, wie fühlt man sich, wenn man für Die Zeit eine | |
Lokalausgabe macht? | |
Charlotte Parnack: Gut. Mit der großen Zeit im Rücken haben wir eine ganze | |
Redaktion, mit der wir zusammenarbeiten können. Das fängt mit den Bild- und | |
Layout-Kollegen an und endet mit Kollegen, die uns aus anderen Ressorts | |
zuliefern. | |
Die Welt hat ihren Lokalteil in Hamburg wiedereröffnet. Macht Ihnen das | |
Sorgen? | |
Wir haben ein gemeinsames Interesse und das ist, dass die Menschen lesen. | |
Es tut dem Markt gut, wenn viele Journalisten die Leser dazu bringen, sich | |
für Hamburg zu interessieren, und wenn Sachverhalte aus verschiedenen | |
Richtungen beleuchtet werden. | |
Die Welt fischt aber teilweise im gleichen Teich wie Sie. | |
Bis jetzt machen wir uns da keine Sorgen. | |
Anders als Die Welt erscheinen Sie nur einmal die Woche. Ist das ein | |
Nachteil? | |
Unser Ziel ist, auch im lokalen Markt zu zeigen: Einmal die Woche reicht. | |
Das gilt sicherlich nicht für jeden klassischen Tageszeitungsleser. Aber | |
das letzte, sehr erfolgreiche Jahr hat ja gezeigt: Es gibt Leser, denen | |
reicht einmal die Woche Lokales. Den Typus „lokaler Wochenzeitungsleser“ | |
gab es bisher kaum. | |
Was heißt ein „erfolgreiches Jahr“? | |
Wir hatten allein im ersten halben Jahr ein Auflagenwachstum um zehn | |
Prozent. Und wir haben auch weiterhin ein signifikantes Plus im Vergleich | |
zum Vorjahr. Das gilt auch für das Anzeigen- und das Stellenaufkommen. Wir | |
haben eine Planstelle dazubekommen und drei Pauschalen. | |
Was macht den Hamburger Markt so attraktiv? | |
Hamburg ist eine sehr lebendige Stadt: wirtschaftlich, kulturell und | |
politisch. In allen Ressorts ist viel passiert. Es gibt viel zu schreiben | |
und ich glaube nach wie vor, dass es viele Geschichten gibt, die noch nicht | |
auserzählt sind. Das ist ein ganz anderer Markt als Berlin mit seinen | |
vielen Zeitungen oder München mit der Süddeutschen Zeitung, die ähnliche | |
Leser anspricht wie wir. In Hamburg und seiner Metropolregion können wir | |
auf überschaubarem Raum ausprobieren, ob eine regionale Wochenzeitung | |
funktioniert. Und das hat es: Wir hatten ursprünglich geplant, mit | |
wöchentlich sechs Seiten zu erscheinen und machen jetzt zehn bis zwölf. | |
Welche Geschichten sind noch nicht auserzählt? | |
Das kommt leicht als Kritik an Kollegen an. Deshalb möchte ich dazu nichts | |
sagen. | |
Es ist doch nur die Frage, ob man etwas sieht, was andere nicht sehen. | |
Ich glaube, dass es gut ist, mit einem anderen Blick auf eine Stadt zu | |
schauen. Da war noch Raum für uns frei. | |
Was ist dieser besondere Blick? | |
Dadurch, dass wir als Wochenzeitung erscheinen, können wir viele Sachen | |
einen Moment länger anschauen. Wir müssen nicht sofort reflexhaft | |
reagieren. Wir haben andere Rhythmen und daher ist auch die | |
Erwartungshaltung unserer Leser eine andere. Im Lokalen, und das gilt nicht | |
nur für Hamburg, betrifft den Leser alles unmittelbar. Lokaljournalismus | |
läuft daher manchmal Gefahr, ein bisschen quengelig-nörgelnd und bremsend | |
zu wirken. Das wollen wir nicht. | |
Was macht eine gute Wochenend-Geschichte aus? | |
Nur wenn sie unterhaltsam ist, ist sie gut – und wenn sie gut ist, ist sie | |
unterhaltsam. Es darf auch mal lustig und ausgefallen sein. Wir können | |
Dinge ausprobieren, Sonderausgaben vom Strand machen oder die Kollegen vom | |
Tagesspiegel zu einer Olympia-Battle in einer gemeinsamen Ausgabe | |
auffordern. | |
Sind Sie die Spielwiese der Zeit? | |
Kann man wahrscheinlich so sagen. Wir sind halt das jüngste Ressort. Labor | |
trifft es vielleicht am besten. | |
7 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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