# taz.de -- Neues „Tatort“-Team in Frankfurt: Das. Muss. Knallen! | |
> Kein Grund zum Jubeln: Jede Menge Tote, Verwirrungen und ein bisschen | |
> Liebe, leider von allem etwas zuviel und dazu noch sehr unausgegoren. | |
Bild: Oh, noch eine Leiche. Shakespeare lässt grüßen. | |
Erst Berlin, dann Franken, nun also Frankfurt: Es ist die Saison neuer | |
„Tatort“-Teams. Na dann schauen wir mal, Welpenschutz hin oder her, und | |
auch wenn die letzten Jahre mit Joachim Król und Nina Kunzendorf in | |
Frankfurt kaum zu übertreffen sind. | |
Die Neubesetzung ist zumindest souverän: Margarita Broich und Wolfram Koch | |
spielen die Hauptkommissare, er ist frisch von der Sitte zum Mord | |
gewechselt, sie hat vorher als Psychologin die Berliner Kollegen beraten. | |
Nur so richtig Raum, um zu zeigen, was sie können, kriegen sie in Folge | |
eins, „Kälter als der Tod“, noch nicht. | |
Man kann sich das Ganze sowieso sparen: Das Drehbuch stand gerade im Zeit | |
Magazin – um 45 Jahre „Tatort“ zu feiern. Aber echt blöd, dafür einen F… | |
zu nehmen, der null Grund zum Jubeln gibt. Irgendwer hat wohl gesagt: Erste | |
Folge, Leute! Das. Muss. Knallen! Mehr ist mehr! Und so also: Vater, | |
Mutter, Sohn –erschossen. Die Tochter und die junge Nachhilfelehrerin – auf | |
und davon. Dazu Sedimentschichten aus Erbschaftsärger, verleugneten | |
Familienmitgliedern, ein bisschen Liebe zwischen den beiden Mädchen. „Und | |
dann noch die Sache von damals“, wie der unberechenbare Schwager (Roman | |
Knizka) der Ermordeten sagt. | |
Shakespeare-würdigen Dramastoff gibt’s also genug. Und als wäre das nicht | |
genug, packten sie noch einen spinnerten Postboten sowie einen alten Fall | |
obendrauf. Auftakt ist Auftakt, drum legte wohl jemand den Finger ans Kinn | |
und murmelte: „Hm, die Bildsprache, das muss irgendwie peppiger.“ Das | |
Ergebnis ist vor allem unausgegoren: Split-Screen, Zitate, die sich von | |
Papier lösen, ein Sich-in-die-Vergangenheit-Hineinfantasieren, SMS, die | |
groß im Bild aufploppen. Na gut, gibt ein Fleißbienchen. | |
Aber wirklich glücklich ist, wer sein Altpapier noch nicht entsorgt hat: | |
Der kann das Zeit Magazin rauskramen und das Stück lesen. Is besser so. Und | |
dann die zweite Folge abwarten. | |
17 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Anne Haeming | |
## TAGS | |
Shakespeare | |
Frankfurt | |
Tatort | |
ARD | |
Hebammen | |
Tatort | |
Tatort | |
Krimi | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
ARD-Thriller über Zeugenschutz: Endlich angekommen | |
Holger Karsten Schmidt schrieb „Das Programm“ für Sat1. Der Sender lehnte | |
ab. Das ZDF wollte den Film. Doch er war zu teuer. Nun zeigt ihn die ARD. | |
Fernsehfilm über Hebammen: Liebe, Sexualität, Familie, Geburt, Tod | |
In „Nacht der Angst“ steht Nina Kunzendorf als Hebamme vor Gericht. Ein | |
Film über einen ebenso schönen wie schwierigen Beruf. | |
Forderung von Tatort-Schauspielern: Zeit für homosexuelle Kommissare | |
Im Münsteraner Tatort mimten Boerne und Thiel ein schwules Pärchen. Nun | |
fordern sie mehr „echte“ lesbische oder schwule ErmittlerInnen. | |
Tatort aus Münster: Andernorts ist nicht Münster | |
Der Humor ist nicht zynisch, sondern „höhö“, auch Ambivalenz ist des | |
Tatorts Sache nicht – denn es ist der Münsteraner und das ist auch gut so. | |
Letzter „Tatort“ aus Leipzig: „Fuck you, Medea!“ | |
Im Sonntagskrimi geht es um eine Kindesentführung. Einige Dinge bleiben | |
nicht nachvollziehbar. Keppler und Saalfeld ohrfeigen sich zum Abschied. |