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# taz.de -- Kolumne Wortklauberei: Das Letzte
> Heute ist Ängsteernstnehmen modern. Darf man über Pegida trotzdem noch
> Witze machen? Nur, wenn einem noch welche einfallen.
Bild: Jaha, diese Islamisierung. Schlimm, schlimm, schlimm
Ich weiß nicht: Darf man jetzt Witze über Pegida machen, oder fühlen die
sich dann verunglimpft und verdoppeln sich aus lauter Trotz gleich wieder?
Es heißt ja, dass man die Sorgen und Ängste dieser Bürger ernst nehmen
muss. Oder war’s wahrnehmen? Annehmen? Jedenfalls irgend so was
Sozpäd-„reden wir darüber“-Mäßiges, wie bei einem pubertierenden Teenag…
bei dem man Angst hat, ihm allzu entschieden mit Vernunft zu kommen, weil
er sonst noch komplett austickt und die Bude anzündet, in den Briefkasten
scheißt oder sich was antut. Weil Pubertierende ja kein Gehirn im
landläufigen Sinn haben.
Ach, Pegida. Mich regt da ja der Name schon auf. Aber was erwartet man von
einer „Bewegung“ aus einem Land, in dem 60 Prozent der Bevölkerung Ronny,
Peggy oder Mandy heißen. Die „Pegida-Bewegung“ – das klingt so
ostig-medizinisch und, natürlich denkt man sofort an Darmbewegung und mit
unschönem Geräusch verbundene Ausscheidungen, und so falsch liegt man da ja
auch nicht. Dresden, Hauptstadt der Peristaltik.
Klar, früher hätte man gesagt: Jammer-Ossis, macht mal halblang! Grad mal
aus der Glotze wissen, wie eine Moschee aussieht, und zwar schon mal läuten
hören, dass es im Islam kein Christkind gibt und die Nase abgeschnitten
wird, wenn man die Burka falschrum anzieht, aber freilich nicht in unserem
Viertel, weil da gibt’s ja gar keine Muslime – aber pompös auf
Bürgerrechtler machen gegen die „Islamisierung des Abendlandes“, als könn…
der Islam was dafür, dass ihr zu doof wart, irgendwas aus den ca. 536
Fantastilliarden Aufbaukohle zu machen, die wir seit 25 Jahren zu euch
rüberbuttern. Hätte man früher gesagt. Kann man heute nicht mehr so sagen.
Heute ist Ängsteernstnehmen modern. Das sind nicht alles Nazis, werden wir
ermahnt.
Wobei klar ist: Die Nazis waren ja auch nicht alle Nazis. Viele von denen
waren zum Beispiel nur kackblöde Idioten. Oder verdummte Saudeppen. Auch
vollidiotisierte Kniebiesler, gefühlskalte Wixer, empathiefreie Drecksäcke,
frustrierte armselige Würstchen, gewalttätige Arschlöcher,
selbstgerecht-zynische Brunzkacheln waren dabei, damals, und einem ähnlich
breiten Spektrum menschlicher Dummbratzigkeit bietet jetzt eben Pegida ein
Dach.
## Man würde am liebsten...
Und da kann es dann schon reichen, ein deppertes Arschloch zu sein, und
wenn man dann auf der Pegida-Demo rumsteht und vielleicht gar noch seine
moosdoofe Fresse aufreißt, um einen kretinoiden Slogan zu plärren, den man
sich von dem rechten Dreckspack, das die Party hier organisiert, ins Hirn
hat scheißen lassen, dann könnt’s schon passieren, dass man für einen Nazi
gehalten wird. Und wenn dann einer sagt, schau mal, Nazis!, dann tun sie
verunglimpft und singen Weihnachtslieder, dass man am liebsten …
Ach, wenn ich überlege, mir fallen eh keine Witze über Pegida ein. Ich weiß
auch, dass es unfair ist, die ganze Scheiße als ostdeutsches Phänomen
darzustellen, aber hey … Es muss jetzt auch wirklich mal eine Ruhe sein.
Dies war meine letzte Wortklauberei-Kolumne. Ich bedanke mir sehr fürs
Lesen all die Zeit und wünsche das Beste fürs neue Jahr und weit darüber
hinaus. Servus.
29 Dec 2014
## AUTOREN
Josef Winkler
## TAGS
Schwerpunkt Pegida
Dresden
Abschied
Schwerpunkt Angela Merkel
Schwerpunkt Rassismus
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