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# taz.de -- Gesperrte Videos im Netz: Roboter löschen US-Demokraten
> Automatische Filter löschen gerne mal wahllos Videos im Netz, weil
> vermeintlich Copyright verletzt wird. Nun hat es die US-Demokraten
> erwischt.
Bild: Ein Video mit vielen Besitzern.
BERLIN taz | Es hat etwas von einer finsteren Zukunftsvision: Roboter
verbieten Präsidenten der Vereinigten Staaten das Wort. Und nicht nur ihm.
Auch Forscher und Künstler lassen sie schweigen. Das ist nicht Stoff eines
Romans, sondern gerade passiert.
Als die US-Demokraten am Dienstagabend eine Aufzeichnung des ersten Tages
auf Youtube hochlud, blieb es nur wenige Minuten im Netz. Dann erschien die
Mitteilung: Dieses Video enthält geschütztes Material von ziemlich vielen
Rechteinhabern, die sich aufs Copyright berufen und das Video blockieren.
Vermutlich zu Unrecht. Jetzt läuft es als [1][„Privates Video"].
Am Sonntag zuvor hatte sich der Bestseller-Autor Neil Gaiman auf der
Worldcon, der weltgrößten Science-Fiction-Versammlung, für den Hugo Award,
dem Oscar für Science-Fiction-Autoren, bedankt. Und genau wie bei den
echten Oscars wurde die Preisverleihung weltweit übertragen. Zumindest
solange, bis sie auf einmal abbrach, ein schwarzes Bild erschien und zu
lesen war: „Worldcon banned due to copyright infringement“ – die
Übertragung der Worldcon wurde wegen Urheberrechtsverletzungen
[2][gestoppt].
## Urheberrecht beschränkt freie Rede
Beide Male sind Programme schuld, die kontrollieren ob auf Seiten wie
Youtube ein Video gegen das Urheberrecht verstößt. Wenn das der Fall ist,
blockieren sie es sofort. Nur manchmal treffen sie eben nicht das Richtige.
„Unsere Möglichkeit zu übertragen hing von schlecht programmierten Robotern
ab“, schreibt Annalee Newitz, Chefredakteurin des [3][Blogs io9] und
Mitorganisatorin der Hugo Awards. Nachdem die falsche Entscheidung
getroffen war, sei es unmöglich gewesen, die Übertragung wieder zu
beginnen. „Falls noch irgendwer glaubt, Copyright-Gesetze könnten das Recht
auf freie Rede nicht beschränken, den hat die automatische Zensur des Hugo
Awards eines Besseren belehrt“, schreibt sie.
Eingesetzt werden die Programme auf Grundlage des [4][Digital Millenium
Copyright Act], den Bill Clinton 1998 unterzeichnete. Er verpflichtet
Seiten wie Youtube dazu, sofort bei Urheberrechtsverletzungen zu reagieren
und die Inhalte zu sperren.
Auch das Youtube-Video der Demokraten haben die Programme gestoppt. Für den
Präsidenten ist das ärgerlich, denn die Videos sind wichtiger Bestandteil
seiner Kampagne. Welcher angebliche Rechteinhaber die Sperre verlangte, ist
bisher nicht bekannt. Ein ganz neues Phänomen ist das aber nicht:
Regelmäßig werden etwa Videos der [5][NASA] gelöscht. Zuletzt bei der
Marslandung der Curiosity, dessen Video mehrere Stunden nicht verfügbar
war. Dabei ist es steuerfinanziert und somit keinem US-Copyright
zugänglich.
Fehlende Neutralität kann man den Programmen aber nicht vorwerfen: Im Juli
sperrten sie bereits ein Video von Obamas Kontrahenten [6][Mitt Romney].
6 Sep 2012
## LINKS
[1] http://www.youtube.com/watch?v=oMG7l-e1lX0
[2] http://community.ustream.tv/ustream/topics/worldcon_hugo_awards_livecast_ba…
[3] http://io9.com/5940036/how-copyright-enforcement-robots-killed-the-hugo-awa…
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/DMCA
[5] http://motherboard.vice.com/2012/8/6/nasa-s-mars-rover-crashed-into-a-dmca-…
[6] http://www.tecca.com/news/2012/07/17/romney-ad-pulled-from-youtube/
## AUTOREN
Rasmus Cloes
## TAGS
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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Schwerpunkt Urheberrecht
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