# taz.de -- Zwischenbilanz G-7-Proteste: Endlich Hochwasser! | |
> Garmisch im Glück: Tausende demonstrierten zwar gegen G7 - dann gab es | |
> Rache von oben. Die Nacht wird ungemütlich. | |
Bild: Reste im Regen. | |
Garmisch-Partenkirchen taz | Am Abend vor Beginn des G-7-Gipfels in Elmau | |
haben beide Seiten ihr Ziel erreicht: Die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen | |
musste den Demonstranten ein städtisches Schulgebäude als Unterkunft | |
anbieten. Das hatten die Demonstranten lange gefordert. Und die Behörden | |
haben das Hochwasser bekommen, vor dem sie die Gipfelgegner hatten bewahren | |
wollen – mit einem Campverbot. Doch von vorn. | |
Weit über 4.000 Menschen hatten am Nachmittag in Garmisch-Partenkirchen | |
gegen das anstehende Treffen der G7-Regierungschefs protestiert – die | |
Veranstalter sprachen von 7.500. Autonome, KriegsgegnerInnen, Flüchtlinge, | |
KurdInnen, KlimaschützerInnen, die Clowns-Armee und der pink-silberne | |
Sambablock. Sie hatten eine riesige Krake aus Aluminium gebaut, die die | |
NATO darstellen sollte, mehrere Lautsprecherwagen beschallten den Zug mit | |
Technomusik. | |
Seit Tagen beherrschen Tausende Polizisten das Bild in der Stadt, sie | |
begleiteten die Demonstration mit einem großen Aufgebot. Etwa eine Stunde | |
nach Demonstrationsbeginn twitterte die Polizei gar, sie sei „erfreut über | |
den bunten und friedlichen Protest“ und reichte – eine ganz neue | |
Deeskalationsstraegie - „frisches Gebirgswasser“ in Pappbechern an die | |
Gipfelgegner. | |
Vereinzelt beteiligten sich auch Einheimische an dem Protestzug. „Hunderte | |
Millionen Euro werden an einem Wochenende verbrannt, während | |
Hunderttausende hungern“, begründete ein Garmisch-Partenerkirchner, seine | |
Teilnahme. Angst vor Gewalt habe er nicht. Er sei im Camp gewesen, sagt der | |
56-Jährige, „das waren Menschen wie du und ich, die vernünftige Ziele | |
haben“. | |
## „I like Putin“ | |
Die meisten Anwohner betrachteten den Demonstrationszug dagegen eher vom | |
Straßenrand, knipsten Fotos. Ein Jungdemonstrant mit schwarz-roter Fahne | |
bekundete, er habe schon den Eindruck, dass die Anwohner mit dem Protest | |
sympathisierten. „Ist doch super Stimmung hier.“ Er sei angereist, um zu | |
zeigen, dass „nicht wenige Mächtige die Welt unter sich ausmachen können“. | |
Ein 73-Jährige Stuttgarter schwang daneben sein Schild: „G7 to hell! I like | |
Putin.“ Der Ausschluss des russischen Präsident aus dem Gipfeltreffen sei | |
nicht zu verstehen, so der Mann. Putin sei ein gewähltes Staatsoberhaupt | |
wie viele andere auch. „Der Gipfel gehört aber eh abgeschafft, wenn 193 | |
Länder davon ausgeschlossen werden.“ | |
Da freilich hatte die Demonstranten noch nicht ihre Zwischenkundgebung | |
erreicht. Dort war ihnen von den Behörden verboten worden, die Abzweigung | |
in Richtung des 15 Kilometer entfernten Elmaus zu betreten. Als sie sich | |
hierüber hinwegsetzen wollten, kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen: | |
Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein, es gab Verletzte und | |
Gewahrsamnahmen. Erst am frühen Abend durfte ihr Zug kehrt machen und in | |
die Innenstadt zurückkehren. | |
Dort waren Abendessen und ein Konzert geplant. Gegen 19 Uhr aber brach ein | |
heftiger Regen- und Gewittersturm los. Die Gipfelgegner flüchteten sich in | |
eine Bahnunterführung. Wegen anhaltender Blitzeinschlagsgefahr ordneten die | |
Behörden die Evakuierung des Camps an, in dem seit Freitag rund 1.000 | |
Demonstranten gezeltet hatten. Diese sollten zumindest für die Nacht in | |
einem Schulgebäude unterkommen. | |
Eine Polizeisprecherin sagte, ihre Behörde werde sich auf Wunsch der | |
Campbetreiber nicht an der Evakuierung beteiligen. Eine Sprecherin des | |
Protestbündnisses war unterdessen zuversichtlich, dass das Camp noch am | |
Abend wieder bezogen werden könnte. | |
6 Jun 2015 | |
## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
Konrad Litschko | |
## TAGS | |
G7 | |
Garmisch-Partenkirchen | |
Schloss Elmau | |
Überflutung | |
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