# taz.de -- Zoff um Lauterbachs Äußerungen über närrische Zeit: Karnevalist… | |
> „Kölle Alaaf“ im Sommer? Dieser Vorschlag des Gesundheitsministers | |
> erzürnt die Jecken: Lauterbach solle aus seinem „Talkshow-Modus“ raus. | |
Bild: Findet, dass es gerade nicht passt, sich die Narrenkappe aufzusetzen: Kar… | |
KÖLN dpa | Zoff um Karneval an Weihnachten: Kölns Karnevalisten haben | |
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für dessen Aussagen über | |
die närrische Zeit harsch kritisiert. „Es ist schade, wie wenig Sie als | |
Rheinländer über den Karneval wissen. Sonst würden Sie sich nicht | |
öffentlich eine Verlegung der Karnevalsaktivitäten in den Sommer wünschen“, | |
schrieb Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, | |
in einem Offenen Brief an den im rheinischen Düren zwischen Köln und Aachen | |
geborenen Lauterbach. | |
Der Karneval sei mehr als Feiern um jeden Preis, vielmehr ein wichtiges und | |
erhaltenswertes Kulturgut, schrieb Kuckelkorn weiter. „Der Karneval ist ein | |
Fest im Jahreskreislauf wie Weihnachten oder Ostern. Niemand würde | |
ernsthaft fordern, alle weihnachtlichen Feiern vom Weihnachtsmarkt über die | |
Christmette bis zu den Treffen im Familienkreis auf den Sommer zu verlegen | |
– [1][selbst in Pandemiezeiten nicht].“ | |
Lauterbach hatte den Karnevalisten [2][am Donnerstag im WDR] wenig Hoffnung | |
auf eine normale Session gemacht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir | |
den Karneval durchführen können. Und es ist auch kein guter Karneval“, | |
argumentierte Lauterbach und gab zu bedenken: „Was ist das für ein | |
Karneval, wo man versucht, fröhlich zu sein, wo es aber immer mit dem | |
Risiko einhergeht, dass man sich selbst oder andere infiziert und dann | |
möglicherweise mit einer schweren Krankheit rechnen muss?“ | |
Zugleich schlug der Mediziner vor, die närrischen Aktivitäten wegen der | |
drohenden [3][Omikron-Virus-Varianten-Welle] in die warme Jahreszeit zu | |
verlagern. „Mir wäre tatsächlich ein Sommer-Karneval lieber, der dann unter | |
sicheren Bedingungen stattfindet, als dass wir versuchen, uns jetzt hier | |
durchzulavieren und gefährden uns.“ | |
Gerade als Bundestagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Köln und Leverkusen | |
müsste Lauterbach wissen, „dass der rheinische Karneval als immaterielles | |
Kulturgut der Bundesrepublik Deutschland anerkannt“ sei, so Kuckelkorn. | |
„Und zwar zurecht, denn unser Brauchtum besteht eben aus viel mehr als | |
wilden Partys und zügellosem Alkoholkonsum.“ Der Karneval gebe den Menschen | |
auch Hoffnung und Zuversicht. Lauterbach solle mal in die Schulen, Kitas, | |
Krankenhäuser und Altenheime gehen: „Dort erleben Sie, wie Menschen den | |
Karneval im Herzen tragen – und gleichzeitig überaus verantwortungsvoll mit | |
der pandemischen Lage umgehen.“ | |
Das Festkomitee, die 130 Mitgliedsgesellschaften und die | |
Karnevalsveranstalter haben laut Kuckelkorn etliche Male bewiesen, dass sie | |
dem Schutz der Gesundheit Vorrang geben und dennoch coronakonform feiern | |
können. Er verwies unter anderem auf Video-Grußbotschaften, virtuelle | |
Sitzungen und andere kreative Lösungen. „Schon im Sommer haben wir erste | |
Impfaktionen gestartet, um möglichst viele Menschen vom Impfen zu | |
überzeugen.“ Am 11.11. habe man freiwillig 2G zur Pflicht gemacht, lange | |
bevor staatliche Stellen dies vorschrieben. | |
Lauterbach solle heraus aus seinem „Talkshow-Modus“ und die Anliegen des | |
Karnevals erst nehmen. Er tue so, als seien die Jecken „unbelehrbare | |
Corona-Leugner“, kritisierte Kuckelkorn: „Was wir brauchen, sind keine | |
weiteren moralischen Appelle, sondern eine klare Haltung und Unterstützung | |
für die Vereine, Künstler, Saalbetreiber und andere Dienstleister, denen | |
andernfalls durch freiwillige Absagen die Pleite droht.“ | |
Als Erwiderung auf die Kritik [4][schrieb Lauterbach am Samstag auf | |
Twitter]: „Auch mir ist der Karneval in Köln sehr wichtig. Besonders das | |
Leben der Feiernden. Die Vereine müssen planen können. Wir erwarten eine so | |
massive Omicron Welle, dass der Karneval unter den geplanten 2G Bedingungen | |
wahrscheinlich nicht sicher genug ist.“ | |
Laut einer Studie liege die Wertschöpfung des Karnevals allein in Köln bei | |
600 Millionen Euro pro Jahr, merkte der Festkomitee-Chef an. „Davon | |
erhalten die Karnevalsgesellschaften den kleinsten Anteil, aber ohne die | |
von ihnen veranstalteten Sitzungen, Bälle und Karnevalsumzüge haben auch | |
Hotels und Kneipen, Taxifahrer und Kellner, Friseure und | |
Kostümfachgeschäfte keinen Umsatz im Karneval.“ | |
Kuckelkorn lud den Minister zu einem Gespräch ins Kölner Karnevalsmuseum | |
ein. Dort solle man „so schnell wie möglich“ über Perspektiven für | |
ehrenamtliche Vereine, Künstler und andere Betroffene sprechen. „Denn im | |
zweiten Jahr der Pandemie ist das Thema Karneval für viele Menschen | |
sprichwörtlich zu einer ernsten Sache geworden“ | |
25 Dec 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Corona-und-die-fuenfte-Jahreszeit/!5703332 | |
[2] https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr2/audio-gesundheitsminister-lauterba… | |
[3] /Lauterbach-und-RKI-ueber-Omikron/!5821137 | |
[4] https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1474712715541241857 | |
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