| # taz.de -- Wahl in den Niederlanden: Rechtspopulisten gestoppt | |
| > Das Wahlergebnis zwingt Sozialdemokraten und Rechtsliberale in eine | |
| > Koalition. Die wird als Europa-freundlich eingeschätzt. | |
| Bild: Strahlender Sieger: Der niederländische Premier Mark Rutte. | |
| ARNHEIM taz | Mark Rutte mit seiner rechtsliberalen VVD ist der Sieger der | |
| vorgezogenen Neuwahl in den Niederlanden und die Sozialdemokraten (PvdA) | |
| sind wieder im Kommen. Ihr neuer Spitzenkandidat Diederik Samsom fuhr einen | |
| spektakulären Gewinn ein. | |
| Somit haben die Niederlande wieder zwei große Parteien im Haager Parlament | |
| und die Wähler haben sich für Europa ausgesprochen. Der Populist und | |
| Europa-Kritiker Geert Wilders hat bei diesem Urnengang deutliche Verluste | |
| hinnehmen müssen. Auch für die Christdemokraten, die mit Rutte in einer | |
| Minderheitsregierung regiert hatten, und GroenLinks war das Wahlergebnis | |
| enttäuschend. | |
| Ruttes rechtsliberale VVD kam auf 41 Sitze, das ist ein plus von 10 | |
| Mandaten. Kontrahent Samsom, mit dem Rutte sich in der Endphase des | |
| Wahlkampfes einen erbitterten Zweikampf geliefert hatte, kam auf 39, also 9 | |
| Sitze zusätzlich für die Sozialdemokraten im Vergleich zum Ergebnis in | |
| 2010. Auch die sozialliberale D66 von Alexander Pechthold erzielte ein Plus | |
| von 2 und stellt nun 12 Abgeordnete. Die neue Partei 50 plus schaffte mit 2 | |
| Abgeordneten den Sprung ins Parlament. | |
| Wie bereits in 2010 blieb es in der Wahlnacht sehr lange sehr spannend mit | |
| Rutte und Samsom in einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Gegen 2.30 Uhr trat eine | |
| glücklicher Rutte vors Mikrofon. Vor frenetisch feiernden Anhängern | |
| verkündete er den historischen Sieg der VVD. | |
| ## Unglaubliche Leistung | |
| „Unsere Partei ist noch nie so groß gewesen wie heute Abend“, sagte Rutte, | |
| „und sie ist zum zweiten Mal in der Geschichte die größte Partei der | |
| Niederlande geworden.“ Rutte sah das Ergebnis als Bestätigung seiner | |
| Politik und er gratulierte Samson zu seiner „unglaublichen Leistung“. Denn | |
| Samson gelang es in kurzer Zeit, die Sozialdemokraten aus einem | |
| historischen Tief in den Meinungsumfragen herauszuführen. Rutte betonte, er | |
| wolle so viel VVD-Ideale wie möglich im kommenden Koalitionsvertrag | |
| wiederfinden. | |
| Diederik Samsom sprach in Amsterdam den Parteigenossen zu. Er zeigte sich | |
| überwältigt. „Vor Wochen hat niemand erwartet, das wir hier so stehen | |
| werden“, sagte er, mit einer Politik, die den Menschen nicht nach dem Mund | |
| rede, mit Optimismus nach der schlechten Stimmung der vergangenen Jahre. | |
| „Zusammengehörigkeit statt Eigenbelang“, dafür hätten Niederländer | |
| gestimmt. Er wolle mitregieren. Diese Wahlergebnisse müsse sich jedoch | |
| umsetzen in eine entsprechende Poltik. | |
| Der Europa- und Anitislamkritiker Geert Wilders mit seiner PVV verlor 9 | |
| Sitze. Er wird nun mit 15 Abgeordneten in Den Haag vertreten sein. Der | |
| Siegeszug der Rechtspopulisten bei Wahlen ist damit gestoppt, Wilders | |
| musste eine empfindliche Niederlage einstecken. | |
| ## Enttäuschte Rechtspopulisten | |
| Abwärts geht es nachwievor mit den Christdemokraten. Mit dem neuen | |
| Spitzenkandidaten Sybrand Buma büssten sie 8 Sitze ein und landet auf 13. | |
| Bei der letzten Wahl hatte die CDA bereits große Verluste erlitten. Die | |
| Tuchfühlung mit den Rechtspopulisten scheint die Wähler enttäuscht zu | |
| haben. Auch GroenLinks ist dezimiert. Jolande Sap, die das Ruder in 2011 | |
| von Femke Halsema übernahm, verlor 7 Sitze und kommt auf 3. Stabil blieben | |
| die ebenfalls Europa-kritischen Sozialisten mit Emile Roemer mit 15 Sitzen. | |
| Wilders räumte ein, „schwer verloren“ zu haben. „Nun kann Brüssel sich | |
| freuen“, sagte er. Seine Antieuropakampagne hat nicht angeschlagen. Auch | |
| hat das Scheitern der Minderheitsregierung Rutte mit der Duldung von | |
| Wilders Wähler enttäuscht. | |
| Die Frage ist, ob die großen Unterschiede von Rutte und Samson aufeinander | |
| abzustimmen sind in möglichen Koalitionsverhandlungen. Denn eine | |
| Kombination über links oder rechts ist bei diesem Wahlergebnis kaum | |
| möglich. Die Wahlbeteiligung betrug rund 74 Prozent, in 2010 waren es 75. | |
| 13 Sep 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Gunda Schwantje | |
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