| # taz.de -- Urteil zu Kindesmissbrauch in Lügde: Hohe Haftstrafen für Angekla… | |
| > Im Prozess um massenhaften sexuellen Kindesmissbrauch auf einem | |
| > Campingplatz in Lügde hat das Gericht lange Gefängnisstrafen verhängt. | |
| Bild: Der 56-jährige Angeklagte Andreas V. erhielt eine Freiheitsstrafe von 13… | |
| 13 Jahre Haft für Andreas V., Mario S. muss für 12 Jahre ins Gefängnis. Im | |
| Anschluss an die Haft erwartet die beiden Hauptangeklagten im sogenannten | |
| Lügde-Prozess eine Sicherungsverwahrung. Damit kommen die beiden Täter de | |
| facto nie wieder in Freiheit. | |
| Mit diesem Urteil, das Richterin Anke Grudda am Donnerstag im Landgericht | |
| Detmold verkündete, geht der Prozess um den wohl bislang drastischsten Fall | |
| sexueller Gewalt an Kindern zu Ende. Zehn Wochen lang hatte das Gericht | |
| verhandelt, beiden Männern wird hundertfacher sexueller Missbrauch auf | |
| einem Campingplatz in Lügde-Elbrinxen vorgeworfen. [1][Manche Kinder] waren | |
| zum Tatzeitpunkt gerade mal drei Jahre alt. | |
| Mit ihrem Urteil folgt Richterin Grudda zu großen Teilen dem Plädoyer der | |
| Staatsanwalt. Die Staatsanwaltschaft forderte für Andreas V. 14 Jahre mit | |
| anschließender Sicherungsverwahrung, für Mario S. 12 Jahre und sechs Monate | |
| plus Sicherungsverwahrung. | |
| In den vergangenen Wochen hatte das Gericht über 30 Zeugen angehört, | |
| darunter vor allem Opfer, aber auch Eltern, andere Angehörige und | |
| Betreuungspersonen in Jugendhilfeeinrichtungen. | |
| [2][Mitte Juli wurde bereits ein dritter Angeklagter] wegen Anstiftung und | |
| Beihilfe zum Missbrauch zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. | |
| Heiko V. war an den Taten auf dem Campingplatz nicht direkt beteiligt, hat | |
| aber in einigen Fällen im Internet zugeschaut. Zudem besaß er über 30.000 | |
| Dateien mit kinderpornografischem Material. Dieses Urteil war vielfach auf | |
| Unmut gestoßen, einigen Nebenkläger*innen und Teile der Öffentlichkeit | |
| empfanden es als zu mild. Die Staatsanwaltschaft hatte Revision eingelegt, | |
| sie hatte zwei Jahre und neun Monate Haft gefordert. Diese Höhe der | |
| Freiheitsstrafe kann nicht zur Bewährung ausgesetzt werden. | |
| ## Offenkundiges Behördenversagen | |
| Alle drei Täter haben zu Prozessbeginn die Taten gestanden. [3][Das | |
| offenkundige Behördenversagen] spielte im Prozess keine Rolle. Im Laufe der | |
| Ermittlungen wurde offenbar, dass die Polizei in der Vergangenheit Anzeigen | |
| von Eltern nicht nachging. Ermittlungen wurden verschleppt, Beweismaterial | |
| verschwand oder wurde nicht vollständig ausgewertet, elektronische Akten | |
| wurden manipuliert. Als das Innenministerium in Nordrhein-Westfalen den | |
| Ermittler*innen in Lippe Hilfe schicken wollte, lehnten diese ab. Auch das | |
| Jugendamt Hameln-Pyrmont, Niedersachsen, war involviert. Es hatte dem | |
| arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger Andreas V. eine Pflegetochter vermittelt, | |
| obwohl das Jugendamt Lippe davor gewarnt hatte. | |
| Der Fall Lügde hat ein politisches Nachspiel. Der Düsseldorfer Landtag | |
| hatte im Juni einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss eingesetzt. | |
| Das Parlamentsgremium soll das Vorgehen der Ermittlungsbehörden, der | |
| Jugendämter und der nordrhein-westfälischen Landesregierung im Fall Lügde | |
| durchleuchten. | |
| 5 Sep 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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