# taz.de -- Ukraine greift Druschba-Pipeline an: Russisches Öl fließt wieder … | |
> Die Ukraine greift Russlands Energieinfrastruktur an, um | |
> Treibstoffversorgung und Einnahmen zu stören. Jetzt hat es die Pipeline | |
> Druschba getroffen. | |
Bild: Die Ölpipeline Druschba in der Nähe der westukrainischen Stadt Iwano-Fr… | |
Nach zwei Tagen Unterbrechung fließt wieder russisches Öl nach Europa. | |
Zuvor hatte die Ukraine in der Nacht zum Montag die Ölpumpstation | |
Nikolskoje der [1][Druschba-Pipeline] mit Drohnen und „anderem Fluggerät“ | |
angegriffen und erheblichen Schaden angerichtet. Einige Tage zuvor war das | |
Tanklager und Pumpwerk Unetscha bei Brjansk attackiert worden. Die Ausfälle | |
russischer Infrastruktur nach ukrainischen Luftschlägen werden immer | |
länger. Zuletzt hatte dies zu Lieferausfällen in Ungarn, der Slowakei und | |
Deutschland geführt. | |
[2][Ungarn und die Slowakei beziehen immer noch gut 80 Prozent ihres | |
Rohöls] über die aus Sowjetzeiten stammende Druschba-Trasse. Darüber wird | |
aber auch Erdöl aus dem zentralasiatischen Staat Kasachstan zur | |
brandenburgischen [3][PCK-Raffinerie Schwedt] gepumpt. Das | |
Bundeswirtschaftsministerium bestätigte, dass es am Dienstag kurzfristig zu | |
Lieferausfällen gekommen sei. | |
Noch die Ampel-Regierung hatte bei PCK die bisher vom russischen | |
Staatsölkonzern Rosneft gehaltene 54-Prozent-Mehrheit übernommen, nach | |
Russlands Vollinvasion in der Ukraine 2022 jedoch die Versorgung mit | |
russischem Rohöl gestoppt. Kasachstan wurde für Öllieferungen gewonnen. | |
Jetzt wird die „Freundschafts“-Route zum gefährdeten Nadelöhr. | |
„Das ist nicht unser Krieg. Ungarn muss da rausgehalten werden“, forderte | |
der ungarische Außenminister [4][Péter Szijjártó auf X]. Doch dazu dürfte | |
es nicht kommen: Der Angriff auf die Energieinfrastruktur sei gerade vor | |
den aktuell von Kremlchef Wladimir Putin und dem US-Präsidenten Donald | |
Trump diskutierten „Gebietsaustauschen“ sinnvoll, sagt der Kyjiwer | |
Polit-Analyst Igar Tyschkewitsch. Denn die Angriffe auf die Druschba sowie | |
am Dienstag auf russische Raffinerien und einen Ölzug in den russisch | |
besetzten Gebieten im Osten der Ukraine erschwerten russischen Truppen die | |
Treibstoffversorgung und ein weiteres Vorrücken vor Friedensverhandlungen. | |
Zudem nehme die Ukraine dem Aggressor wichtige Einnahmequellen, da der | |
stark unter Druck stehende Haushalt Russlands sich vor allem aus Öl- und | |
Gaseinnahmen speist. Parallel werde es für Moskau, so Tyschkewitsch, immer | |
schwieriger, die vor der Invasion aus dem Westen importierten Anlagen zu | |
reparieren. „Und eine weitere Abhängigkeit von China, diesmal bei der | |
Energieinfrastruktur, will der Kreml mit aller Macht verhindern“, meint er. | |
Westliche Ersatzteile würden aber wegen der immer neuen Angriffe langsam | |
knapp. | |
## Ungarn nennt die ukrainischen Angriffe „unverschämt“ | |
Dabei seien die angegriffenen Anlagen „essenziell“ für russische Ölexport… | |
In Nikolskoje im zentralrussischen Gebiet Tambow steht eine der wichtigsten | |
Pumpstationen der Druschba-Pipeline, die auf 5.500 Kilometern sibirische | |
Ölfelder mit europäischen Kunden verbindet. Die Pumpstation Unetscha in der | |
Region Brjansk, die zuvor erheblich beschädigt wurde, ist ein Knotenpunkt: | |
Sie pumpt das Öl westwärts ins belarussische Mozyr, wo russisches Öl an die | |
belarussische Raffinerie verkauft wird und sich Druschba in einen Nord- und | |
einen Südstrang aufteilt: gen Süden in die Slowakei und nach Ungarn, gen | |
Norden nach Schwedt. | |
Bei Unetscha ist aber auch der Druschba-Abzweig BTS-2 nach Ust-Luga. Aus | |
diesem Ostseehafen startet die [5][russische „Schattenflotte“,] die etwa 20 | |
Prozent des russischen Rohöls zu Kunden verschifft, die es billig einkaufen | |
und oft als Benzin und Diesel nach Europa liefern. | |
Russland verliert mit jeder Attacke also Export-Deviseneinnahmen. Und | |
reagiert heftig: Der russische Inlandgeheimdienst FSB will am Mittwoch eine | |
„Sabotage- und Aufklärungsgruppe“ in der Region Brjansk aufgedeckt haben. | |
Bei einer Schießerei seien „drei Saboteure getötet und drei weitere | |
festgenommen worden“. Die Gruppe habe laut FSB aus „Kadern“ des | |
ukrainischen Militärgeheimdienstes „unter direkter Beteiligung von | |
Mitarbeitern westlicher Geheimdienste in der Ukraine sowie in Litauen, | |
Estland und Norwegen“ bestanden. | |
Die wiederholten ukrainischen Angriffe auf die Druschba-Linie seien | |
„unverschämt“ und ein „empörender Schlag gegen unsere Energiesicherheit… | |
behauptete Szijjártó. Ungarn und die Slowakei haben im Gegensatz zu anderen | |
EU-Ländern ihre Abhängigkeit von russischem Öl bisher nicht reduziert. Ja | |
mehr noch: Budapest will sogar die Druschba-Trasse noch nach Serbien | |
ausbauen. | |
## Attacken könnten künftig öfter vorkommen | |
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha erwiderte: „Es war Russland, | |
nicht die Ukraine, das diesen Krieg begonnen hat und sich weigert, ihn zu | |
beenden.“ Ungarn habe „alles getan, um seine Abhängigkeit von Russland | |
aufrechtzuerhalten“, es solle sich bei Lieferunterbrechungen „nicht an | |
Kyjiw, sondern an seine Freunde in Moskau“ wenden. | |
Dies könnte nun noch öfter vorkommen: Denn parallel zu den | |
Pipeline-Attacken wurde in Kyjiw die Serienfertigung eines eigenen | |
Marschflugkörpers bekannt: „Flamingo“ wird der offiziell FP-5 heißende | |
Flugkörper des ukrainischen Raketenbauers FirePoint genannt. Er könne 3.000 | |
Kilometer fliegen mit bis zu 950 km/h und einem 1.150 Kilogramm schweren | |
Sprengkopf. Damit könnten „nun 90 Prozent aller russischen Rüstungsfabriken | |
erreicht und Ziele zerstört werden, an die wir bisher nicht herankamen“, | |
zitieren ukrainische Medien Vertreter des dortigen Generalstabs. | |
Die Marschflugkörperentwicklung soll Teil eines Programms in Höhe von 1,9 | |
Milliarden Euro sein, das Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) der | |
Ukraine auch für die Entwicklung von Langstreckenwaffen bei einem Besuch in | |
Kyjiw im Juni zugesagt hatte. | |
Und die ukrainische Armee verspricht sich ähnliche Durchschlagskraft für | |
den „Flamingo“ wie die des deutsch-schwedischen „Taurus“-Marschflugkör… | |
den Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) trotz früherer Versprechen der | |
Ukraine bisher nicht geliefert hat. | |
20 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.deutschlandfunk.de/ukraine-greift-pumpstation-in-russland-an-li… | |
[2] /Zolldrohung-gegen-Russland/!6102132 | |
[3] https://www.pck.de/ | |
[4] https://x.com/fm_szijjarto?lang=de | |
[5] https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/560573/russische-schatten… | |
## AUTOREN | |
Mathias Brüggmann | |
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