| # taz.de -- US-Milliardär David Koch gestorben: Jovialer Deregulierer | |
| > Gemeinsam mit seinem Bruder Charles verhinderte David Koch so einige | |
| > progressive Projekte in den USA. Nun ist er mit 79 Jahren gestorben. | |
| Bild: War eher der „Lustige“ des Deregulierer-Duos: David Koch | |
| David Koch war Verfechter des freien Marktes – und stemmte sich zeitlebens | |
| gemeinsam mit Bruder Charles und einem Gesamtvermögen von 100 Milliarden | |
| Öl-Dollar gegen jede progressive Vernunft. Gegen Occupy Wall Street, gegen | |
| die universelle Krankenversicherung, gegen den Klimaschutz. Nach langer | |
| Krankheit ist er am Freitag mit 79 Jahren verstorben. | |
| Die Gebrüder Koch waren für Progressive wie eine unsichtbare Wand aus | |
| Granit. Egal was Linksliberale unternahmen, sie unterlagen, weil die | |
| Koch-Brüder [1][wieder einen stramm konservativen Politiker mit einer | |
| lukrativen Stelle eingekauft] oder einen neuen konservativen Thinktank aus | |
| dem Boden gestampft hatten. Selbst wenn man nur ein besseres öffentliches | |
| Verkehrssystem für die eigene Stadt forderte, entstand eine | |
| Gegeninitiative, [2][hinter der die Ölbarone aus Kansas standen]. | |
| Dabei hatte David Koch von den beiden Brüdern stets eher die leichtere und | |
| elegantere Rolle. Sein Bruder Charles war und ist der Stratege, der bis | |
| heute von Beratern umzingelt den Konzern leitet. David, der jüngere Bruder, | |
| war als Playboy bekannt, der lieber auf Park Avenue lebte und erst mit 56 | |
| heiratete. Der Zwei-Meter-Mann war eine nie versiegende Quelle plumper | |
| Herrenwitze, die er für gewöhnlich mit einem nasalen Lachen abschloss. | |
| Er war gerne auf Partys und liebte das Ballett. Eine seiner bekanntesten | |
| Taten bleibt eine Spende von 100 Millionen Dollar an das New York City | |
| Ballett, das das eigene Theater prompt auch in „David H. Koch Theater“ | |
| umbenannte. | |
| ## Und dann kam Trump | |
| Doch er hatte auch den Ehrgeiz, mehr zu sein: 1980 versuchte er sich als | |
| Vizepräsidentschaftskandidat der Libertarian Party. Doch gegen Ronald | |
| Reagans „konservative Revolution“ holten er und Ed Clark nur 1,1 Prozent | |
| der Stimmen. So blieb es bei einem Versuch. Auf Reagan folgte die Familie | |
| Bush mit „Compassionate Conservatism“ und einem multiethnischen Zugang in | |
| der Familie wie in der Politik. Zuletzt finanzierten die Kochs deshalb die | |
| Opposition innerhalb der Partei: die Tea Party. | |
| David Koch hatte sich womöglich auf einen ruhigen Lebensabend eingestellt | |
| und nicht mehr erwartet, eine libertäre Revolution mitzuerleben. Dann kam | |
| Donald Trump, der es verstand, die konservative, weiße Arbeiterschaft für | |
| sich zu gewinnen, ehe er sich für die Politikbedürfnisse von Milliardären | |
| einsetzte. | |
| Während des Wahlkampfes 2016 wurde noch viel über die Distanz zwischen | |
| Trump und den Kochs gesprochen. Doch nach Trumps erstem gesetzgeberischen | |
| Triumph in Washington – [3][der steuerlichen Entlastung für Reiche] – begab | |
| er sich noch am selben Tag in die Wohnung David Kochs, ganz als ob er | |
| zeigen wollte: „Ich habe eure Schlacht gewonnen.“ | |
| Donald Trump hat als New Yorker Playboy geschafft, was David Koch verwehrt | |
| wurde. Es reicht nicht, reich und jovial zu sein, sondern man muss auch | |
| Straßenkämpfer sein. David Koch war das nicht. | |
| 25 Aug 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Debatte-US-Politik-made-in-Kansas/!5470246 | |
| [2] https://www.nytimes.com/2018/06/19/climate/koch-brothers-public-transit.html | |
| [3] /Donald-Trumps-Steuerreform/!5463836 | |
| ## AUTOREN | |
| Anjana Shrivastava | |
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