# taz.de -- Tesla-Fabrik in Brandenburg: Der lange Weg nach Tesla City | |
> Am Tag der Eröffnung führen viele Wege nur sehr langsam und teils sogar | |
> gar nicht nach Grünheide: Züge fallen aus, die Autobahn wird besetzt. | |
Bild: Sogar aus dem Weltall waren Gäste angereist – und vermutlich vor den m… | |
ERKNER taz | Ein ganz neu in Brandenburg tätiger E-Auto-Hersteller wirbt | |
mit folgendem Spruch: „Tesla steht für eine Mission: Die Beschleunigung des | |
Übergangs zu nachhaltiger Energie.“ Doch am Dienstag, [1][dem Tag des | |
offiziellen Produktionsstarts der Tesla-Fabrik in Grünheide], ist die Fahrt | |
dorthin eher eine Übung in Entschleunigung. Zwar erwarten sechs extra | |
gemietete Shuttlebusse die Ankommenden am Bahnhof Fangschleuse, nur wenige | |
Kilometer von der Fabrik entfernt. Doch sie bleiben kurz darauf allesamt im | |
Stau stecken. | |
Der Grund, laut Busfahrer: Demonstrant*innen seilen sich auf der A10 | |
von einer Brücke ab und blockieren die Autobahnausfahrt Freienbrink. Man | |
versuche eine alternative Route zu fahren, sei aber aufgrund der dadurch | |
verursachten Staus nur wenig optimistisch. Später endet die Fahrt in Erkner | |
– und damit deutlich weiter von der Fabrik entfernt als zuvor. Tipp des | |
Busfahrers: einfach wieder in den Regionalzug steigen, bis Fangschleuse | |
fahren und dann laufen. | |
Als der Fahrer das ankündigt, geht ein Raunen durch den mit | |
Besucher*innen und Mitarbeiter*innen gefüllten Bus. Einen älteren | |
Herrn scheint der Stau trotz allem nur wenig zu stören. Seine Tochter ist | |
in der neuen Fabrik angestellt, und da jede*r Mitarbeiter*in eine | |
Person zur Eröffnung einladen dürfe, sei er ausgewählt worden Er mache sich | |
zwar auch Sorgen über das schwindende Grundwasser in Brandenburg, hoffe | |
aber, dass Elon Musk einen Weg findet, gegen dieses Problem vorzugehen. | |
Nicht alle Mitfahrenden nehmen den Stau so entspannt. Zwei schick | |
gekleidete Frauen beschweren sich, wie sinnlos es sei, eine Autobahn zu | |
blockieren, weil die Autos somit ja mehr Sprit verbrauchen. Sie sind in der | |
Fabrik angestellt, dürfen aber nicht verraten, was genau ihre Tätigkeit | |
ist. Auch ein Mann in Arbeitskleidung erzählt, dass ihm untersagt sei, mit | |
Journalisten über seine Arbeit bei Tesla zu reden. | |
## Einige kamen pünktlich an | |
Brandenburgs Ministerpräsident hatte weniger Probleme, zur Eröffnung zu | |
kommen. „Wir haben Tesla vor manche schwere Aufgabe gestellt, und Tesla hat | |
auch uns vor manche schwere Aufgabe gestellt, aber am Ende haben wir es | |
gemeinsam gerockt“, sagte Dietmar Woidke bei der Eröffnungsfeier. Nun freue | |
er sich auf eine lange gemeinsame Zeit mit Tesla. | |
Nach [2][nur etwas mehr als zwei Jahren Bauzeit] hat der US-Elektrobauer | |
Tesla seine Fabrik im brandenburgischen Grünheide eröffnet. „Danke | |
Deutschland!“ erklärte Tesla-Chef Elon Musk auf Twitter – gemeinsam mit | |
Beschäftigten des Werks applaudierte er [3][den ersten 30 Kunden, die dort | |
ein Model Y in Empfang nahmen]. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) twitterte, | |
die Zukunft gehöre der Elektromobilität. | |
In der so genannten Gigafactory gut eine Autostunde südöstlich von Berlin | |
will Tesla künftig bis zu 500.000 Fahrzeuge des SUV-Modells Y vom Band | |
laufen lassen. Errichtet wird auf dem 300 Hektar großen Gelände auch ein | |
Werk zur Produktion von Batteriezellen. Aktuell sind in Grünheide nach | |
Unternehmensangaben bereits rund 3000 Mitarbeiter beschäftigt, bei | |
Vollauslastung sollen es bis zu 12.000 sein. | |
Scholz würdigte die Eröffnung des Werks auch als wichtiges Zeichen dafür, | |
dass Deutschland ein „starker Standort für industrielle Investitionen“ sei. | |
Mit der Elektromobilität werde es gelingen, klimaneutral zu werden. | |
Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) wies [4][Kritik | |
zurück, dass es zu wenig Wasser für die Produktion und den geplanten | |
Werksausbau gebe]: „Für diese Fabrik ist genügend Wasser da“, sagte er im | |
RBB. Das sei von einem Gericht objektiv bestätigt worden. | |
Begleitet wurde die Eröffnung von Protesten von Umweltschutzaktivisten. Wie | |
die Gruppen „Sand im Getriebe“, „Ende Gelände“ und „Extinction Rebel… | |
mitteilten, blockierten Aktivistinnen und Aktivisten ein Werktor der neuen | |
Gigafactory. Nötig seien „nicht immer mehr Autos“, sondern stattdessen | |
„kollektive Formen der Mobilität, ein ticketfreier und gut ausgebauter | |
ÖPNV, vor allem auf dem Land, sowie ein Umbau der Autoindustrie, forderte | |
Lou Winters von „Sand im Getriebe“. | |
22 Mar 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Tesla-startet-mit-der-Produktion/!5840154 | |
[2] /Tesla-Fabrik-bei-Berlin/!5839364 | |
[3] /Gruene-und-Tesla/!5642218 | |
[4] /Streit-um-Wasser-auch-fuer-Tesla/!5839700 | |
## AUTOREN | |
Julian Csép | |
## TAGS | |
Tesla | |
Grünheide | |
E-Autos | |
Tesla | |
Grünheide | |
China | |
Tesla | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Eröffnung der Tesla-Fabrik in Grünheide: Zwischen Jobmotor und Umweltsünde | |
Tesla hat am Dienstag in seiner Fabrik die ersten Großautos im SUV-Format | |
ausgeliefert. Das war leider alternativlos. Ein Wochenkommentar. | |
Tesla startet mit der Produktion: Das soll die Zukunft sein | |
Brandenburg erhofft sich von Tesla einen Wirtschafts- und Imageboom. Doch | |
auch E-Autos sind Autos – und damit eine Technologie von gestern. | |
Geschäftsmodell des E-Autobauers Nio: Batterien wechseln statt laden | |
Der Tesla-Konkurrent Nio aus China bietet sein Geschäftsmodell bald auch in | |
Deutschland an. E-Autofahrer können Batterien tauschen statt laden. | |
Produktionsbeginn für Autofabrik: Tesla startet durch | |
Am Dienstag geht die „Gigafactory“ in Grünheide an den Start. Die letzte | |
Hürde war die Wasserversorgung. Ministerpräsident Woidke sieht Aufbruch. |