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# taz.de -- Temporäre Spielstraßen in Berlin: Vorfahrt für Bobbycars
> Seit vier Jahren sind die temporären Spielstraßen in Berlin ein wichtiger
> Freiraum für Kinder. Doch das Projekt ist bedroht.
Bild: Nicht nur die Kinder treffen sich auf der Spielstraße
Die einzigen Autos, die mittwochs am Nachmittag auf der Böckhstraße fahren
dürfen, sind Bobbycars. Und das sollte auch so bleiben. [1][Von April bis
September ist die Straße in Kreuzberg eine der mittlerweile 24 temporären
Spielstraßen, die es in Berlin gibt.] Am vergangenen Mittwoch feierte sie
ihren einhundertsten Nachmittag als Spielstraße und das gesamte Projekt
seinen vierten Geburtstag. Bei den Berliner*innen ist das Projekt sehr
beliebt. Wenn das Wetter gut ist, trifft sich fast der ganze Kiez auf der
Straße. Doch seit der [2][neue Haushaltsentwurf] veröffentlicht ist, sieht
es düster aus für die Spielstraßen. Weil es zu wenig Geld für ein paar
Straßenschilder gibt. Klingt absurd, ist aber so.
Denn die Straßenschilder sind schon fast alles, was es für das Einrichten
einer temporären Spielstraße braucht. Ehrenamtliche stellen die Schilder
auf und sperren den Straßenbereich mit ein paar Kegeln ab.
Autofahrer*innen wissen dann Bescheid, dass sie hier für ein paar
Stunden nichts verloren haben. Nicht nur die jüngeren, sondern auch die
älteren Bewohner*innen des Kiezes holen sich so für einen Nachmittag
die Straße zurück. Unterschiedliche Initiativen bringen Laufräder, Kreide
und Spielzeug mit. Fertig ist die temporäre Spielstraße für den Nachmittag.
Die Initiativen bekommen eine Aufwandsentschädigung, doch der
Hauptkostenpunkt des Projekts ist das Beschaffen und Aufstellen der
Straßenschilder. Die Kosten sind deshalb so hoch, weil die Bezirke keine
eigenen Verkehrsschilder haben. Für jeden Spielstraßennachmittag muss ein
neuer Antrag geschrieben werden. Firmen bringen und holen dann die
Schilder. Eine effizientere Lösung würde sicherlich einiges an Geld sparen
und die Spielstraßen könnten dann sogar noch günstiger werden.
Bitter nötig sind die Spielstraßen, weil ausgerechnet die Jüngsten in
Berlin kaum Raum bekommen, sich sicher und kostenlos auszutoben. Nicht nur
Familien, sondern auch Kindergärten und vor allem Kinderläden, die in der
Regel keinen Außenbereich haben, sind auf die temporären Spielstraßen
angewiesen. Die 1.900 Spielplätze, die es in der Stadt gibt, reichen bei
weitem nicht aus. Sie sind zwar Inseln des sicheren Spielens in der Stadt,
in der es sonst so wenig Freiräume für Kinder gibt, doch genug ist das
nicht.
Genau aus diesem Grund gründete sich 2019 [3][das Bündnis Temporäre
Spielstraßen.] Die Spielstraßen sind eine Lösung für den Mangel an
Spielplätzen in Berlin. Vor allem sind sie eine sehr schnelle und günstige
Lösung. Sie sind viel schneller eingerichtet als ein Spielplatz, der erst
gebaut werden muss. Ein paar Straßenschilder aufstellen ist außerdem um
einiges billiger, als einen kompletten Spielplatz zu bauen. Doch nicht mal
dieses Geld will der Senat rausrücken.
Im neuen Haushaltsentwurf für 2024 und 2025 sind pro Jahr nur je 50.000
Euro eingeplant. Benötigt werden allerdings 180.000 Euro pro Jahr, wie Gabi
Jung, Sprecherin des Bündnisses für Temporäre Spielstraßen sagt. Auch der
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bestätigt, dass von diesem Geld mindestens
14 der 24 Spielstraßen nicht mehr finanziert werden können. Noch kann der
Senat den Fehler korrigieren. Das zu tun, wäre nur klug, denn so günstig
und schnell, wie die Spielstraßen eingerichtet sind, sind neue Spielplätze
sicher nicht gebaut.
5 Aug 2023
## LINKS
[1] /Temporaere-Spielstrassen-in-Berlin/!5948003
[2] /Haushalt-in-Berlin/!5945836
[3] http://xn--spielstraen-36a.de/
## AUTOREN
Kajo Roscher
## TAGS
Wochenkommentar
Spielstraße
Spielplatz
Spielstraße
Sparmaßnahmen
Spielstraße
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