# taz.de -- Rupert Murdoch tritt ab: Bin Freitagnachmittag im Büro | |
> Medienunternehmer Rupert Murdoch (92) ist zurückgetreten. Zukünftiger | |
> Chef der Fox-Gruppe wird sein Sohn. Den Journalismus wird das kaum | |
> verändern. | |
Bild: Rupert Murdoch und sein Sohn Lachlan | |
Eigentlich wollte Rupert Murdoch (92) nie in Rente gehen. In [1][einer | |
britischen TV-Doku tauchte 1998] der legendäre Satz auf: „Weglaufen und | |
mich zur Ruhe setzen will ich einfach nicht. Sollte ich je in Rente gehen, | |
werde ich ziemlich bald sterben.“ Damals war der „Dirty Digger“ knackige … | |
und stellte seinen Kindern das wenig schmeichelhafte Kompliment aus, sie | |
wären auch alles andere als „fähig und bereit, meine Nachfolge anzutreten�… | |
Was folgte, war ein jahrelanger Hickhack vor allem zwischen den beiden | |
Brüdern Lachlan (52) und James (50). James gilt allgemein als der smartere | |
der zwei, jetzt hat aber Lachlan das Rennen gemacht. Schwester Elisabeth | |
(55) – alle drei stammen aus Murdochs zweiter Ehe mit der australischen | |
Journalistin und Schriftstellerin Anna Torv – spielte in der | |
Nachfolgedebatte schon länger keine Rolle mehr. | |
Nun hat Rupert Murdoch aber den Posten geräumt. Und Ruperts Sohn Lachlan | |
kommt ans Ruder. Lachlan galt zwischendurch mehrfach als abgemeldet und | |
durfte lange Zeit als eine Art „Trostpreis“ die australische Keimzelle von | |
Rupert Murdochs weltweitem Medienimperium verwalten. Hier hatte der 1932 | |
geborene Rupert von seinem Vater eine kleine Lokalzeitungskette geerbt und | |
seit den 1950er Jahren zum größten Medienunternehmen von Down Under | |
ausgebaut, entsprechender politischer Einfluss inklusive. | |
James machte dagegen in den USA, Asien und Großbritannien Karriere. Er | |
leitete die internationale Pay-TV-Kette Sky, deren letzten Teil Murdoch | |
2018 verkaufte. Und war als zuständiger Murdoch vom Dienst für Papas | |
britische Zeitungen zuständig, als die Redaktionen der Boulevardschleudern | |
News of the World und Sun systematisch die Telefone von Promis und | |
Verbrechensopfern hackten. | |
## James Murdoch versucht sich zu distanzieren | |
Gemeinsam mit Vater Rupert saß er vor diversen Parlamentsausschüssen sowie | |
2012 vor der Leveson-Untersuchungskommission und heuchelte Abscheu und | |
Empörung. | |
Obwohl – vielleicht war es auch ein bisschen echt. In letzter Zeit hat sich | |
James jedenfalls mehrfach vom eigenen Clan distanziert. Im Juli 2020 trat | |
er dann demonstrativ wegen „diverser Meinungsverschiedenheiten über diverse | |
redaktionelle Inhalte und Strategien“ als Aufsichtsrat der News Corporation | |
zurück. | |
James Murdoch unterstützt die Clinton Foundation des ehemaligen | |
US-Präsidenten Bill Clinton und hat gemeinsam mit seiner Frau schlappe | |
615.000 Dollar für Joe Bidens letzten Wahlkampf gespendet. | |
Lachlan ist dagegen wie sein Vater in Nibelungentreue den Republikanern | |
verbunden, auch wenn beide Donald Trump heutzutage doof finden. Doch das | |
will nichts heißen. Der eher öffentlichkeitsscheue Rupert, der seine Macht | |
lieber diskret durch die Hintertür ausübt, hielt vom Großmaul und | |
Schaumschläger Donald nie viel. | |
Bis Trump Erfolg hatte, das quasi symbiotische Verhältnis von Trump und | |
Murdochs Sender Fox News beide groß machte und [2][sich so weiteres | |
Ranschmeißen für die Kassen der Murdochs] lohnte. | |
## Lachlan Murdoch noch konservativer | |
Unter Lachlan dürfte sich diese Geschichte wiederholen. „Wenn überhaupt ist | |
Lachlan noch konservativer als sein Vater und mit ‚Trumpism‘ im Einklang“, | |
schreibt zum Generationswechsel im Hause M. der ehemalige CNN-Journalist | |
und heutige Harvard-Fellow Brian Stelter. Denn es gehe weniger um die | |
Person Donald Trump als den rechtspopulistischen Kurs der Grand Old Party, | |
so [3][Stelter im US-Magazin The Atlantic]. | |
Dazu kommt noch der kleine Umstand, dass Murdoch senior alles andere als | |
wirklich weg vom Fenster ist. Für ihn wird der schöne Titel eines „Chairman | |
Emeritus“ erfunden. In einer Botschaft an seine Tausenden | |
Mitarbeiter*innen in aller Welt hat er schon angekündigt, dass | |
weiterhin jederzeit mit ihm zu rechnen ist: „Wenn ich eure Länder und | |
Unternehmen besuche, solltet ihr damit rechnen, mich am späten | |
Freitagnachmittag im Büro zu treffen“, schreibt Murdoch und droht: „Ich | |
werde mich jeden Tag in den Wettbewerb der Ideen einmischen.“ | |
Um hundertprozentig auf Nummer Sicher zu gehen, falls Lachlan hier doch mal | |
auf eigene Ideen kommen sollte, nordet Papa den Filius im selben Schreiben | |
auch gleich nochmal so politisch wie weltöffentlich ein: Schon sein Vater | |
Keith habe „fest an die Freiheit geglaubt“, und Lachlan sei „diesen Werten | |
absolut verpflichtet“, heißt es in Ruperts Memo an die Mitarbeiter*innen. | |
Und dann kommt klassischer Murdoch-Rant. „Nur auf Eigennutz bedachte | |
Bürokratien versuchten, gerade diejenigen zum Schweigen zu bringen, die | |
ihre Methoden und Netzwerke hinterfragen“, schreibt Murdoch: „Solche Eliten | |
stellen ihre Verachtung für alle, die nicht Teil ihrer elitären Klasse | |
sind, offen zur Schau. Die meisten Medien sind Verbündete dieser Eliten und | |
verhökern lieber politische Märchen, statt der Wahrheit auf den Grund zu | |
gehen.“ | |
Womit Trumpism exzellent beschrieben, aber leider das Gegenteil gemeint | |
ist. Die Frage ist also weniger, ob sich bei Fox News etwas ändert. Sondern | |
wie sie es bei der Londoner Times oder dem Wall Street Journal überhaupt | |
noch schaffen, ganz anständigen Journalismus zu machen. | |
22 Sep 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=KRoN-rDf6sY | |
[2] https://www.cnbc.com/2020/09/09/how-james-and-kathryn-murdoch-became-a-poli… | |
[3] https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2023/09/rupert-murdoch-retires-fo… | |
## AUTOREN | |
Dirk Döll | |
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