| # taz.de -- Rebellenführer Bosco Ntaganda: 30 Jahre Haft für Kongos Warlord | |
| > Der Internationale Strafgerichtshof verhängt das härteste Urteil seiner | |
| > Geschichte. Es trifft einen ehemaligen Rebellenführer. | |
| Bild: Bosco Ntaganda auf dem Weg zur Urteilsverkündigung im Internationalen St… | |
| Berlin taz | Der [1][Internationale Strafgerichtshof in Den Haag] hat den | |
| kongolesischen Warlord Bosco Ntaganda zu 30 Jahren Haft verurteilt. Es ist | |
| das mit Abstand härteste Urteil, das der Strafgerichtshof je verhängt hat. | |
| Bosco Ntaganda, heute 46 Jahre alt, war Militärchef der kongolesischen | |
| Rebellenbewegung UPC (Union Kongolesischer Patrioten) und ihres bewaffneten | |
| Arms FPLC (Patriotische Kräfte zur Befreiung des Kongo), die 2002/2003 in | |
| Kongos Nordostprovinz Ituri kämpfte und sich hauptsächlich aus der | |
| Volksgruppe der Hema rekrutierte. Er stammte aus einer kongolesischen | |
| Tutsi-Familie, war in Ruanda geboren und sah seinen Kampf als Verteidigung | |
| der Hema gegen einen drohenden Völkermord ähnlich dem an Ruandas Tutsi | |
| 1994. | |
| Seine Gegner warfen ihm hingegen vor allem ethnisch motivierte Gräueltaten | |
| an der Volksgruppe der Lendu vor. Nach Ende des UPC-Kriegs war Ntaganda in | |
| unterschiedlichen Tutsi-geführten Rebellengruppen des Kongo aktiv und | |
| zwischenzeitlich auch General in der Regierungsarmee, trotz eines 2006 | |
| ausgestellten Haftbefehls aus Den Haag gegen ihn. 2013 brach er mit seiner | |
| letzten Rebellenbewegung M23 (Bewegung des 23. März) und ließ sich von der | |
| US-Botschaft in Ruanda an den Internationalen Strafgerichtshof überstellen. | |
| ## 30 Jahre sind die faktische Höchststrafe | |
| Der Prozess gegen Ntaganda begann 2015. Im [2][Urteil im Juli 2019 folgten | |
| die Richter weitgehend der Anklage]. Ntaganda habe mit anderen UPC-Führern | |
| einen „gemeinsamen Plan“ verfolgt, „die Lendu-Gemeinschaft zu zerstören … | |
| zu zerschlagen“. Er sei auch direkter Täter gewesen, sogar Mörder. Ntganda | |
| wurde in allen Punkten schuldig gesprochen: Mord, Angriffe auf Zivilisten, | |
| Vergewaltigung, sexuelle Versklavung, Verfolgung, Plünderung, | |
| Zwangsumsiedlung, Vertreibung, Kinderrekrutierung, Angriffe auf geschützte | |
| Objekte, Zerstörung von Besitz, jeweils als Kriegsverbrechen oder/und | |
| Verbrechen gegen die Menschlichkeit. | |
| Insgesamt verhängte das Weltgericht gegen Ntaganda 218 Jahre Haft für die | |
| 18 unterschiedichen Straftaten, mit jeweils 30 Jahren für Mord und | |
| Verfolgung. 30 Jahre sind die faktische Höchststrafe, die das Gericht | |
| verhängen kann. Das Gericht sah von einer theoretisch möglichen | |
| lebenslangen Haftstrafe ab, die ebenfalls auf 30 Jahre Haft hinausläuft. | |
| Menschenrechtsorganisationen begrüßten das harte Strafmaß, wie sie schon | |
| den harten Schuldspruch im Juli begrüßt hatten. Anneke Van Woudenberg, | |
| ehemalige Kongo-Chefin von „Human Rights Watch“ und persönlich an der | |
| Aufklärung von Verbrechen in Ituri beteiligt schrieb auf Twitter: „Ich | |
| verspüre große Erleichterung, dass dieser Mann sehr lange hinter Gittern | |
| sitzen wird. Die Interviews, die ich mit seinen Opfern führte, suchen mich | |
| bis heute heim.“ | |
| ## 30 Tage Zeit, um Berufung einzulegen | |
| Ntagandas ehemalige Rebellenbewegung UPC, heute eine politische Partei im | |
| Kongo, hatte bereits im Juli das Urteil kritisiert und fordert weiterhin | |
| einen Kongo-Sondergerichtshof für alle Kriegsparteien des Landes. | |
| Bosco Ntagandas Anwälte haben 30 Tage Zeit, um Berufung einzulegen. Bis zu | |
| einer Entscheidung in letzter Instanz sitzt Ntaganda formal weiter in | |
| Untsuchungshaft. Die jetzt ausgesprochene Haftstrafe läuft ab Ntagandas | |
| Inhaftierung am 22. März 2013; gut sechseinhalb Jahre davon sind also schon | |
| abgesessen. | |
| Zu klären sein wird noch, ob Ntagandas Opfer eine Entschädigung einklagen: | |
| Der Gerichtshof hat 922 Personen als Opfer anerkannt, davon 97 ehemalige | |
| UPC-Kindersoldaten. Entschädigungen würden aus dem Opferfonds des | |
| Gerichtshof fließen, da Ntaganda selbst als mittellos eingestuft worden | |
| ist. | |
| 7 Nov 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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