# taz.de -- Petition der Woche: Streit über einen „Mohren“ | |
> Im fränkischen Coburg wird über das Stadtwappen gestritten. Es zeigt | |
> einen „Mohren“, der als diskriminierend empfunden wird. | |
Bild: Rassistisch oder ein Zeichen für Weltoffenheit? Das Coburger Stadtwappen | |
BERLIN taz | Das oberfränkische Coburg streitet über sein Stadtwappen. Das | |
Symbol der Stadt ist die Abbildung eines ‚Mohren‘-Kopfes. Dieser ist im | |
Stadtbild sehr präsent und schmückt unter anderem viele Coburger | |
Gullydeckel. Sogar auf dem Rathaus thront eine Mohrenfigur, die als | |
„Bratwurstmännla“ über die städtische Wurstproduktion wachen soll. | |
Zwei nach Berlin gezogene Oberfränkinnen starteten im Juni [1][eine | |
Onlinepetition], bei der sie eine Änderung des Wappens forderten mit dem | |
Ziel „Schwarzen Menschen den Respekt zu geben, den sie verdienen“. Ihre | |
Begründung: „Bei dem Begriff ‚Mohr‘ handelt es sich um eine klar | |
rassistische, althochdeutsche Bezeichnung für Schwarze Menschen.“ | |
Der Hintergrund der Verwendung des Mohren als Schutzpatron der Stadt ist | |
vermutlich auf die Verehrung des heiligen St. Mauritius zurückzuführen. Auf | |
der Webseite der Stadt Coburg kann man folgende interessante Information | |
nachlesen: „Allerdings war Mauritius kein Mohr, wurde aber als Afrikaner | |
wegen seines Namens von den Künstlern des Mittelalters gern als solcher | |
dargestellt.“ | |
Ihre Petition starteten die beiden Freundinnen, eine Schwarz, die andere | |
weiß, im Zuge der #BlackLivesMatter-Bewegung, doch neu ist die Debatte | |
nicht. Bei der Diskussion über die Umbenennung der Berliner Mohrenstraße, | |
Firmenlogos von Sarotti oder Julius Meinl sowie Apotheken-Namen in ganz | |
Deutschland lauten die gegenseitigen Vorwürfe: Political Correctness gegen | |
Rassismus. | |
## Symbol gegen Intoleranz? | |
Auch in Coburg wird heiß diskutiert. [2][In einer Gegenpetition] schreibt | |
ein Anwohner: Den Mohren für den „fehlgeleiteten Zeitgeist opfern“ sei für | |
die Bürger:innen Coburgs so, „als würde man ihre Identität verkaufen und | |
der Stadt ihr Herz herausreißen“. | |
Nachdem die Petition der beiden Freundinnen nicht erfolgreich war, wurde | |
diese Woche bekannt, dass es eine neue Petition gibt, die sich direkt an | |
den Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags richtet. Die | |
Verfasser:innen sind bisher nicht bekannt. | |
SPD-Oberbürgermeister Dominik Sauerteig lehnt eine Änderung des Wappens ab. | |
Er reagierte mit der Stellungnahme von zwei Coburger „Stadtheimatpflegern“, | |
die unter anderem argumentieren, dass die Abbildung nicht rassistisch und | |
kolonialistisch sei, weil die Geschichte des Mohren bis weit vor die Zeit | |
des Kolonialismus zurückreiche. Zudem sei die Abbildung während des Dritten | |
Reichs von den Nazis entfernt worden und von der Coburger Verwaltung danach | |
bewusst wiedereingeführt worden. Deswegen sehe er es als „Symbol gegen | |
Intoleranz und Rassismus“. | |
Tahir Della, Sprecher der [3][Initiative Schwarze Menschen] in Deutschland, | |
empfindet das Wappen als eindeutig rassistisch und erklärt: „Was nicht | |
rassistisch gemeint ist, kann trotzdem rassistisch rüberkommen.“ Symbole im | |
öffentlichen Raum müssten diskutierbar sein. „Nur weil sie schon hundert | |
Jahre da sind, warum sollen sie nicht hinterfragt werden?“ | |
Die [4][Mohrenstraße in Berlin soll bald umbenannt werden]. Die Verfasserin | |
der ersten Coburger Petition glaubt daran, dass auch Coburg eines Tages | |
seinen Mohren abschaffen wird: „Ich bin mir sicher, dass es geändert wird. | |
Ob in einem, zehn oder hundert Jahren.“ | |
19 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.change.org/p/stadt-coburg-%C3%A4nderung-des-rassistischen-cobur… | |
[2] https://www.openpetition.de/petition/online/der-coburger-mohr-st-mauritius-… | |
[3] http://isdonline.de/ | |
[4] /Rassistische-Strassennamen-in-Berlin/!5703279 | |
## AUTOREN | |
Leonard Maximilian Schulz | |
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