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# taz.de -- Moderner Fünfkampf nach Corona-Pause: Vorteile einer Randsportart
> Die Fünfkämpferin Annika Schleu fährt nach der Olympia-Verschiebung
> zweigleisig. Sie will jetzt ihre Masterarbeit schreiben.
Bild: Da war Corona noch nur eine Biermarke: Annika Schleu im Olympiapark in Be…
Später werden sich Berlins Schulen wahrscheinlich um Annika Schleu reißen.
Die 30-jährige gebürtige Spandauerin ist Moderne Fünfkämpferin, also von
Laufen über Schwimmen bis Fechten in vielen Disziplinen geschult. An den
Schulalltag denkt die jetzige Lehramststudentin an der Humboldt-Uni aber
noch nicht. Sie hat zunächst die verschobenen Olympischen Spiele in Tokio
im Blick. „Nach Platz 4 in Rio möchte ich jetzt schon eine Medaille“, sagt
sie. Sie schränkt aber auch ein: „Man braucht im Mehrkampf auch Glück, dazu
das richtige Pferd, das man zugelost bekommt, und auch sonst muss es passen
an dem Tag, denn wir sind alle eng inbeieinander.“
Im Training hat sie jetzt etwas die Uhr zurückgestellt. „Wir betreiben
gerade Grundlagentraining, also das, was wir sonst im Herbst oder Winter
machen“, sagt sie. Immerhin das. In der ersten Phase des Lockdowns war
nicht viel möglich. „Wir sind da viel gelaufen“, sagt sie. „Dann wurden
aber recht schnell die Sonderregelungen für Olympiaathleten festgelegt. Und
da waren wir drei Frauen in Berlin. Wir durften das Trainingszentrum unter
bestimmten inVoraussetzungen betreten, durften mit Abständen auch unser
Lauftraining zu dritt machen.“
Problematischer gestaltete sich schon das Schwimmen. „In Berlin waren ja
[1][alle Schwimmhallen geschlossen]. Erst später wurde für Olympiaathleten
die Schwimmhalle Landsberger Allee geöffnet. Dort musste man aber zu ganz
bestimmten Zeiten hinkommen und es durften auch nicht mehr als zwei oder
drei Leute im Becken sein.“
Etwas neidisch blickte sie in dieser Zeit auf ihren Freund Christian
Zillekens. Auch der ist Moderner Fünfkämpfer, auch der bereitete sich auf
Olympia vor. Und er konnte früher in die Schwimmhalle. Das war in diesem
Fall aber keine Geschlechterbenachteiligung. „Mein Freund gehört zu der
Potsdamer Trainingsgruppe, ich zur Berliner. Wir wohnen zwar zusammen in
Potsdam und auch die Potsdamer Schwimmhalle ist näher für mich. Die
verschiedenen Trainigsgruppen sollten aus Hygienegründen aber getrennt
bleiben. Deshalb bin ich zu Hause geblieben, als er zum Schwimmtraining
ging“, erzählt Schleu.
## Mehr Tierwohl als Training
Zum Einhalten der Hygieneregeln musste sie immerhin nicht aus der
gemeinsamen Wohnung. Zusammen wohnen war weiter möglich, zusammen schwimmen
nicht. Das Reittraining fiel für längere Zeit ebenfalls aus. „Wir durften
zwar zu den Pferden, und wir haben sie auch bewegt. Aber es ging mehr um
das Tierwohl als um ein Training. Die Pferde hatten ja keine Koppeln,
standen die ganze Zeit. Und Bewegung war gut für sie. Sprungtraining haben
wir nicht mir ihnen gemacht“, beschreibt Schleu. Am meisten litt das
Fechten unter den Ausfällen.
Reguläres Training mit Waffe und Gegnerin war nicht drin. „Man kann
immerhin die Arme und die Beine einzeln trainieren.“ Fechten ist ohnehin
nicht die Lieblingsdisziplin der Mehrkämpferin. „Ich habe mir abgewöhnt zu
sagen, dass ich es nicht mag, denn das ist schon ein erstes psychologisches
Hindernis. Aber es ist die Disziplin, in der ich am wenigstens stabil bin“,
sagt sie. Das Gute dabei: Läuft es im Fechten gut, weiß sie, dass sie
ziemlich weit vorn landen wird.
## Vom Sport allein nicht leben
Für die nächsten Monate plant Annika Schleu zweigleisig. Olympia ist das
große Ziel. Parallel dazu will sie aber ihre Masterarbeit schreiben.
„Eigentlich wollte ich das nach Olympia machen. Aber nun hat sich der
Zeitplan geändert. Ich suche gegenwärtig nach einem Thema für die Arbeit.“
Auch die folgenden Olympischen Spiele in Paris hat sie im Visier. Die
Vorbereitung darauf will sie dann mit ihrer Referendariatszeit an einer
Schule verbinden.
Denn vom Sport allein können Moderne Fünfkämpferinnen nicht leben.
Gegenwärtig ist Schleu Sportsoldatin und erhält auch ein Stipendium fürs
Studium. Das wurde während der Pandemie weitergezahlt, ein Lichtblick. Auf
ihre nächsten Wettkämpfe muss Schleu aber noch eine ganze Weile warten. „Im
September soll es in Polen einen Wettkampf gemäß den Hygieneregeln geben.
Das wäre dann der erste. Ende Oktober wird es die [2][Deutschen
Meisterschaften] geben.“
Ganz dicke Hygienekonzepte für Geisterwettkämpfe oder kontrollierte
Zuschauerströme müssen die Verantwortlichen ihres Sports nicht verfassen.
„Zu unseren Wettkämpfen kommen eigentlich immer nur Verwandte und Freunde
der Teilnehmer. Ganz selten sieht man jemanden, der nicht jemanden kennt.
Das ist jetzt der Vorteil für eine Randsportart“, meint Schleu trocken. Für
Tokio 2021 ermuntert sich Schleu zu einem pragmatischen Zweckoptimismus.
Mit Zweifeln am großen Ziel fällt das Training viel schwerer. Also hofft
sie, dass die Welt im nächsten Sommer bereit sein kann für Olympische
Spiele.
28 Jul 2020
## LINKS
[1] https://www.rbb24.de/wirtschaft/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/0…
[2] https://www.dvmf.de/wettkaempfe/national-international/dvmf-plant-meistersc…
## AUTOREN
Tom Mustroph
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