| # taz.de -- Massaker in Sudan: Hunderte Tote in einem Krankenhaus gemeldet | |
| > In einem Krankenhaus in der Stadt El Fasher soll die RSF-Miliz 460 | |
| > Menschen getötet haben. Sudans Regierung behindert derweil humanitäre | |
| > Hilfe. | |
| Bild: Geflüchtete, die es aus El Fasher nach Tawila geschafft haben, 27. Oktob… | |
| Berlin taz | Nach der Eroberung der Stadt El Fasher in Sudans Westregion | |
| Darfur durch die aufständische Miliz RSF (Rapid Support Forces) am Sonntag | |
| und Montag werden immer mehr Berichte über Massaker bekannt. Der Direktor | |
| der Weltgesundheitsorganisation WHO [1][erklärte am Mittwoch nachmittag], | |
| er sei „schockiert“ über Berichte, wonach die RSF in der | |
| Saudi-Geburtsklinik der Stadt 460 Menschen getötet habe. „Alle Angriffe auf | |
| die Gesundheitsversorgung müssen unverzüglich und bedingungslos enden“, so | |
| WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus weiter. | |
| Die Totenzahlen wurden zuvor von lokalen Organisationen verbreitet. Das | |
| „Saudi Hospital“ in der Stadt war Berichten zufolge zuletzt das einzige | |
| noch funktionierende Krankenhaus in El Fasher. Am Montag besetzten | |
| RSF-Kämpfer das Gelände. „Alle Verwundeten und Verletzten im | |
| Saudi-Krankenhaus wurden kollektiv filtriert“, also nach ihrer ethnischen | |
| Zugehörigkeit geprüft, heißt es in einer Erklärung der „Koordination der | |
| Widerstandskomitees“ von El Fasher, „die Verwundeten hatten keine | |
| Überlebenschance.“ In sozialen Netzwerken kursieren [2][Videoaufnahmen] von | |
| RSF-Kämpfern, die im Krankenhaus durch Flure und Treppenhäuser gehen und | |
| auf am Boden herumliegende Menschen schießen. | |
| Die „Widerstandskomitees“ sind in Sudan zusammen mit den „Emergency | |
| Response Rooms“ die zivilen Basisstrukturen der Demokratiebewegung, deren | |
| Aufstand 2019 den Sturz von Militärherrscher Omar Hassan al-Bashir | |
| ermöglichte und die danach vom inzwischen erneut herrschenden Militär | |
| ausgebootet wurden. Das Schicksal ihrer Aktivisten in El Fasher nach dem | |
| Fall der Stadt ist nicht bekannt. | |
| Die Analysten der US-Universität Yale, die Satellitenaufnahmen von El | |
| Fasher auswerten, haben [3][die Massentötungen ebenfalls bestätigt], ebenso | |
| weitere mutmaßliche Massaker von einem Gelände eines ehemaligen | |
| Kinderkrankenhauses. Am Montag hätten die Aufnahmen große Menschengruppen | |
| auf dem Gelände gezeigt, am Dienstag dann an denselben Stellen mutmaßliche | |
| große Leichenhaufen. Die Yale-Analysten sprechen auch von Tötungen entlang | |
| der Erdwälle, mit denen die RSF während ihrer Belagerung von El Fasher die | |
| Stadt abriegelte. | |
| ## Regierung weist WFP-Leiter aus | |
| Am Dienstag hatten Darfurs Rebellengruppen, die mit Sudans Armee gegen die | |
| RSF verbündet sind und am Sonntag und Montag gemeinsam mit der Armee aus El | |
| Fasher verjagt wurden, von mindestens 2000 Todesopfern der RSF in der Stadt | |
| und dem Umland in zwei Tagen gesprochen. | |
| Sudans Militärregierung, die 2000 Kilometer östlich in Port Sudan am Roten | |
| Meer residiert, hat sich die Zahl zu eigen gemacht. Zugleich legt sie | |
| internationalen Hilfsorganisationen allerdings weiterhin Steine in den Weg | |
| bei den Bemühungen, humanitäre Hilfe zu den betroffenen Bevölkerungen zu | |
| bringen. | |
| Am Mittwoch [4][meldete das UN-Welternährungsprogramm WFP], sein | |
| Landesdirektor Laurent Bukera und seine Nothilfekoordinatorin Samantha | |
| Katraj in Sudan seien zu unerwünschten Personen erklärt und zur Ausreise | |
| binnen 72 Stunden aufgefordert worden. Gründe seien nicht genannt worden. | |
| Laut Sudans amtlicher Nachrichtenagentur Suna hat die Regierung gesagt, sie | |
| kooperiere mit internationalen Hilfswerken auf der Grundlage des Respekts | |
| von staatlicher Souveränität. Das bedeutet gemeinhin, dass keine | |
| Hilfsaktivitäten ohne vorherige staatliche Genehmigung möglich sind. | |
| Hilfswerke in Sudan haben in der Vergangenheit wiederholt kritisiert, dass | |
| die Regierung Lebensmitteltransporte oder auch nur Reisen von Helfern | |
| innerhalb Sudans erst mit Verzögerung oder gar nicht erlaubt. Die RSF | |
| wiederum soll an Straßensperren Hilfstransporte ausrauben und Hilfsgüter | |
| plündern. | |
| Laut UN-Migrationsorganisation IOM konnten am Montag und Dienstag mehr als | |
| 33.000 Menschen aus El Fasher fliehen. Vor der RSF-Einnahme lebten noch | |
| etwa 260.000 Menschen dort, davon 177.000 Kriegsvertriebene. Wie viele es | |
| jetzt noch sind, ist unklar. | |
| 29 Oct 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://x.com/DrTedros/status/1983529376130965998 | |
| [2] https://x.com/MohanadElbalal/status/1983318387142152389 | |
| [3] https://files-profile.medicine.yale.edu/documents/b9c14991-6b22-492e-9e16-f… | |
| [4] https://www.wfp.org/news/wfp-statement-regarding-staff-expulsions-sudanese-… | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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