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# taz.de -- Manipulierte Fotos: Fukushima made by Photoshop
> Der Atomkonzern Tepco hat Bilder von Reaktor vier manipuliert. Eine
> Internetredaktion entdeckte den retuschierten Reaktorzugang.
Bild: Ein ordentlicher Grafiker hätte das aber besser hinbekommen.
BERLIN taz | Ein offensichtlich manipuliertes Foto der Aufräumarbeiten am
havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daichi sorgt für Unruhe im
Internet. Das Bild steht auf der Homepage des AKW-Betreibers Tepco und
zeigt eine Szene bei den Bauarbeiten am Reaktor vier.
Deutlich ist zu sehen, dass das Foto an einer Stelle nachträglich
bearbeitet worden ist. Am späten Dienstagnachmittag lässt der japanische
Atomkonzern den brisanten Teil des Bildes ganz verschwinden.
Die Bilder auf der Tepco-Homepage zeigen Ausschnitte aus den Aufräum- und
Abrissarbeiten, die auf dem Gelände von Fukushima Daichi stattfinden.
Langfristig sollen alle vier Reaktoren abgebaut und entsorgt werden. An der
Westseite des Reaktorgebäudes, die vom Meer abgewandt liegt, befand sich
früher ein Zugang zum Reaktorraum.
Dieser Tunnel aus Beton wurde in den letzten Monaten abgerissen. Seine
Öffnung in den Reaktorraum ist nun durch eine grobe Nachbearbeitung
unkenntlich gemacht worden. Ob das Foto neben einem Schutthaufen Arbeiter
oder Maschinen oder etwas anderes zeigt, ist nicht erkennbar.
Die Manipulation des Bildes wurde von der englischsprachigen, aufgrund der
Atomkatastrophe in Japan gegründeten Internetredaktion [1][enenews
entdeckt] und ins Netz gestellt. In den Kommentaren wird Tepco ob der
offensichtlich schlampigen Manipulation des Bildes mit Spott überschüttet:
„Können die denn gar nichts richtig machen?“ In den Kommentaren finden sich
zahlreiche Verweise auf frühere Abrissphasen.
Am späten Dienstagnachmittag (MEZ) wurde dem japanischen Atomkonzern die
schlampige Bildbearbeitung anscheinend unangenehm: Das Foto wurde aber
nicht etwa gelöscht, sondern die empfindliche Stelle einfach
weggeschnitten. Die absurde [2][Erklärung] zur Entstehungsgeschichte des
Bildes lieferte Tempo gleich mit: „We had fabricated a part of the photo in
terms of physical protection. We replaced the photo of which the
fabrication may be taken inappropriate.“
Damit räumt man zumindest die mehr als peinliche Manipulation ein, bleibt
aber schlichtweg unverständlich oder bestenfalls vage in der Definition.
Die elementare Frage was (Menschen, der Reaktor, gar Tepco selbst)
geschützt werden muss, – vor allem aber warum – bleibt unbeantwortet.
Der Reaktor vier, an dem das Foto entstand, war zum Zeitpunkt des Unfalls
nicht in Betrieb, sondern für Wartungsarbeiten stillgelegt. Er geriet
deshalb nach Erdbeben und Tsunami am 11. März 2011 auch nicht außer
Kontrolle. Allerdings befanden sich im Obergeschoss hochradiaoktive
Brennstäbe, die bei einem Einsturz des Gebäudes die Anlage hochgradig
verstrahlt hätten.
Update: Tepco änderte die Begründung der Manipulation des Fotos in der
Nacht von Dienstag auf Mittwoch (MEZ) erneut. Nun erkärt der Atomkonzern:
„We replaced the photo for physical protection of nuclear materials.“
Aufgrund dieser selbst im Englischen unklaren Erklärung, bleibt die Frage,
was Tepco eigentlich sagen möchte, nach wie vor unbeantwortet. Man habe
also das Bild ersetzt, um radioaktives Material zu schützen? Oder vor
radioaktivem Material?
4 Sep 2012
## LINKS
[1] http://enenews.com/report-tepco-reveals-damage-to-area-near-photoshopped-lo…
[2] http://photo.tepco.co.jp/en/date/2012/201208-e/120830-03e.html
## AUTOREN
B. Pötter
J. Scheper
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