| # taz.de -- Machtübernahme in Afghanistan: Retten, was zu retten ist | |
| > Es war ein Fehler, den Taliban Afghanistan zu überlassen. Jetzt muss der | |
| > Westen wenigstens Druck ausüben, um Minderheitenrechte zu sichern. | |
| Bild: Arbeit in einer Eisfabrik – die Taliban sind zurück und für die Fraue… | |
| Die bittere Wahrheit, dass Afghanistan an die [1][Taliban] gefallen ist, | |
| hat mir als afghanischem Journalisten, der nach Todesdrohungen nach | |
| Deutschland geflohen ist, die letzten Tage zur Hölle gemacht. | |
| Nach zwanzig Jahren Einsatz mit hohen finanziellen und menschlichen Kosten | |
| sind die USA und ihre Verbündeten in Afghanistan gegen eine | |
| unkontrollierbare Terrorgruppe gescheitert. Alle Hoffnungen, ein freies | |
| und demokratisches Afghanistan aufzubauen, wurden innerhalb weniger Stunden | |
| zunichtegemacht. | |
| Warum und wie Afghanistan so schnell gefallen ist, ist eine Frage, die | |
| beantwortet werden muss. Klar ist, dass die Vereinigten Staaten von Beginn | |
| ihrer Präsenz in Afghanistan an Fehler gemacht haben, die zur aktuellen | |
| Situation geführt haben. Der Höhepunkt dieser Fehler waren Verhandlungen | |
| mit den [2][Taliban] und unzählige Zugeständnisse an diese Terrorgruppe. So | |
| erhielten die Taliban die Möglichkeit, eine politische und diplomatische | |
| Position in der Region einzunehmen, was zu ihrer erheblichen Unterstützung | |
| aus China, Russland und dem Iran führte. | |
| Gleichzeitig hat die afghanische Regierung in der Region ihr Gesicht | |
| verloren. Unter dem Vorsitz von Ashraf Ghani hatte sie aufgrund ihrer | |
| Schwäche, fehlender politischer Legitimität und grassierender Korruption | |
| keine große Unterstützung in der Bevölkerung. Dies kann einer der Gründe | |
| sein, warum die afghanische Armee den Taliban nicht Widerstand leistete. | |
| Es war ein großer Fehler, [3][Afghanistan] in einer solchen Situation zu | |
| verlassen. Die Lage im Land ist jetzt, nach Milliarden von Dollar an | |
| westlicher Finanzierung und Tausenden von Menschenopfern, im Wesentlichen | |
| wie in den 1990er Jahren. Nur mit dem Unterschied, dass die Taliban damals | |
| noch eine unbekannte Gruppe waren. Heute wissen wir, dass sie eine | |
| Terrorgruppe sind, verantwortlich für die Tötung Tausender Afghanen und | |
| ausländischer Soldaten in den letzten zwanzig Jahren, und dass sie | |
| Kriegsverbrechen begehen. Von einer solchen Gruppe zu erwarten, dass sie | |
| sich selbst ändert, ist ziemlich naiv. | |
| Die Rückkehr ausländischer Truppen nach Afghanistan ist jetzt leider | |
| unwahrscheinlicher denn je. Das Einzige, was die UNO, die USA, die EU und | |
| vor allem die Bundesregierung jetzt noch tun können, um ein paar Freiheiten | |
| und Errungenschaften am Hindukusch zu retten, ist, alle verfügbaren | |
| Druckmittel einzusetzen. Dazu gehört politischer und diplomatischer Druck, | |
| das Ende von Finanzhilfen und neue Sanktionen. Um die Taliban dazu zu | |
| bringen, sich zumindest an die Arbeits- und Bildungsrechte von Frauen zu | |
| halten und die Rechte von Minderheiten nicht zu verletzen. | |
| 17 Aug 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Mortaza Rahimi | |
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