Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Leverkusen unterliegt dem FC Bayern: Hektik verliert gegen Ruhe
> Bayer Leverkusen ist auch im Rückspiel gegen den FC Bayern chancenlos. Es
> fehlt an Substanz im Kader. Die Münchner freuen sich auf Inter Mailand.
Bild: Trainer und Seelsorger Xabi Alonso kümmert sich um den enttäuschten Jon…
Vincent Kompany lag schon richtig, als er die Aufmerksamkeit nach dieser
beeindruckenden Demonstration der Stärke des FC Bayern München weg von
seiner Person auf die Spieler lenken wollte. Die mit 2:0 in Leverkusen
gewonnene Partie, die auf ein glasklares 3:0 im Hinspiel gefolgt war, wurde
„auf dem Platz entschieden und nicht an der Linie“, sagte der Münchner
Trainer.
Und tatsächlich war Harry Kane in beiden Partien brillant, das Kollektiv
verteidigte fast fehlerlos, „seriös“ habe der Rekordmeister gespielt, sagte
Leverkusens Trainer Xabi Alonso. Das war genug für diesen Erfolg, der auch
wichtig war, um die nationalen Machtverhältnisse zu klären. Aber eine
Trainerdimension hatte dieses Spiel schon auch, und da war dann eben doch
Kompany der große Sieger.
Der frühere Weltklasseverteidiger hat ein besseres Timing gefunden, jetzt,
wo es darauf ankommt, sind die Bayern voll da, während Bayer 04 „in den
letzten zehn Tagen von einem kleinen Formtief erwischt“ worden ist, wie
Lukas Hradecky, der Torhüter der Werkself, einräumte. Vor allen Dingen aber
hat dieser ebenso lässige wie klar denkende Kompany mit erstaunlicher
Schärfe die Unterschiede zwischen dem FC Bayern München und Bayer
Leverkusen sichtbar gemacht.
Während der Doublegewinner des Vorjahres tatsächlich vor allen Dingen eine
Trainermannschaft ist, [1][die passende Einfälle Alonsos benötigt,] ist der
FC Bayern ein Team der Spieler. Kompanys Fußball ist nicht von immer neuen
Innovationen geprägt, er bereitet seine Mannschaft auf Gegner vor, versucht
den Spielern mit seinen Impulsen zu helfen, glaubt aber nicht, der
entscheidende Faktor zu sein. Alonso hingegen hatte sich für dieses
Rückspiel abermals etwas Neues einfallen lassen: eine Art Reanimation
[2][des Roger-Schmidt-Fußballs,] der vor zehn Jahren einmal in Leverkusen
gespielt worden ist.
## Bewusste Ungeduld
„Wir wollten ein bisschen direkter sein. Nicht mit so viel Geduld spielen“,
sagte Alonso, „wir wollten fast keine Kontrolle, wir wollten Hektik.“ Mit
diesem Stil, der Zufälle provoziert und der bestenfalls ein Stadion
emotionalisiert, weil es viele mitreißende Zweikämpfe gibt, hat die
gegenwärtige Leverkusener Mannschaft jedoch kaum Erfahrungen. Die Bayern
hatten wenig Mühe, die Lage zu kontrollieren. Kein Münchner ließ sich durch
chaotische Momente zu Fehlern verleiten, sogar der junge Torhüter Jonas
Urbig strahlte Ruhe und Selbstvertrauen aus.
Der vielleicht größte Unterschied zwischen Bayer Leverkusen und Bayern
München in diesem März besteht darin, dass die Rheinländer nicht genug
Substanz im Kader haben, um sich auf die Spieler und ihre fußballerische
Stärke zu verlassen. [3][Erst recht nicht, wenn Florian Wirtz verletzt
fehlt.] Das war im Hinspiel an den individuellen Fehlern erkennbar und im
Rückspiel an der Wirkungslosigkeit von Leuten wie dem blassen
Rechtsverteidiger Arthur, an dem auf diesem Niveau überforderten Stürmer
Patrik Schick oder an Aleix Garcia, der Wirtz vertrat. „Natürlich war es
so, dass Xabi Alonso und seine Truppe in den vergangenen 18 Monaten
Herausragendes geleistet haben“, sagte der Münchner Sportdirektor Max
Eberl, „aber jetzt sind wir wieder da.“
Aus Münchner Sicht ist also etwas geradegerückt worden, das Gefüge der
Bundesliga ist repariert, auch wenn Vincent Kompany sagte: „Wir haben in
den letzten Jahren keine Ruhe bekommen von Leverkusen. Ich glaube, das wird
auch in Zukunft so bleiben. Mein Gefühl sagt, dass dieses Duell noch nicht
vorbei ist.“
Selbstverständlich ist das jedoch keinesfalls. „Berlin, Berlin, wir fahren
nach Berlin“, sangen die Leverkusener Fans unmittelbar nach dem Abpfiff,
als würden sie sich nach dem Ausflug in die Phalanx des Weltklassefußballs,
die von Leuten wie Alonso und Wirtz repräsentiert wird, wieder Gefilden
zuwenden, in denen sie sich irgendwie heimischer fühlen. Noch ist unklar,
ob sich Bayer Leverkusen dauerhaft als Meisterschaftsaspirant in der
Bundesliga und Teilnehmer an der K.-o.-Phase der Champions League
etablieren kann. Oder ob doch ein tieferer Sturz folgt, da ja absehbar ist,
dass der Trainer und die besten Spieler – wenn nicht in diesem Jahr, dann
im Sommer 2026 – weiterziehen werden.
Die Bayern hingegen haben sich genau im richtigen Moment gefunden. Nach
Jamal Musiala wird sehr bald auch Joshua Kimmich seinen Vertrag verlängern.
Kane blüht wieder auf, der Trainer passt, vielleicht wurde in Urbig sogar
endlich der passende Nachfolger für Manuel Neuer gefunden. Und Inter
Mailand ist ein aufregender Gegner für das anstehende Achtelfinale. „Jetzt
sind alle Mannschaften auf Augenhöhe“, erklärte Eberl, womit er indirekt
auch sagte: Der Gegner in diesem Achtelfinale zählte nicht zu den größten
Herausforderungen, die auf dem Weg ins Finale bewältigt werden müssen.
12 Mar 2025
## LINKS
[1] /Titelkampf-in-der-Fussball-Bundesliga/!6066867
[2] /Champions-League-Quali-fuer-Leverkusen/!5035254
[3] /Siegesserie-von-Bayer-Leverkusen/!6055491
## AUTOREN
Daniel Theweleit
## TAGS
Bayer Leverkusen
Champions League
DFB-Pokal
Fußball
FC Bayern München
Bayer Leverkusen
Kolumne Press-Schlag
## ARTIKEL ZUM THEMA
Drittligist Bielefeld im Pokalfinale: Unfassbare Geschichte für Fußballromant…
Arminia Bielefeld bezwingt den Deutschen Meister Bayer Leverkusen, zieht
ins DFB-Pokalfinale ein und versetzt eine ganze Stadt in einen Rausch.
Augsburger Siegesserie in der Bundesliga: Maximaler Minimalismus
Der FC Augsburg gewinnt schon wieder und ist nun seit zehn Spielen ohne
Niederlage. Der Klub schleicht sich behutsam an die Europapokalplätze
heran.
Deutsches Champions-League-Duell: Tricks und Kniffe
Die deutschen Dickschiffe Bayern und Bayer treffen in der Champions League
aufeinander. Dabei stehen Taktik und Florian Wirtz im Mittelpunkt.
Titelkampf in der Fußball-Bundesliga: Fußball, paradox
Im Spitzenspiel der Männerbundesliga zerlegt Leverkusen die Bayern nach
allen Regeln der Kunst – und kommt trotzdem über ein 0:0 nicht hinaus.
Warum Leverkusen Fußballmeister wird: Leverkusen, deine Musikschüler!
Leverkusen wird Meister. Zeit für eine etwas andere Liebeserklärung an die
künftige Fußballmeisterstadt am Rande des Karnevals und am Ufer der Dhünn.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.