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# taz.de -- Drittligist Bielefeld im Pokalfinale: Unfassbare Geschichte für Fu…
> Arminia Bielefeld bezwingt den Deutschen Meister Bayer Leverkusen, zieht
> ins DFB-Pokalfinale ein und versetzt eine ganze Stadt in einen Rausch.
Bild: Bielefelder Ekstase nach dem Schlusspfiff
Als Bielefeld am Morgen nach der unbändigen Freude und den Feiern bis tief
in die Nacht erwachte, galt es zu überprüfen, ob all das wirklich wahr ist.
In Chatgruppen reichten Fans Belege herum, von Zeitungsartikeln über Fotos
und Videos vom Beben der Alm. Es galt, sich zu versichern, dass ihre
Arminia wenige Stunden zuvor tatsächlich 2:1 gegen den Titelverteidiger und
Meister Leverkusen gewonnen hatte, und zwar genauso verdient in 90 Minuten
wie zuvor gegen die anderen Bundesligisten Union Berlin (2:0), Freiburg
(3:1) [1][und Bremen (2:1).]
Als erster Drittligist haben die Bielefelder vier Bundesligisten aus dem
Wettbewerb geworfen. Nun können sie der erste Drittligist werden, der den
DFB-Pokal gewinnt und sich für die Europa League qualifiziert. Längst sind
bei allen, die es mit der Arminia halten, die Vorbereitungen für die Reise
ins Berliner Olympiastadion angelaufen. Wenn sich nur ein Teil dessen
bewahrheitet, was auf den Partys in den Kneipen und im Club Café Europa in
der Nacht nach dem Coup gegen Leverkusen besprochen und geplant wurde, dann
kann sich die Hauptstadt auf [2][fast schon schottische Verhältnisse]
gefasst machen.
Wie man es schaffe, die Alm mitzunehmen nach Berlin, war Arminias Trainer
Mitch Kniat auf der Pressekonferenz gefragt worden. „Wird schwer“, sagte
der 39-Jährige lachend, doch er könne sich „gut vorstellen, dass wir auch
da den Vorteil nutzen können und mehr Fans haben im Stadion.“ Er sagte:
„Ich glaube, wir werden da mit ganz Bielefeld anreisen, und ich bin
gespannt, ob es da so viele Hotelzimmer gibt.“
Der Erfolg der Arminia ist eine Geschichte für alle Fußballromantiker. Sie
erzählt von Kräften, die im Fußball und Leben zumindest punktuell noch mehr
bewirken können als Macht und Geld oder eben die Finanzkraft eines Konzerns
und seiner Werkself. Entgegenzusetzen hatte die Arminia einen Plan sowie
ganz viel Zusammenhalt und Leidenschaft.
## Enorme Identifikation
Hinzu kam eine Atmosphäre im Stadion, die der Siegtorschütze Maximilian
Großer „Wahnsinn“ nannte. „Schon vor’m Anpfiff, bei der Erwärmung, wi…
schon die Stimmung war, das war einfach atemberaubend“, sagte der
Verteidiger, „das macht diesen Verein auch aus, diese Fans, das ist einfach
klasse.“ Was er nach dem Abpfiff gedacht habe? „Gar nichts, ich war einfach
nur geschockt. Mir kamen die Tränen, weil das ist einfach unfassbar.“
In der Tat gibt es in der Stadt [3][eine enorme Identifikation] mit der
Arminia, die wie ein Kitt quer durch die Bevölkerung wirkt. Bielefeld ist
Arminia und Arminia ist Bielefeld. Wer in dieser Stadt aufwächst oder lebt,
kann kaum anders, als mit diesem Klub mitzufiebern. Womöglich hat das damit
zu tun, dass die Bielefelder mit und durch die Arminia den
ungerechtfertigten Ruf ihrer Stadt als langweilig widerlegen wollen. Es ist
ein Trotz, der auch Bestand hat, wenn der Verein die Nerven des Anhangs mal
wieder überstrapaziert. Wie mit der maßgeblichen Rolle im
Bundesligaskandal, mit wirtschaftlichem Dilettantismus oder dem Pendeln
zwischen den Extremen durch mehrere Durchmärsche von der dritten in die
erste Liga und Abstürze in die Gegenrichtung. Wie zuletzt, als Bielefeld
von der Bundesliga 2022 binnen drei Jahren fast bis in die Regionalliga
durchgereicht wurde.
Es ist für diesen Klub nur konsequent, dass er ein Jahr später mit dem
Einzug ins Finale des DFB-Pokals den größten Erfolg seiner Geschichte
feiert, passend zum 120. Klubgeburtstag am 3. Mai. Aber auch jetzt müssen
mit den Pokaleinnahmen von fast zehn Millionen Euro vor allem Löcher
gestopft werden. Dabei schien es zunächst, als sei Leverkusen eine Nummer
zu groß für die Arminia. Anfangs war Leverkusen besser und ging durch
Jonathan Tah in Führung (17.). Doch Marius Wörl glich prompt mit seinem
dritten Pokaltor dieser Saison aus (20.), ehe Louis Oppie einen Freistoß so
scharf vors Tor flankte, dass Großer nur den Fuß hinhalten musste (45.+3).
Erstaunlich war, dass es die Bielefelder mit ihrem mutigen Attackieren der
gegnerischen Aufbauspieler schafften, Leverkusen vom gewohnten
Kombinationsstil abzubringen. Stattdessen probierte es Xabi Alonsos Elf mit
langen Bällen, verlor aber gefühlt jedes Duell um einen zweiten Ball.
Arminia ließ den Ball und Leverkusen laufen. „Fast nichts hat
funktioniert“, klagte Alonso später. „Wir konnten nicht den
Leverkusen-Fußball spielen“, sagte Torwart Lukáš Hrádecký und
beglückwünschte die Arminia für „eine Leistung des ganzen Stadions, des
ganzen Vereins“.
2 Apr 2025
## LINKS
[1] /Pokalschreck-Bielefeld-schlaegt-Bremen/!6068673
[2] /Liebe-fuer-die-Schotten/!6014464
[3] /Dann-sind-sie-wieder-niemand/!1350654/
## AUTOREN
Maik Rosner
## TAGS
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