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# taz.de -- Augsburger Siegesserie in der Bundesliga: Maximaler Minimalismus
> Der FC Augsburg gewinnt schon wieder und ist nun seit zehn Spielen ohne
> Niederlage. Der Klub schleicht sich behutsam an die Europapokalplätze
> heran.
Bild: Nicht aufzuhalten: Augsburgs Frank Onyeka gegen den Wolfsburger Mattias S…
Augsburg taz | Auch hinterher stand die Abwehr des FC Augsburg äußerst
stabil, ganz egal, wie sie auch herausgelockt werden sollte. Doch alle
Versuche, vollmundige Ansagen zum Europapokal zu provozieren, liefen
ähnlich ins Leere wie bereits seit Wochen die meisten Angriffe der Gegner.
Dabei weist die Bundesligatabelle nach dem 1:0 gegen den VfL Wolfsburg für
den FCA nur noch vier Punkte Rückstand auf die internationalen Plätze aus.
Womöglich genügt es ja [1][für die Conference League], die Saison auf dem
siebten Platz abzuschließen, von dem die Augsburger nur noch zwei Zähler
entfernt sind.
Das wäre der Fall, wenn Leverkusen, [2][Leipzig] oder Stuttgart sich über
die Bundesliga für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren und
zugleich den DFB-Pokal gewinnen sollte. Also, liebe Augsburger, wie sieht’s
aus mit etwas Euphorie? „Es tut gut, wenn man hochklettert“, sagte
Torschütze Phillip Tietz gelassen, „aber über Europa oder sonstige Dinge
reden wir nicht.“ Es wirkt ein bisschen, als schleiche der FCA auf
Zehenspitzen gen Europacup.
Das geschieht sogar so leise, dass die Augsburger es selbst kaum bemerken.
Zumindest wollen sie es nicht so bewerten. Das höchste der Gefühle war
schon Jess Thorups freudige Bestandsaufnahme. „Es ist Wahnsinn, was im
Moment passiert in Augsburg“, sagte der Trainer nach dem ausgebauten
Vereinsrekord von nun zehn Spielen ohne Niederlage. Forsche Zielsetzungen
leitet der meist sachliche Däne daraus aber nicht ab.
Er hält es wie Marinko Jurendic. „Wir können uns nichts kaufen, wenn wir zu
weit denken. Wir sind der FC Augsburg, wir müssen und wollen auf dem
Boden bleiben“, sagte der Sportdirektor. Er finde es „fantastisch, dass
man Europa mit Augsburg verbindet“, und man sei auch ambitioniert, zumal
die Versetzung nicht mehr gefährdet ist. Doch er wolle keine Ziele
herausposaunen. „Es bringt ja nichts, Luftschlösser zu bauen.“
## Gesunder Realismus
Ihre Vorsicht liegt auch an einem gesunden Realismus. Sie wissen, dass sie
ihre Erfolgsserie einem fast maximalen Minimalismus zu verdanken haben.
Drei ihrer vergangenen sechs Spiele endeten 0:0, die jüngsten beiden mit
1:0-Siegen. Als Ausreißer steht nur der 3:0-Erfolg in Mönchengladbach in
der jüngeren Bilanz. Gegen Wolfsburg drohte sogar das dritte torlose
Heimremis in Serie, ehe Tietz nach einem weiten Pass des vom VfL geliehenen
Cedric Zesiger zum Sieg einschob (53.). „Wir können im Spiel nach vorne
definitiv zulegen“, sagte Jurendic.
Es hat auch mit den Erfahrungen aus der vergangenen Saison zu tun, dass sie
beim FCA so zurückhaltend sind. Im Frühjahr 2024 lagen sie vor den letzten
fünf Spielen sehr aussichtsreich im Rennen um Europa. Doch dann verloren
sie alle restlichen Partien. Nun wollen sie lieber heimlich, still und
leise im Moment leben, um ihren Lauf der vergangenen Wochen möglichst
auch bei der TSG Hoffenheim nach der Länderspielpause fortzusetzen.
Als einzige Mannschaft der Bundesliga sind die Augsburger in der Rückrunde
ungeschlagen und stehen in der Tabelle des zweiten Saisonteils mit fünf
Siegen und vier Unentschieden auf Platz zwei [3][hinter dem FC Bayern]. In
den bisher neun Ligaspielen der Rückrunde mussten die Augsburger gerade
einmal 2 Gegentore hinnehmen (FC Bayern: 11) und im Jahr 2025 nur deren 3.
Damit haben sie sogar die beste Abwehr Europas. Torwart Finn Dahmen steht
mittlerweile bei 613 Minuten ohne Gegentor – auch Vereinsrekord. Schon
jetzt müssen sie beim FCA ständig neue Meilensteine in die Klubchronik
einpflegen, darunter Jeffrey Gouweleeuws 250. Bundesligaspiel.
Das hat sich sogar bis nach Europa herumgesprochen, zumindest bis in die
benachbarten Niederlande, die Heimat des FCA-Kapitäns. „Da ist ja nicht so
oft etwas in den Medien in Holland über mich, aber diese Woche schon“,
sagte der 33-Jährige ein bisschen stolz. Er ist nun der Niederländer mit
den meisten Bundesligaspielen, vor so berühmten Kollegen wie Arjen Robben.
Zumindest Angreifer Tietz dachte nach dem Ende seiner dreimonatigen
Torflaute doch kurz an eine Reise nach Europa. „Ich bin noch am Überlegen,
ob wir irgendwo hinfahren, nach Österreich“, sagte er. Dabei ging es aber
nur um einen Ausflug mit der Familie während der kommenden freien Tage.
Vielleicht bleibe er auch zu Hause, um sich um das neue Kinderzimmer zu
kümmern. Im Juli soll der Nachwuchs kommen. Es läuft einfach auf allen
Ebenen.
16 Mar 2025
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## AUTOREN
Maik Rosner
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