# taz.de -- Kunsttips der Woche: Gegen das Grau | |
> John McAllsiter visualisiert Täler, Klára Hosnedlová das Jeschkengebirge. | |
> Esteban Jefferson zeichnet Spuren des Kolonialismus im Museum Petit | |
> Palais. | |
Bild: John McAllister, „much adrift seemed serenest sea“, 2020, 183 x 427 c… | |
Was für eine hervorragende Idee der [1][Galerie Wentrup] ist es, die | |
leuchtend bunte Malerei von John McAllister im grauen November zu zeigen. | |
Dieses Orange, dieses Pink, dieses Violett, dieses Gelb! Tatsächlich ziehen | |
die leuchtend bunten Arbeiten, die schon durch die Fensterscheiben zu sehen | |
sind, die Passant*innen auf der Knesebeckstraße geradezu magisch in die | |
Galerie. Beeinflusst sind diese von kalifornischer Vegetation, japanischen | |
Drucken, zweifellos aber auch von französischen Meisterwerken des | |
Pointilismus, Fauvismus und vor allem Impressionismus. | |
Anders aber als etwa bei Claude Monet gibt es für McAllisters paradiesische | |
Wälder, Seen und Täler keine direkten Vorbilder in der Natur, ihm geht es | |
nicht um das Einfangen eines realen Moments in der Betrachtung von | |
Landschaft, sondern eher um die Visualisierung eines Gefühls von Landschaft | |
und zwar eines ziemlich intensiven, enthusiastischen. | |
Klára Hosnedlová, deren erste Einzelausstellung bei [2][Kraupa Tuskany | |
Zeidler] momentan läuft, ist mir im vergangenen Jahr auf der Basler | |
Kunstmesse Liste schon aufgefallen. Allein schon aufgrund der | |
ungewöhnlichen Technik, mit der sie arbeitet. Hosnedlová stickt nämlich | |
elegant komponierte fotografische Motive nach. Von Hand. | |
Formal ist das fantastisch, wunderschön und konzeptuell, also als Zugang | |
zur Fotografie, ziemlich interessant: Dem schnellen Klick auf den Auslöser, | |
der unbegrenzten Reproduzierbarkeit der digitalen Fotografie, setzt sie den | |
langsamen Prozess der Bildwerdung mittels Nadel und Faden und die | |
Einmaligkeit der textilen Handarbeit entgegen. | |
„Nest“ heißt die Schau, die in der Kreuzberger Galerie zu sehen ist, in der | |
die Stickbilder Erweiterung in Wandobjekten und Skulpturen finden. | |
Ausgangspunkt ist wie schon in früheren Projekten der Künstlerin ein | |
Beispiel moderner Architektur. Beschäftigt hat sich die Künstlerin mit dem | |
Fernsehturm Ještěd, der zwischen 1963 und 1973 auf den Gipfel des | |
gleichnamigen Berges im tschechischen Jeschkengebirge gebaut wurde. Was | |
Hosnedlová nachzuspüren versucht, sind die Ideen von Fortschritt, | |
Technologie und Sicherheit, wie sie in dem Bau eingeschrieben sind. | |
Koloniale Spuren im Museum | |
Ebenfalls die erste Einzelausstellung in der Galerie ist es im Falle von | |
Esteban Jefferson, der gerade bei [3][Tanya Leighton] ausstellt und auch | |
bei ihm steht die (Innen-) Architektur eines bestimmten Gebäudes im Fokus. | |
Es handelt sich um das Museum Petit Palais in Paris. Genauer gesagt | |
beschäftigt er sich mit den Büsten eines Afrikaners und einer Afrikanerin, | |
wie sie dort in der Rotonde beim Ticketschalter ihr Dasein fristen – ohne | |
als Kunstwerke ausgezeichnet zu werden, ohne dass die Abgebildeten benannt | |
würden. Auf Jeffersons Gemälden treten die Büsten als kolonialistisch | |
Hinterlassenschaften vergangener Epochen fotorealistisch hervor, während | |
die geschäftige Umgebung drum herum als Zeichnung verblasst. | |
18 Nov 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://wentrupgallery.com/en | |
[2] https://www.k-t-z.com/ | |
[3] https://tanyaleighton.com/ | |
## AUTOREN | |
Beate Scheder | |
## TAGS | |
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