| # taz.de -- Krise in Venezuela: Die Zeichen stehen auf Dialog | |
| > Die Regierung Maduro und die Opposition wurden sich am Freitag einig: | |
| > Gesprächsrunden in Mexiko sollen eine Neuwahl und das Ende von Sanktionen | |
| > ermöglichen. | |
| Bild: Oppositionspolitiker Gerardo Blyde Perez (v. l. n. r.), der norwegische V… | |
| Mexiko-Stadt afp/dpa | Regierung und Opposition des südamerikanischen | |
| Landes Venezuela haben sich auf die Einleitung eines Dialogs verständigt, | |
| der das Abhalten einer Präsidentschaftswahl und die Lockerung | |
| internationaler Sanktionen ermöglichen könnte. Vertreter beider Seiten | |
| unterzeichneten am Freitagabend in Mexiko-Stadt eine Vereinbarung, | |
| Gespräche zur Beendigung der seit Jahren andauernden politischen und | |
| wirtschaftlichen Krise im Land aufzunehmen. Gastgeber des Treffens war die | |
| mexikanische Regierung, Norwegen trat als Vermittler auf. | |
| „Sie haben den mutigen Beschluss gefasst, einen umfassenden | |
| Verhandlungsprozess einzuleiten“, sagte Dag Nylander, Chef der norwegischen | |
| Vermittlungsdelegation. Nylander hatte auch schon an den | |
| Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der | |
| Farc-Guerilla teilgenommen. Die Niederlande und Russland sitzen auf Seiten | |
| der Opposition beziehungsweise der Regierung mit am Tisch. | |
| Neun Delegierte jeder Seite sollen an den Gesprächen teilnehmen. Die | |
| Opposition fordert freie Wahlen und die Freilassung der politischen | |
| Gefangenen, die sozialistische Regierung strebt eine Lockerung der | |
| internationalen Sanktionen an. So sitzen die USA zwar nicht mit am Tisch, | |
| dürften aber eine entscheidende Rolle spielen. | |
| Die Sondierung zwischen Regierung und Opposition fand in Mexikos Nationalem | |
| Museum für Anthropologie statt. Für die Regierung unterzeichnete | |
| Parlamentspräsident Jorge Rodríguez die Absichtserklärung für einen | |
| „umfassenden Dialog und Verhandlungsprozess“. Verhandlungsführer der | |
| Regierungsgegner war Gerardo Blayde vom Oppositionsbündnis Plataforma | |
| Unitaria. | |
| In Venezuela [1][tobt seit Jahren ein erbitterter Machtkampf] zwischen dem | |
| umstrittenen Staatschef Nicolás Maduro und der Opposition um Juan Guaidó, | |
| die von westlichen Ländern wie den USA unterstützt wird. | |
| Beide Seiten wollen sich am 30. August erneut in Mexiko treffen, um eine | |
| Verhandlungsagenda mit sieben Punkten auszuhandeln. Maduros Rücktritt | |
| dürfte darin nicht vorkommen, obwohl die Opposition ihm vorwirft, sich 2018 | |
| durch Wahlbetrug ein sechsjähriges Mandat gesichert zu haben. | |
| ## Maduro lobt Einigung auf Twitter | |
| Bereits 2018 und 2019 hatte es in den Karibik-Staaten Dominikanische | |
| Republik und Barbados Verhandlungen der beiden Seiten über die Aufnahme | |
| eines Dialogs gegeben – allerdings erfolglos. „Wir gehen mit Vorsicht und | |
| nicht allzu hohen Erwartungen an diesen Prozess heran. Aber die Notlage | |
| kann nicht länger warten“, sagte ein Vertreter der Opposition in Mexiko. | |
| Maduro [2][lobte die nun erzielte Einigung auf Twitter]. Im Vorfeld hatte | |
| er gewarnt, er werde „Erpressung oder Drohungen“ der USA nicht nachgeben. | |
| Maduros Delegationschef, Parlamentspräsident Rodríguez, mahnte schnelle | |
| Vereinbarungen an, um das Leben der Venezolaner zu erleichtern und die | |
| Wirtschaft zu entlasten. | |
| Oppositionsführer Guaidó erklärte, in dem Dialog seien manche Lösungen | |
| „nicht einfach“ zu erzielen. Ein Scheitern der Verhandlungen würde aber | |
| „den Konflikt vertiefen“. | |
| Der venezolanische Politikwissenschaftler Pedro Benítez erklärte, bei dem | |
| Dialog sei eine Einigung denkbar, bei der „keiner von ihnen den anderen | |
| erdrücken kann“. | |
| Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte eine ganze Reihe von Sanktionen | |
| gegen Venezuela erlassen. Sein Nachfolger Joe Biden stellte dem | |
| südamerikanischen Land eine Lockerung der Strafmaßnahmen in Aussicht, wenn | |
| die Verhandlungen über eine Neuwahl vorankämen. Auch die Europäische Union | |
| und Kanada haben für diesen Fall eine Lockerung ihrer Sanktionen in | |
| Aussicht gestellt. | |
| Trotz seines Ölreichtums steckt Venezuela seit Jahren in einer tiefen | |
| Wirtschaftskrise. Das Bruttoinlandsprodukt ging seit 2014 um 80 Prozent | |
| zurück. Im Zuge der Krise verließen [3][rund 5,6 Millionen | |
| Venezolaner:innen ihr Land]. | |
| Maduro hatte die Regierungsführung in Venezuela 2013 nach dem Tod von | |
| Staatschef Hugo Chávez übernommen. Er weiß die Armee sowie Kuba, China und | |
| Russland hinter sich. | |
| 14 Aug 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Politikwissenschaftler-ueber-Venezuela/!5736516 | |
| [2] https://twitter.com/NicolasMaduro/status/1426349881338257411 | |
| [3] /Fluechtlinge-aus-Venezuela-in-Kolumbien/!5751091 | |
| ## TAGS | |
| Venezuela | |
| Nicolás Maduro | |
| Juan Guaidó | |
| Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
| Argentinien | |
| Venezuela | |
| Venezuela | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Venezuela und USA nähern sich an: Zwei US-Bürger freigelassen | |
| Um die Auswirkungen des Ölembargos gegen Russland abzumildern, nähern sich | |
| die USA der Regierung Venezuelas weiter an. Die spielt mit. | |
| #MeToo in Venezuela: Abruptes Erwachen | |
| In Argentinien und Venezuela gehen Missbrauchsopfer an die Öffentlichkeit. | |
| Ein Tweet einer zur Tatzeit 16-Jährigen hat eine Bewegung ausgelöst. | |
| Parlamentswahlen in Venezuela: Gewonnen, aber gescheitert | |
| Die Sozialistische Partei hat gewonnen, die Opposition ist zersplittert. | |
| Doch eine Perspektive haben die Erben von Hugo Chávez nicht mehr. | |
| Wahlen in Venezuela: Maduro erobert Parlament | |
| Weil die Opposition die Wahl in Venezuala boykottiert hat, ist das Ergebnis | |
| eine Formsache. Nur eine Minderheit ging überhaupt wählen. |