# taz.de -- Krieg in Äthiopien: Angriff auf Tigrays Hauptstadt | |
> Die äthiopische Armee hat begonnen, die Stadt Mekele mit schweren Waffen | |
> zu beschießen. Tausende fliehen, Human Rights Watch warnt vor | |
> Kriegsverbrechen. | |
Bild: Im Krieg gegen Tigray leidet vor allem die Zivilbevölkerung; Tausende fl… | |
ADDIS ABEBA afp | Die äthiopische Armee hat im Konflikt um die abtrünnige | |
Region Tigray mit einer Militäroffensive auf die Regionalhauptstadt Mekele | |
begonnen. Die Stadt wurde nach Angaben von Entwicklungshelfern am Samstag | |
von „schweren Geschossen“ getroffen. Die Regionalregierung teilte im | |
Lokalfernsehen mit, dass das Stadtzentrum mit „schweren Waffen und | |
Artillerie“ angegriffen werde. | |
Die Region Tigray rufe „alle, die ein reines Gewissen haben, einschließlich | |
der internationalen Gemeinschaft, dazu auf, die Angriffe und Massaker mit | |
Artillerie und Kampfflugzeugen zu verurteilen“, hieß es in der Erklärung | |
der Regionalregierung. | |
Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed [1][hatte die Offensive am Donnerstag | |
im Kurzbotschaftendienst Twitter angekündigt]. Er habe die Armee | |
angewiesen, „die dritte und letzte Phase“ im Vorgehen gegen die in Tigray | |
regierende Volksbefreiungsfront TPLF einzuleiten, erklärte der | |
Friedensnobelpreisträger. Bei dem Angriff werde „alles getan“, um die | |
Zivilbevölkerung zu schützen und Mekele mit seinen 500.000 Einwohnern vor | |
„größerem Schaden“ zu bewahren, fügte er hinzu. | |
Menschenrechtsorganisationen hatten im Vorfeld gewarnt, dass die | |
Bombardierung von Mekele [2][ein Kriegsverbrechen darstellen könnte]. Die | |
Organisation Human Rights Watch wies darauf hin, dass Warnungen des | |
äthiopischen Militärs an die Zivilbevölkerung allein nicht ausreichen | |
würden. Dies treffe insbesondere dann zu, wenn Luftstreitkräfte und schwere | |
Waffen in überfüllten städtischen Gebieten eingesetzt werden. | |
## Friedensnobelpreisträger lässt keine Vermittler zu | |
In Tigray gibt es bereits seit Monaten Spannungen. Die dort regierende TPLF | |
dominierte drei Jahrzehnte lang die äthiopische Politik, bevor der aktuelle | |
äthiopische Regierungschef Abiy 2018 an die Macht kam. Die TPLF erkennt | |
Abiy nicht an, der im vergangenen Jahr [3][mit dem Friedensnobelpreis | |
ausgezeichnet worden war]. | |
Anfang November sandte Abiy Streitkräfte nach Tigray, [4][wodurch der | |
Konflikt mit der TPLF vollends entbrannte]. Abiy hat die Appelle | |
internationaler Politiker, die Kämpfe einzustellen und einen Vermittler in | |
dem Konflikt zuzulassen, zurückgewiesen. Er werde die Militäroffensive in | |
der Region im Norden des Landes fortsetzen, erklärte er am Freitag nach | |
Gesprächen mit Gesandten der Afrikanischen Union. | |
Hunderte Menschen sind Berichten zufolge bei den Kämpfen in Äthiopien | |
bisher getötet worden, mehr als 40.000 flohen aus dem Konfliktgebiet, meist | |
in den Sudan. Beobachter befürchten, dass sich die Gefechte ausweiten und | |
die ganze Region destabilisieren könnten. | |
28 Nov 2020 | |
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