| # taz.de -- Kommentar Wahl in der Elfenbeinküste: Ein ermattetes Land | |
| > Der hohe Wahlsieg des ivorischen Präsidenten ist kein Zeichen von | |
| > plötzlicher Ruhe. Er steht für Kriegsmüdigkeit und Entpolitisierung. | |
| Bild: Die Menschen wollen keine neuen Kriege und keine neuen politischen Konfli… | |
| Wiederwahl mit [1][mehr als 83 Prozent]: die Präsidentschaftswahl in der | |
| Elfenbeinküste hat ein klares Ergebnis erbracht. Amtsinhaber Alassane | |
| Ouattara behauptet sich souverän, Kontroversen oder Proteste gibt es nicht. | |
| Ist das normal? Auf den ersten Blick nicht. Die ivorische Politik war in | |
| den letzten Jahrzehnten extrem polarisiert. Auf drei Jahrzehnte | |
| autokratische Diktatur nach der Unabhängigkeit 1960 unter dem Landesvater | |
| Félix Houphouet-Boigny war ein Vierteljahrhundert der Wirren gefolgt, mit | |
| hart umkämpften Wahlen, dem Ausschluss ganzer Teile der Bevölkerung aus dem | |
| öffentlichen Leben, einem Militärputsch, einem Bürgerkrieg, der Teilung des | |
| Landes und dem Aufkommen von Warlords. | |
| Noch 2011 war Abidjan, die faktische Hauptstadt des Landes und das | |
| Wirtschaftszentrum des frankophonen Westafrika, Bürgerkriegsgebiet, weil | |
| der damalige Wahlverlierer Laurent Gbagbo seine Niederlage nicht anerkannte | |
| und Ouattara seinen Sieg mit Hilfe von Rebellen und französischen | |
| Eingreiftruppen erkämpfen musste. | |
| Und jetzt plötzlich löst sich diese Konfrontation in Luft auf? Die einst | |
| auf Augenhöhe gegeneinander kämpfenden Lager Ouattara und Gbagbo sind an | |
| der Wahlurne 2015 mutiert – der eine zum Giganten, der andere zum Zwerg. | |
| Ouattara bekommt über 83 Prozent, der Kandidat der Gbagbo-Partei etwa 9. | |
| ## Aus der Politik zurückgezogen | |
| Das bedeutet aber sicherlich nicht, dass die meisten Gbagbo-Anhänger jetzt | |
| plötzlich zu Ouattara-Fans geworden wären. Vielmehr haben sie sich aus der | |
| Politik zurückgezogen. Die Elfenbeinküste erlebt in den letzten Jahren eine | |
| bemerkenswerte und etwas beunruhigende Entpolitisierung. Eine der einst | |
| lebendigsten Presselandschaften Afrikas ist langweilig geworden, die | |
| Tradition des öffentlichen Disputs nach französischem Stil ist verstummt. | |
| Die Elfenbeinküste kehrt anscheinend in die Zeiten der von oben verordneten | |
| Harmonie zurück, wie schon vor 1990. Dass Ouattaras Wahlbündnis „Sammlung | |
| der Houphouetisten“ heißt, in einem eindeutigen Rekurs auf den einstigen | |
| Landesvater, zeugt vom Wunsch danach. | |
| Das ist verständlich, nach den Wirren der letzten Jahrzehnte. Die Menschen | |
| sind ermattet, sie wollen keine neuen Kriege und keine neuen politischen | |
| Konflikte, sie folgen keinen Demagogen mehr. Deswegen ist Ouattaras hoher | |
| Sieg auch keine Fälschung. Er entspricht der Müdigkeit eines Landes, das | |
| eine ganze Generation verloren hat und jetzt viel aufholen muss, um zurück | |
| zu altem Glanz zu finden. | |
| Aber Ouattaras „neue Elfenbeinküste“ darf nicht nur auf hohen | |
| Wachstumsraten und masssiven Investitionen aufbauen. Sie braucht auch | |
| Leidenschaft und Engagement der Bürger. Diese Wahl war das Gegenteil. | |
| Wahrscheinlich brauchte das Land einmal diese Erfahrung. Aber es sollte bei | |
| dieser einen Erfahrung bleiben. | |
| 28 Oct 2015 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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