Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Deutschland im Sturmtief: First World Problems
> Beim Sturm „Xavier“ gab es Tote, Existenzen wurden zerstört. Und die
> Leute? Regen sich auf, weil sie mit dem Enkel nicht zum Zoo können.
> Geht's noch?
Bild: Wartende und Gestrandete in Kassel-Wilhelmshöhe
Mimimi. Ich bin nicht nach Hause gekommen. Straßen sind gesperrt. Ich bin
mit meinem ICE „gestrandet“. Das Geheule und Genöle im Nachgang von
Sturmtief „Xavier“ quillt aus allen Ritzen des deutschen Gemüts.
Männer bellen in Berliner U-Bahnhöfen lautstark in ihr Telefon, weil sich
ihr „verfickter Zug“ ein paar Minütchen verspätet. Frauen fahren ihre
Ellenbogen aus, weil sie dringender als alle anderen durch die total
verstopfte Stadt nach Hause wollen. Und wenn man den Fernseher anschaltet,
nörgeln Touristen ins hingehaltene Mikrofon, sie seien wegen „Xavier“ nicht
in den Berliner Zoo gekommen.
Ja, schon klar, vermutlich trägt ihr Enkelkind jetzt ein schweres Trauma
mit sich herum, weil es die Pandas nicht wie versprochen präsentiert
bekommen hat. Fehlt bloß noch, dass jemand „Danke, Merkel!“ heult.
Leute! Jetzt mal ein bisschen Impulskontrolle, ja?!
[1][Sieben Menschen sind gestorben.] Viele sind verletzt worden.
Zehntausende Einsätze hat die Feuerwehr gefahren. Häuser und Autos sind
zerstört worden. Existenzen wurden zerstört. Das lautstarke Einfordern
augenblicklich zu erfüllender persönlicher Ansprüche ist so was von
infantil. Und unsolidarisch. Der Bürger ignoriert lieber die realen
Verhältnisse und stellt seine persönlichen Bedürfnisse über die von
anderen, denen es viel schlechter geht. Um die sollen sich mal andere
kümmern. Me first.
Dass kein Zug fährt, hat einen Grund. Dass Straßen gesperrt sind, auch. Und
dass Fahrgäste in ausnahmsweise mal zu „Aufenthaltszügen“ umetikettierten
ICEs kampieren müssen, ist sehr unbequem. Aber immerhin sicher. Soll der
Zug weiter fahren, direkt in die nächste Eiche im Gleisbett? Selbst in der
Not zeigt sich, wie doof manche Leute sein können. First world problems in
einer Ausnahmesituation. Das kriegt echt nicht jeder hin. Wir schon.
6 Oct 2017
## LINKS
[1] /Bilanz-nach-Sturmtief-Xavier/!5452890/
## AUTOREN
Anja Maier
## TAGS
Sturm
Wetter
Berliner Zoo
Sturm
Sturm
Wetter
## ARTIKEL ZUM THEMA
Berliner Wochenkommentar II: Wie Pawlowsche Pandas
Pandadame Meng Meng hat eine Marotte: Sie bewegt sich entweder gar nicht
oder rumpelt rückwärts durchs Gehege. Für den Zoo eine mögliche
Win-Win-Situation.
Berlin nach „Xavier“: Der Weg zur Arbeit: ein Hindernislauf
Viele S-Bahnen fallen aus, der Zugverkehr läuft noch nicht richtig an.
Immerhin: die BVG ist unterwegs. Zoo und Tierpark bleiben geschlossen.
Bilanz nach Sturmtief „Xavier“: Sieben Tote, hunderte Unfälle
Nach und nach normalisiert sich der Zugverkehr. Feuerwehren sind weiter im
Dauereinsatz. Sieben Menschen hat „Xavier“ das Leben gekostet.
Sturm Xavier in Berlin: Tote und Verletzte durch Unwetter
Der Sturm „Xavier“ riss in ganz Berlin zahlreiche Bäume aus dem Boden. In
Brandenburg kamen drei Menschen ums Leben, in Berlin-Tegel eine im Auto
sitzende Frau.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.