| # taz.de -- Sturm Xavier in Berlin: Tote und Verletzte durch Unwetter | |
| > Der Sturm „Xavier“ riss in ganz Berlin zahlreiche Bäume aus dem Boden. In | |
| > Brandenburg kamen drei Menschen ums Leben, in Berlin-Tegel eine im Auto | |
| > sitzende Frau. | |
| Bild: Umgestürzter Baum in Kreuzberg | |
| Berlin/Potsdam dpa | Durch den Sturm „Xavier“ ist in Berlin-Tegel eine Frau | |
| getötet worden. Ein Baum stürzte nach Angaben der Feuerwehr am Donnerstag | |
| in der Straße Schwarzer Weg auf ihr Auto. | |
| Die Zahl der Toten im Land Brandenburg ist auf drei gestiegen. Bei Gransee | |
| im Landkreis Oberhavel sei ein Ast in eine Windschutzscheibe geflogen und | |
| habe einen Menschen getötet. Zudem wurde in derselben Region eine Frau in | |
| einem Auto von einem Baum erschlagen, wie die Polizei in Potsdam mitteilte. | |
| Ein dritter Mensch sei bei Müllrose im Landkreis Oder-Spree ums Leben | |
| gekommen, teilte der Lagedienst der Polizei in Potsdam mit. Zuvor waren | |
| bereits zwei Todesfälle aus Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern bekannt | |
| geworden. | |
| Auch in Berlin sind mehrere Menschen durch umstürzende Bäume verletzt | |
| worden. In Köpenick fiel ein Baum auf ein Auto und verletzte drei Menschen. | |
| So auch im Plänterwald in Treptow. Dort wurden zwei Menschen durch einen | |
| umstürzenden Baum verletzt, wie die Feuerwehr mitteilte. | |
| Der Sturm riss in ganz Berlin zahlreiche Bäume aus dem Boden, so dass sie | |
| auf Straßen, Wege und Bahngleise fielen. Zugstrecken und Straßen mussten | |
| gesperrt werden. Die heftigen Böen warfen auch geparkte Motorräder und | |
| Fahrräder um. | |
| Die Berliner Flughäfen haben wieder damit begonnen, Maschinen abzufertigen. | |
| Die Vorfeldabfertigung sei sowohl in Schönefeld als auch in Tegel wieder | |
| aufgenommen worden, twitterte die Flughafengesellschaft am Donnerstagabend. | |
| „Es kann noch zu Verzögerungen kommen.“ Wegen des Sturms hatten Passagiere | |
| vorübergehend ihre gelandeten Flugzeuge nicht verlassen dürfen, auch neue | |
| Maschinen waren vorerst nicht beladen worden. | |
| Das Sturmtief hatte einen Großteil des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin | |
| lahmgelegt. Bereits gegen 16.30 Uhr ließ die S-Bahn den Betrieb ruhen. | |
| „Aufgrund vieler Unwetterschäden (Bäume in den Gleisen)“ werde der Verkehr | |
| im gesamten Netz eingestellt, teilte die Bahn über Twitter mit. Lediglich | |
| ein Notverkehr wurde teilweise eingerichtet. Wenig später gab die BVG | |
| bekannt, dass sie keine Busse mehr einsetzt. Auch die meisten | |
| U-Bahn-Strecken, die oberirdisch verlaufen, wurden nicht mehr befahren. Der | |
| Fährverkehr wurde ebenfalls komplett eingestellt, genauso wie weite Teile | |
| des Tramverkehrs. | |
| Ein Busfahrer sagte seinen Gästen auf der Linie M29 durch: „Liebe | |
| Fahrgäste, ich fahr seit dreißig Jahren Linienbus, aber das habe ich noch | |
| nicht erlebt: der Busverkehr wird eingestellt, bitte steigen Sie alle aus.“ | |
| Erst nach 19 Uhr fuhren die ersten Buslinien wieder. Mit Störungen sei aber | |
| bis in den Freitagmorgen zu rechnen, teilte die BVG mit. | |
| Viele Menschen versuchten es mit den U-Bahnen. Im Internet kursierten Fotos | |
| von völlig überfüllten Bahnhöfen. „Proppevoll“ seien die Züge, sagte e… | |
| Sprecher. Aber auch hier kam es zu Problemen in oberirdischen Teilen. Die | |
| U2 im Westen, die U5 im Osten und die U6 im Norden waren zwischendurch | |
| unterbrochen. Die U1 fuhr dagegen durchgehend auch oberirdisch weiter. | |
| Auf den Flughäfen gab es zeitweise nur eingeschränkten Betrieb, weil die | |
| Abfertigung eingestellt wurde. Passagiere mussten in gelandeten Flugzeugen | |
| warten. Zum Abflug vorgesehene Maschinen konnten sowohl in Tegel als auch | |
| in Schönefeld nicht mehr beladen werden. Es gab zahlreiche Verspätungen und | |
| einige Umleitungen. | |
| Die Stadtautobahn A 100 wurde an der Auffahrt Spandauer Damm wegen eines | |
| umgestürzten Baumes teilweise gesperrt. Auch auf anderen Straßen, wie dem | |
| Ku'damm, fielen Bäume um. Auf der Rudolf-Wissell-Brücke in Charlottenburg | |
| wurde ein Transporter von einer Sturmböe erfasst und umgekippt. Die | |
| heftigen Sturmböen warfen in der Innenstadt auch geparkte Motorräder und | |
| Fahrräder um und schleuderten Blumenkästen von den Balkonen. | |
| Wegen des Unwetters blieb auch die Internationale Gartenausstellung (IGA) | |
| in Marzahn geschlossen. Auch Zoo und Tierpark blieben am Nachmittag zu. | |
| „Elefanten, Zebras und Giraffen (…) ziehen sich sicherheitshalber in ihre | |
| Stallungen zurück“, hieß es. Der Funkturm auf dem Messegelände in | |
| Charlottenburg war nicht mehr zugänglich. „Bei starkem Wind kann der Turm | |
| bis zu 40 Zentimeter in alle Richtungen schwanken“, sagte ein Sprecher. | |
| Kaum betroffen waren hingegen die Straßenbahnen bis zum frühen Abend. Die | |
| meisten Linien fahren nach Angaben der Berliner Verkehrsbetriebe. Die | |
| Linien M13 und 50 sind wegen umgefallener Bäume an der Seestraße derzeit | |
| zwischen Virchow-Klinikum und Björnsonstraße unterbrochen. Die M6 und 16 an | |
| der Landsberger Allee. Auch die Straßenbahnlinie 60 in Rahnsdorf sei | |
| betroffen. | |
| Die Deutsche Bahn hatte bereits am Nachmittag wegen des nahenden Sturms | |
| „Xavier“ die Fernverkehrsstrecken Berlin-Hannover und Berlin-Hamburg nicht | |
| mehr bedient. Das teilte ein Bahnsprecher in Berlin mit. Man wolle damit | |
| vermeiden, dass Züge auf offener Strecke liegenbleiben. | |
| Das Sturmtief hatte zuvor den Bahnverkehr in ganz Norddeutschland | |
| lahmgelegt. Die Bahn stellte den Zugverkehr in Schleswig-Holstein, | |
| Niedersachsen und Bremen und auch den S-Bahnverkehr in Hamburg bis auf | |
| weiteres ein. Ursache waren auf die Gleise oder in die Oberleitungen | |
| gewehte Bäume. | |
| Der Sturm, der am Donnerstag über Berlin und Brandenburg hinwegziehen soll, | |
| hat sich am Morgen mit Dauerregen angekündigt. „Das Regentief ist der | |
| Vorbote“, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdiensts (DWD) in Potsdam. | |
| Im Lauf des Vormittags soll der Wind deutlich stärker werden. | |
| Erwartet werden Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten um 85 Stundenkilometer | |
| sowie schwere Sturmböen zwischen 90 und 100 Stundenkilometern. Nur | |
| vereinzelt können auch orkanartige Böen mit noch höheren Geschwindigkeiten | |
| auftreten. Die Feuerwehr hatte am Vormittag noch wenige Einsätze, sagte ein | |
| Sprecher. Am Landwehrkanal in Charlottenburg mussten 20 Feuerwehrmänner | |
| allerdings einen umgestürzten Baum aus dem Wasser ziehen. Der Schiffverkehr | |
| wurde auf der Höhe Salzufer gesperrt. | |
| Wegen des Unwetters blieb die Internationale Gartenausstellung (IGA) in | |
| Marzahn geschlossen. „Die Schließung des IGA-Geländes dient der Sicherheit | |
| unserer Besucherinnen und Besucher“, teilten die Veranstalter mit. „Wir | |
| informieren wieder!“, hieß es bei Twitter zum weiteren Vorgehen. Auch Zoo | |
| und Tiergarten sollten um 14Uhr ihre Pforten schließen. „Elefanten, Zebras | |
| und Giraffen (…) ziehen sich sicherheitshalber in ihre Stallungen zurück“, | |
| hieß es. | |
| Auch der Funkturm auf dem Messegelände in Charlottenburg schloss seine | |
| Türen für Besucher. „Bei starkem Wind kann der Turm bis zu 40 Zentimeter in | |
| alle Richtungen schwanken“, sagte ein Sprecher. Und auch für Schlösser und | |
| Gärten mussten Besucher mit Schließungen rechnen. Die notwendigen | |
| Vorbereitungen seien getroffen, teilte die Schlösser-Stiftung für Potsdam | |
| und Berlin mit. | |
| Einige Schulen schlossen früher, etwa die die | |
| Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule in Charlottenburg. Zuvor erinnerte die | |
| Bildungsverwaltung mit einem Rundschreiben an die Schulpflicht der | |
| Einrichtungen bei extremen Wetterlagen. „Jede Schule ist anders und muss | |
| daher selbst entscheiden, ob das Unwetter eine Gefahr für ihre Schüler | |
| darstellt oder nicht“, sagte Verwaltungssprecherin Beate Stoffers. Da die | |
| Unwetterwarnung für ganz Berlin gilt, entschloss man sich für den Hinweis, | |
| so Stoffers. | |
| Die Feuerwehr rät allgemein bei Unwettern: „Bleiben Sie bei Sturm und | |
| Gewitter im Haus – das ist der sicherste Ort. Ziehen Sie Netzstecker und | |
| Antennenkabel von Fernsehgeräten und PCs. Bekämpfen Sie kleinere | |
| Wasserschäden selbst. Sie halten damit Feuerwehrkräfte für wichtige | |
| Einsätze frei.“ | |
| ## Appelle der Feuerwehr | |
| Der Feuerwehrchef Wilfried Gräfling appellierte auf der Internetseite aber | |
| auch, nur bei echten Notfällen die Notrufnummer 112 anzurufen. Die | |
| Feuerwehr müsse ihre Kräfte effizient einsetzen. „Bitte haben Sie | |
| Verständnis dafür, dass Regen- und Sturmschäden nach Priorität beseitigt | |
| werden. Belasten Sie die Leitstelle nicht durch Nachfragen, außer in | |
| wirklich dringenden Fällen.“ | |
| 5 Oct 2017 | |
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