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# taz.de -- Berliner Wochenkommentar II: Wie Pawlowsche Pandas
> Pandadame Meng Meng hat eine Marotte: Sie bewegt sich entweder gar nicht
> oder rumpelt rückwärts durchs Gehege. Für den Zoo eine mögliche
> Win-Win-Situation.
Bild: Läuft eben gerne rückwärts, so sie läuft: Pandadame Meng Meng.
Knut, Bao Bao, der goldene Berlinale-Bär – Berlin hat einfach kein Glück
mit seinen Wappentieren. Dauernd sterben sie weg oder sehen zumindest
extrem räudig aus. Nach jahrelangen mühsamen Verhandlungen sind in diesem
Juni nun endlich zwei neue Große Pandas in den Zoo gezogen, und dann das:
Bei Meng Meng scheint der Vorwärtsgang beschädigt. Die Dame bewegt sich
bevorzugt gar nicht, und wenn doch, dann falsch herum. Rückwärts rumpelt
sie durch ihr Gehege bis sie an eine Wand stößt. Ein eher unerwartetes
Verhalten, das sich auch die zu Rate gezogenen Wissenschaftler nicht
erklären können.
Dafür aber reagieren immerhin die Menschen völlig berechenbar. Wie
Pawlowsche Pandas gaben die üblichen Verdächtigen von Deutschem
Tierschutzbund und PETA in Berichten Anfang der Woche wieder zu Protokoll:
Die seltsame Marotte liege ganz gewiss daran, dass das Bärchen nicht
artgerecht gehalten werde, ach was, dass gleich jedwede Pandahaltung zu
verdammen sei.
## Für den Zoo ist das Ganze eher unangenehm
Nun spricht für diese These allerdings erst mal nichts. Meng Meng kommt aus
dem chinesischen Pandazuchtprojekt und wird gemäß dort erlangter Kenntnisse
gehalten. Unter diesen Bedingungen lebten schon ihre Eltern und Geschwister
ohne jede Auffälligkeit und fühlten sich offenbar bärenwohl. Dabei haben
sie sich so erfolgreich vermehrt, dass die einstmals unmittelbar vor dem
Aussterben stehende Art sogar um eine Bedrohungskategorie herabgestuft
werden konnte. Die Möglichkeit, dass einzelne Individuen sich auch mal
abweichend verhalten und man zunächst die Gründe ermitteln sollte, scheint
den Tierschützern nicht in den Sinn zu kommen.
Für den Zoo ist das Ganze eher unangenehm, könnte sich aber noch als
Win-Win-Situation erweisen: Nach dem Abflauen der ersten Besucherscharen
könnten nun Neugierige nachströmen, die einen Bär mal rückwärts sehen
wollen und so weiteres Geld in die Zookasse spülen – mit dem dann
hoffentlich Artenschutzprojekte gefördert werden. Und wer weiß: Vielleicht
legt Meng Meng ja eines Tages doch noch einen anderen Gang ein.
7 Oct 2017
## AUTOREN
Heiko Werning
## TAGS
Berliner Zoo
Pandas
China
Pandas
Sturm
Einwanderung
Zoo Berlin
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