| # taz.de -- Kommentar Deutsche Islamkonferenz: Ein schwieriger Gastgeber | |
| > Die Deutsche Islamkonferenz verfolgt ein wichtiges Ziel. Nur sind die | |
| > Erfolgsaussichten unter einem Innenminister Seehofer leider zweifelhaft. | |
| Bild: Aha: Horst Seehofer findet, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Musli… | |
| An der Realität vorbei. Zu viele konservative Verbände, die zu wenige | |
| muslimische Menschen in Deutschland repräsentieren. So lautete in den | |
| vergangenen Jahren die Kritik an der Deutschen Islamkonferenz (DIK). In | |
| diesem Jahr will das Bundesinnenministerium (BMI) es besser machen. In der | |
| [1][vierten Islamkonferenz] soll es unter der Überschrift „Muslime in | |
| Deutschland – deutsche Muslime“ darum gehen, „wie das Zusammenleben von | |
| Muslimen und Nicht-Muslimen im Alltag und in der Nachbarschaft ganz | |
| praktisch gelingt“. | |
| Anders als in der Vergangenheit sollen diesmal aber nicht nur die großen | |
| Islamverbände wie [2][Ditib] oder der Zentralrat der Muslime (ZDM) dabei | |
| sein. Nur etwa 25 Prozent der mehr als 4 Millionen Muslim*innen in | |
| Deutschland fühlen sich von ihnen repräsentiert. Deswegen sollen in diesem | |
| Jahr auch nicht-organisierte Einzelpersonen und verbandsunabhängige | |
| Initiativen mitdiskutieren. | |
| Das ist ein wichtiger Schritt – auch, wenn wohl nie alle Beteiligten mit | |
| der Zusammensetzung der DIK zufrieden sein werden. Und auch ein Dialog | |
| darüber, wie ein „deutscher Islam“ aussehen könnte, ist ein hehres Ziel. | |
| Die Erfolgsaussichten sind allerdings begrenzt. Das liegt nicht daran, dass | |
| die Muslim*innen sich einer solchen Diskussion verweigern würden. Wie | |
| wütend es viele macht, dass sie bis heute als „Deutsche auf Bewährung“ | |
| gesehen werden, hat nicht zuletzt die Debatte um Mesut Özil gezeigt. | |
| ## Alle auf eine Linie zu bringen, ist unmöglich | |
| Das Problem liegt anderswo. Zum einen gibt es „den Islam“ nicht. Es gibt | |
| zig unterschiedliche Glaubenrichtungen im Islam, die sich wiederum je nach | |
| Land ungemein unterscheiden – Sunnit*innen in der Türkei leben ihre | |
| Religion anders als jene in Syrien. In Deutschland kommen diese Gruppen | |
| alle zusammen, mit der jüngsten Einwanderung aus arabischen Ländern hat | |
| sich die Zusammensetzung noch mal diversifiziert. | |
| Das erkennt die DIK in ihrer diesjährigen Zusammensetzung immerhin an. Doch | |
| diese Menschen alle auf eine Linie bringen zu wollen ist nicht nur | |
| unmöglich, sondern wäre auch übergriffig. | |
| Das nächste Problem heißt: Horst Seehofer. Der Innenminister hat direkt zu | |
| Amtsantritt verkündet, der Islam gehöre nicht zu Deutschland – die hier | |
| lebenden Muslim*innen aber schon. Wie er diese zwei Aussagen logisch | |
| zusammenbringt, sei dahingestellt: Viele Menschen nehmen ihm diesen Satz – | |
| zu Recht – sehr übel. | |
| Diese Menschen aber sind es, die den Islam oder die Islame in Deutschland | |
| ausmachen. Dass also unter einem Gastgeber, der die Zugehörigkeit einer | |
| Religion zu diesem Land verneint, zielführend und empathisch über mehr | |
| Zugehörigkeit diskutiert werden kann – das ist zu bezweifeln. | |
| 28 Nov 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dinah Riese | |
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