# taz.de -- Israel löst Parlament auf: Neuwahl im März | |
> Die Knesset hat am Montagabend ihrer Auflösung zugestimmt. Die Regierung | |
> von Premier Natanjahu war zuvor am Streit um das Nationalstaatsgesetz | |
> zerbrochen. | |
Bild: Jüdischer Staat: Premier Benjamin Natanjahu wollte die Verfassung änder… | |
JERUSALEM ap | In Israel wird im kommenden Frühjahr zwei Jahre früher als | |
geplant ein neues Parlament gewählt. 93 der 120 Abgeordneten stimmten am | |
Montag für die Auflösung der Knesset und der vorgezogenen Neuwahl am 17. | |
März. Nur wenige Parlamente in der israelischen Geschichte kommen auf eine | |
kürzere Legislaturperiode. | |
Ersten Umfragen zufolge wird die jetzt von der Likud-Partei geführte | |
Rechts-Koalition wieder an die Macht zurückkehren. Likud-Chef und | |
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu selbst ist demnach derzeit aber nicht | |
der Favorit der Befragten für eine weitere Amtszeit als Regierungschef. | |
Seine Gegner auch im eigenen rechtskonservativen Lager könnten letztendlich | |
erreichen, dass er nicht ein viertes Mal Ministerpräsident wird. | |
Zerbrochen ist die derzeitige Koalition an einem umstrittenen | |
Nationalstaatsgesetz und Haushaltsstreitereien. Mit dem | |
Nationalstaatsgesetz sollte nach Willen Likuds und seiner | |
ultrakonservativen Koalitionspartner Israel als jüdischer Staat definiert | |
werden. Dagegen hatte sich insbesondere die - deswegen von ihm entlassene - | |
Justizministerin Zipi Livni gewandt, die sich nun mit ihrer Partei Hatnuah | |
hin zur Arbeitspartei von Izchak Herzog zu orientieren scheint. | |
Eine am Montag veröffentlichte Umfrage zeigte, dass eine gemeinsame Liste | |
von Arbeitspartei und Hatnuah stärkste Kraft in der nächsten Knesset werden | |
könnte. Sie wären aber auf die Unterstützung der nationalistischen Jisrael | |
Beiteinu von Außenminister Avigdor Lieberman oder ultraorthodoxer Parteien | |
angewiesen, um Netanjahu als Ministerpräsident abzulösen. | |
## Likud setzt auf die Siedler | |
Ohne Hatnuah und die ebenfalls moderate Jesch Atid hatte Netanjahus | |
geplatzte Koalition noch 61 Sitze in der Knesset. Für die Neuwahl setzt er | |
auf Zugewinne dieses von Likud geführten „nationalen Blocks“ mit Lieberman | |
und die vor allem von Siedlern unterstützte Partei Jüdische Heimat. | |
Der Streit mit den moderaten Parteien eskalierte mit dem Gesetzentwurf, der | |
Israel als „jüdischen Staat“ definierte. Das steht zwar bereits in der | |
Unabhängigkeitserklärung von 1948, Netanjahu wollte es aber auch in der | |
Verfassung verankern. Kritiker monierten, dass die Wortwahl Netanjahus den | |
demokratischen Charakter Israels untergraben und die Rechte der arabischen | |
Israelis verletzen würde, die rund 20 Prozent der Bevölkerung des Landes | |
ausmachen. | |
9 Dec 2014 | |
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