# taz.de -- Internetzensur im Iran: Intranet statt Internet | |
> Die iranische Regierung baut sich die digitale Welt, wie es ihr gefällt. | |
> Internetnutzer des Landes werden schrittweise von ausländischen | |
> Webdiensten isoliert. | |
Bild: Grenzenlos Surfen im nationalen Internet: Systematisch kappt die iranisch… | |
BERLIN taz | Im Iran wird das Internet neu erfunden. Die Regierung zwängt | |
das Worldwide Web in ein nationales Korsett. Der iranische Informations- | |
und Kommunikationsminister Mohammed Hasan Nami ließ am Sonntag über das | |
Staatsfernsehen die Gründung eines staatlichen E-Mail-Dienstes verkünden. | |
Jeder Einwohner des Landes bekommt eine Mailadresse auf der Domain | |
„mail.post.ir“ zugewiesen. Die iranische Post verwaltet den eigens für die | |
Bevölkerung entwickelten E-Mail-Dienst. [1][Nami sieht darin eine Chance], | |
die Kommunikation zwischen staatlichen Behörden und den Einwohnern zu | |
erleichtern. Außerdem könne die Privatsphäre der Iraner dadurch vor | |
Angriffen aus dem Ausland geschützt werden. | |
Die Machtinhaber in Teheran setzten mit der Zuweisung der elektronischen | |
Kontaktadresse einen weiteren Meilenstein in Richtung „Halal Internet“, der | |
angestrebten nationalisierten Online-Welt. Das Datennetz soll systematisch | |
auf ein landeseigenes Intranet reduziert werden. Die freie Internetnutzung | |
wird bereits durch einen Filter verhindert. Soziale Netzwerke wie Facebook | |
sind bereits jetzt für die Bevölkerung unzugänglich. Zuletzt wurde die | |
[2][Verschlüsselungstechnik VPN], durch dessen Software Nutzer die | |
Internetzensur umgehen konnten, verboten. | |
Die Regierung investiert in eine alternative Infrastruktur, die das | |
Internet staatlich kontrollierbar macht. YouTube wurde durch ein | |
[3][staatliches Video-Portal] ersetzt. Der neueste Schritt soll nun den | |
E-Mail-Dienst von Google ersetzen. Ungeklärt ist noch, ob die Nutzung der | |
staatlich reglemtierten Mailadresse auch für den privaten Gebrauch | |
verpflichtend ist. | |
Unter den 75 Millionen Einwohnern der Landes sind laut offiziellen | |
Statistiken knapp die Hälfte Internetnutzer. Das Internet galt nach der | |
Präsidentschaftswahl 2009 als Organisationsstütze für die Massenproteste | |
gegen die amtierende Regierung. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, | |
dass in diesem Jahr die Internetverbindung im Land in der Zeit vor der Wahl | |
am 14. Juni ungewöhnlich langsam war. | |
Ab nächsten Monat ist der neu gewählte Präsident Hassan Rouhani im Amt. | |
Rouhani hat sich noch nicht zum landeseigenen Email-Dienst geäußert. | |
Prinzipiell aber kündigte eine relativ gemäßigte Politik an und verspricht | |
weniger staatliches Eingreifen in private Internetnutzung. | |
9 Jul 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.reuters.com/article/2013/07/08/us-iran-internet-idUSBRE9670LZ201… | |
[2] http://www.reuters.com/article/2013/03/10/us-iran-internet-idUSBRE9290CV201… | |
[3] http://ww2.mehr.ir/ | |
## AUTOREN | |
Marie Kamprath | |
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