# taz.de -- Indigenenkonflikt in Chile: Hungerstreik der Mapuche zu Ende | |
> Kompromiss mit Chiles Justiz: Nach Zugeständnissen der Regierung bricht | |
> ein inhaftierter Mapuche seinen Hungerstreik nach 107 Tagen vorerst ab. | |
Bild: Während des Hungerstreiks des inhaftierten Mapuche Celestino Córdova ka… | |
BUENOS AIRES taz | In Chile hat der Mapuche Celestino Córdova seinen | |
Hungerstreik nach 107 Tagen beendet. Am Dienstag einigten sich der | |
spirituelle Mapuche-Anführer und die Regierung auf eine [1][Übereinkunft]. | |
Darin erlaubt die Regierung dem inhaftierten Machi einen 30-stündigen | |
Aufenthalt bei seinem heiligen Altar (rewe), um seine spirituelle Energie | |
zu erneuern. Während des Hungerstreiks des 34-Jährigen war es in der | |
Provinz La Araucanía zu [2][gewaltsamen Auseinandersetzungen] gekommen. | |
Córdova war 2014 als alleiniger Angeklagter wegen Brandstiftung mit | |
zweifacher Todesfolge zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Bei einem | |
Anschlag auf einen Gutshof im Januar 2013 war das ältere Besitzerehepaar | |
beim Brand ihres Hauses ums Leben gekommen. Córdova hatte die Vorwürfe | |
zurückgewiesen. Wegen der Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus im | |
Gefängnis hatte er im März eine vorübergehende Überstellung in den | |
Hausarrest gefordert. | |
Während die Regierung dies mit dem Argument ablehnte, das könne nur die | |
Justiz entscheiden, lehnte der Oberste Gerichtshof in Santiago am 13. | |
August die Forderung in letzter Instanz ab. „Insgesamt sind die | |
Fortschritte nicht zufriedenstellend, aber das Ziel ist, Schritt für | |
Schritt voranzukommen“, kommentierte Córdova die Übereinkunft und kündigt | |
die Wiederaufnahme des Hungerstreiks an, sollte sich die Regierung nicht | |
daran halten. | |
Ähnlich äußerte sich Sergio Micco, Direktor des Nationalen Instituts für | |
Menschenrechte (INDH), das als Garant bei der Übereinkunft fungiert. „Das | |
ist nur ein kleiner Schritt. Noch immer werden die Rechte unserer indigenen | |
Völker nicht uneingeschränkt respektiert“, so Micco. | |
Zukünftig soll der Zugang zu „Ausbildungs- und Arbeitszentren“ für | |
inhaftierte Mapuche erleichtert werden, sowie „spezielle Module für | |
einheimische Völker“ in den Haftanstalten eingerichtet werden. Gemeint sind | |
damit Haftbedingungen, die die strafrechtlichen Bräuche indigener Völker | |
berücksichtigen, wie es die Konvention 169 der Internationalen | |
Arbeitsorganisation (ILO) bestimmt, die Chile 2008 angenommen hatte. Gegen | |
die 26 Mapuche, die sich im Laufe der Zeit dem Hungerstreik angeschlossen | |
hatten, sollen keine disziplinarischen Maßnahmen ergriffen werden. Erwartet | |
wird, dass auch sie ihren Hungerstreik beenden. | |
Mit rund 1,6 Millionen Angehörigen sind die Mapuche das größte indigene | |
Volk des Andenstaates und stellen gut 9 Prozent der rund 17,5 Millionen | |
ChilenInnen. Sie sind in den zentralen und südlichen Provinzen Bío-Bío, | |
Araukanien und Los Ríos beheimatet. Ein Großteil lebt in der Hauptstadt. | |
Sie sind keine homogene Gemeinschaft, die an einem Strang zieht. Vielen | |
geht es jedoch um Selbstbestimmung und das Recht auf ihr Land – was immer | |
wieder zu Konflikten mit der Staatsmacht und etlichen Unternehmen führt. | |
19 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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