# taz.de -- Indien entzieht Devisenlizenz: Arme Schwestern Mutter Teresas | |
> Indiens Regierung ordnet an, dass der karitative Orden der | |
> Friedensnobelpreisträgerin keine ausländischen Gelder mehr annehmen darf. | |
Bild: Eine Nonne küsst die Hand einer Statue von Mutter Theresa in Kalkutta | |
MUMBAI taz | Indiens Regierung hat der katholischen Ordensgemeinschaft der | |
verstorbenen Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa die Lizenz zur | |
Annahme ausländischer Gelder entzogen. Dies gefährdet die karitative Arbeit | |
des Ordens der Missionarinnen der Nächstenliebe mit Sitz im ostindischen | |
Kolkata (Kalkutta). Die nicht klar begründete Entscheidung der Behörden | |
reiht sich ein in die zunehmende Drangsalierung von Christen in Indien. | |
„Verführung junger Mädchen zum Christentum“, so lautet einer der Vorwürf… | |
mit denen sich die Schwestern im Dezember konfrontiert sahen. Die | |
Konversion von Hindus war ihnen bereits zuvor vorgeworfen worden, was sie | |
vehement bestreiten. Doch nun folgte der Lizenzentzug. | |
In einer Regierungserklärung wurden nicht näher genannte „negative | |
Informationen“ genannt, die bei einer Buchprüfung aufgetaucht seien. Die | |
Vorwürfe von Hindu-Hardlinern von Zwangsbekehrungen unter dem Deckmantel | |
der Wohltätigkeit wurden darin allerdings nicht erwähnt. | |
Mamata Banerjee, die zur Regierung in Delhi in Opposition stehende | |
Ministerpräsidentin Westbengalens, mahnt, dass jetzt mehr als 22.000 | |
Mitarbeitende der Ordensgemeinschaft und die von ihnen betreuten Patienten | |
betroffen seien. | |
## „Grausames Weihnachtsgeschenk“ | |
Pater Dominic Gomes von der Erzdiözese Kolkata, der Hauptstadt | |
Westbengalens, sprach von einem „grausamen Weihnachtsgeschenk“. | |
1950 waren die Missionarinnen der Nächstenliebe von der albanisch-stämmigen | |
Nonne Mutter Teresa gegründet worden. Sie wurde 1979 für ihre humanitäre | |
Arbeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Sie starb 1997 in Kolkata | |
und wurde 2016 von Papst Franziskus heilig gesprochen. | |
Ihre Ordensgemeinschaft umfasst weltweit mehr als 3.000 Schwestern, die | |
Hospize, Gemeinschaftsküchen, Schulen, Lepra-Einrichtungen und Heime | |
betreiben. Der Tageszeitung The Hindu zufolge erhielten sie im | |
Haushaltsjahr 2020/21 umgerechnet 662 Millionen Euro aus dem Ausland. | |
## Hebel zur Schwächung kritischer Organisationen | |
Nichtregierungsorganisationen brauchen in Indien eine Genehmigung zum | |
Empfang von Geldern aus dem Ausland. 2020 wurde das Verfahren von der | |
hindunationalistischen Regierung verschärft, um mit diesem Hebel kritische | |
Organisationen zu schwächen. So wurden auch schon Greenpeace und | |
[1][Amnesty International massiv ausgebremst]. | |
Das Vorgehen gegen die Ordensschwestern fällt jetzt zusammen mit vermehrten | |
Angriffen gegen die christliche Minderheit, die zwei Prozent der | |
Bevölkerung ausmacht. Zu Weihnachten sorgten eine zerstörte Jesus-Statue in | |
Nordindien sowie Störungen durch Hindunationalisten bei einer | |
Schul-Weihnachtsfeier in Südindien für Schlagzeilen. Auch wurden der | |
christlichen New Hope Foundation in Tamil Nadu und den Holy Spirit | |
Ministries die Lizenz entzogen. | |
Zehn Organisationen aus den Bereichen Klimawandel, Umwelt und Kinderrechte, | |
die aus westlichen Ländern unterstützt werden, sind laut der Zeitung The | |
Hindu derzeit auf einer Beobachtungsliste. | |
28 Dec 2021 | |
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[1] /Schikanen-gegen-Menschenrechtler/!5713174 | |
## AUTOREN | |
Natalie Mayroth | |
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