| # taz.de -- HSV weiter erstklassig: Strapaziertes Glück | |
| > Der Aufstieg wäre für Karlsruhe nicht zu früh gekommen. Nun muss der KSC | |
| > einen schweren, neuen Anlauf nehmen. Und der HSV? Hat auch zu tun. | |
| Bild: Freud und Leid, heißt es ja so schön, liegen dicht beinander – auch h… | |
| Karlsruhe taz | Nicolai Müller war beleidigt. „Das ganze Jahr wollt ihr | |
| nichts von mir, aber jetzt“, ätzte der Offensivspieler des Hamburger SV. | |
| Und lachte. Natürlich blieb er dann bei den Reportern stehen. Es war kein | |
| Tag, um beleidigt zu sein, aber so ganz konnte Müller den Frust der letzten | |
| Monate dann doch nicht verbergen. | |
| Müller, letzten Sommer für 4,5 Millionen Euro aus Mainz gekommen, hatte den | |
| HSV mit seinem Tor zum 2:1 in der 115. Minute im Relegationsrückspiel beim | |
| Karlsruher SC in der Bundesliga gehalten. Nicolai Müller! Einer jener acht | |
| teuren Zugänge, mit denen alles hätte besser werden sollen – aber dann doch | |
| alles wieder wie im Vorjahr mit dem Last-Second-Klassenerhalt in der | |
| Relegation endete. | |
| Hätte Schiedsrichter Manuel Gräfe in Karlsruhe in der 90. Minute der | |
| regulären Spielzeit nicht auf absichtliches Handspiel und Freistoß | |
| entschieden, nachdem Slobodan Rajkovic Jonas Meffert angeschossen hatte, | |
| dann wäre der HSV abgestiegen. Aber so schlenzte Marcelo Diaz den Ball von | |
| der Strafraumgrenze wie in Zeitlupe zum 1:1 ins Netz – das 1:1 aus dem | |
| Hinspiel war in letzter Sekunde egalisiert. | |
| Während der Siegtorschütze Müller erklärte, er hoffe, dass seine Karriere | |
| beim HSV mit diesem Treffer nun endlich beginne, stand ein paar Meter | |
| weiter Reinhold Yabo und rang nach einem Bild für seine Gefühle. | |
| ## „Das Herz herausgerissen“ | |
| Yabo hätte der Held des KSC werden können. Er hatte kurz nach seiner | |
| Einwechslung das 1:0 erzielt (78.) und musste dann aber mitansehen, wie dem | |
| KSC der ersehnte Aufstieg dank einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters | |
| und Müllers einzigem Moment der Saison der Aufstieg doch noch entglitt. | |
| „Wenn man das Gefühl messen könnte, wie es ist, wenn das Herz | |
| herausgerissen wird, dann würde es das gut beschreiben“, sagte Yabo, der | |
| den KSC womöglich verlassen wird und dann sein Gemeinderatsmandat aufgeben | |
| muss. Womöglich werden auch andere bei einem Erstligaangebot schwach. | |
| Der Aufstieg wäre für den unter Altlasten leidenden Klub zwei Jahre vor | |
| Baubeginn einer neuen Arena nicht zu früh gekommen. Mit den Mehreinnahmen | |
| aus den TV-Geldern in Liga eins (21 statt 7 Millionen Euro) hätte der KSC | |
| sein negatives Eigenkapital (5 Millionen Euro) tilgen können. Auch wenn der | |
| Rechtehändler Michael Kölmel vom TSV-Geld stattliche 15 Prozent eingesackt | |
| hätte. Nun muss der KSC einen schweren, neuen Anlauf nehmen. „Fußball“, | |
| sagte KSC-Manager Jens Todt, „kann so wehtun.“ | |
| „Die Enttäuschung ist riesig“, gestand auch KSC-Trainer Markus Kauczinski. | |
| Doch die Karlsruher erspielten sich in den letzten Tagen bundesweit große | |
| Sympathien. So langsam bekommen auch über die Stadtgrenzen hinaus die | |
| Fußballinteressierten mit, welch beeindruckende Aufbauarbeit Kauczinski und | |
| Todt mit kleinem Budget in Baden leisten. | |
| Die einzige richtige Entscheidung des HSV-Vorstandsvorsitzenden Dietmar | |
| Beiersdorfer hingegen war es, Bruno Labbadia sechs Spieltage vor Saisonende | |
| als vierten Trainer zu installieren. Der HSV war Letzter. Abgeschrieben. | |
| Labbadia reanimierte ausgemusterte Profis wie Gojko Kacar oder Ivo Ilicevic | |
| wieder und entwickelte ein neues Wir-Gefühl im hierarchielosen Kader. | |
| „Abstiegskampf ist scheiße“, gab Labbadia hinterher ziemlich mitgenommen | |
| zu. Jetzt dürfe man aber nicht blauäugig sein, mahnte der Coach. | |
| Labbadia wird den Kader stark verändern. Rafael van der Vaart | |
| beispielsweise absolvierte seine letzte Partie im HSV-Trikot. Der Holländer | |
| steht symbolisch für die verfehlte Politik der letzten Jahre: teuer und auf | |
| Pump des Gönners Kühne einkaufen. Am Montag hat der HSV mal wieder Glück | |
| gehabt – zu oft sollte er es nicht mehr strapazieren. | |
| 2 Jun 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Tobias Schächter | |
| ## TAGS | |
| Relegation | |
| Fußball | |
| Fußball-Bundesliga | |
| Hamburger SV | |
| Fußball | |
| Fußball | |
| Karlsruher SC | |
| Relegation | |
| Relegation | |
| Relegation | |
| Fußball | |
| Fußball | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Männerfußball-Relegation 2./3. Liga: Der KSC will gelassen aufsteigen | |
| Der Karlsruher SC braucht dringend die Rückkehr in die Zweite | |
| Fußball-Bundesliga. In der Relegation geht es gegen Erzgebirge Aue. | |
| Entlassung von HSV-Trainer Labbadia: Raus mit Applaus | |
| Trotz starker Leistung gegen den FC Bayern entlässt der HSV seinen Trainer. | |
| Ausschlaggebend war die mittelfristige Entwicklung. Kommt Gisdol? | |
| Karlsruher SC in der 2. Liga: Eine wahre Seuchensaison | |
| Viele Verletzte und die Suche nach der Form: Nach dem verpatzten Aufstieg | |
| kommt der Karlsruher SC in der 2. Fußball-Bundesliga nicht in Tritt. | |
| Relegationsspiel Zweite und Dritte Liga: 1860 entgeht knapp dem Abstieg | |
| Die „Löwen“ bleiben nach einer Horror-Saison in der zweiten Liga. Die | |
| Hoffnungen von Holstein Kiel werden in den letzten Sekunden des | |
| Relegationsspiels zerstört. | |
| HSV bleibt in der 1. Liga: Jetzt keine Uhr-Witze | |
| In der Relegation gegen den Karlsruher SC schafft der Hamburger SV mit viel | |
| Glück den Klassenerhalt. Umstritten war eine spielentscheidende Szene. | |
| Fußball-Bundesliga Relegation: Einzig die Latte ist erstligareif | |
| Der HSV präsentiert sich im Hinspiel gegen den Karlsruher SC wie ein | |
| Absteiger. Weil die Gäste ihre Chancen nicht nutzen, reicht es zu einem | |
| 1:1. | |
| Letzter Spieltag der Fußball-Bundesliga: Paderborn steigt ab | |
| Der HSV hat sich erst einmal gerettet, Paderborn und Freiburg hingegen | |
| nicht. Die Spieler des FC Bayern München stimmen sich schon auf die | |
| Meisterfeier ein. | |
| Kommentar Hamburger Sportverein: Alles endet, nur das HSV-Elend nicht | |
| Zu viele Enttäuschungen und überhaupt keine Freude. Für HSV-Fans ist | |
| bereits das Leben die Hölle – darum meiden sie den klubeigenen Friedhof. |